Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals
du sie mitgebracht?«
»R’shiel? Sie hat einen Plan zur Rettung der Harshini ersonnen.« Vom Tisch nahe dem Kamin nahm Brakandaran ein kleines Standbild zur Hand, ein mit höchster Feinheit aus Jade geschnitztes Pferdchen. Es wirkte wie ein fardohnjisches Kunstwerk.
»Wenn er so viel taugt wie ihr Plan zur Vernichtung Xaphistas, stehen wir ohne ihren Beistand durchaus vorteilhafter da.«
Brakandaran stellte das Standbild zurück an seinen Platz und lächelte Shananara zu. »Hohn steht dir schlecht, Shananara. Aus deinem Munde klingt dergleichen lächerlich. Um ihn wirksam werden zu lassen, braucht man in den Adern ein wenig menschliches Blut.«
»Das Dämonenkind sollte den Göttern dafür dankbar sein, dass kein Menschenblut in meinen Adern fließt. Wenn du Korandellan siehst …«
»Wie arg steht es um ihn?«
»Schlimm genug.« Shananara entfernte sich von der Tür und schritt zu dem hohen, offenen Fenster. Die aufgehende Sonne erzeugte auf ihrem dunkelroten Haar goldene Glanzlichter und umspielte ihre makellosen Harshini-Gesichtszüge mit karmesinrotem Schimmer. Sie verschränkte die Arme, als fröre sie, obwohl es im Sanktuarium immerzu gleich angenehm warm blieb. »Er liegt im Sterben, Brakandaran.«
»Aber wieso …?« Brakandaran war viel zu entgeistert, um die Frage beenden zu können.
»Was glaubst du denn wohl, wie es so weit kommen konnte? Das Dämonenkind bedient sich der Harshini-Magie, als wäre sie unerschöpflich. Sie äußert Drohungen, mal schmeichelt sie, mal nötigt sie, und wo sie auch geht und steht, sinnt sie mit jedem Atemzug auf Gewalt. Seit R’shiels Geburt zapft Korandellan ununterbrochen die Magie-Macht an, und ich – die Götter seien mir gnädig – habe sie darin unterrichtet, das Gleiche zu tun. Begreifst du, welches Unheil ihm zugefügt wird? Kannst du dir vorstellen, wie es für ihn sein musste, das Sanktuarium abseits der herkömmlichen Zeit zu halten, während das Dämonenkind weit und breit Unsegen stiftet, ihre Bosheit austobt, ohne auf irgendetwas oder irgendwen Rücksicht zu nehmen? Das ist es, was ihn zugrunde gerichtet hat.«
»Kann nicht Cheltaran ihm helfen?«
»Es ist ja die Macht der Götter, an der er auf diese Weise Schaden genommen hat, Brakandaran. Noch mehr göttliche Magie-Kraft kann seinen Zustand nur verschlimmern.«
»Aber in der Vergangenheit hat Cheltaran schon anderen Betroffenen Beistand erwiesen, die sich überfordert hatten. Erst vor kurzem ist es wieder in Groenhavn geschehen.«
»Glenanaran und die anderen hatten sich nur gewisser Aspekte der Magie-Kraft bedient. Ihnen konnte Cheltaran zur Gesundung verhelfen, weil er Bestandteile nutzte, die ihrerseits unberührt geblieben waren. Korandellan hat alles eingesetzt. Würden die Götter nun eingreifen, könnte jeder von ihnen seinen Tod bewirken.«
»Warum hast dann du ihm keine Unterstützung geleistet? Du hättest ihn um einen Teil der Bürde erleichtern können.«
»Glaubst du etwa, ich hätte es nicht gewollt? Immer wieder habe ich ihn angefleht, Brakandaran. Aber er hielt an der Überzeugung fest, R’shiel würde den Sieg erringen, bevor seine Kräfte schwinden. Wie sich jetzt zeigt, beruhte seine Einstellung auf eitlem Wunschdenken.«
»Noch ist er nicht tot, Shananara, und die Harshini sind in keiner unmittelbaren Gefahr. Erst müssen Xaphistas Büttel einen Weg in die Berge finden. Uns bleibt noch Zeit.«
»Zeit wofür, Brakandaran? Für Korandellans Tod? Und dir muss doch klar sein, was folgt, wenn er stirbt, oder? R’shiel ist Lorandraneks Tochter. Sie ist die rechtmäßige Thronerbin.«
Brakandaran starrte die Prinzessin an; ihre Worte jagten ihm blankes Grausen ein. »Du denkst doch wohl nicht im Ernst daran, R’shiel den Thron besteigen zu lassen? Das wäre Wahnsinn. Hat Korandellan kein Kind?«
»Er hat keine Kinder, Brakandaran.«
»Also musst du ihm nachfolgen.«
»Ich kann es nicht, wenn R’shiel nicht auf die Krone verzichtet.«
»Dann werde ich dafür sorgen, dass sie darauf verzichtet«, verhieß Brakandaran. Die Vorstellung, R’shiel könnte Herrscherin der sanftmütigen Harshini werden, war zu abwegig, ja zu grässlich, um sie sich in Einzelheiten auszumalen.
Zärtlich lächelte Shananara ihm zu. »Ich glaube dir, dass du diesen redlichen Vorsatz in vollem Ernst aussprichst, Brakandaran. Die Entscheidung jedoch liegt weder bei dir noch bei mir. Sie muss zwischen Korandellan und dem Dämonenkind fallen.«
»Sie wird verzichten.«
»Mag sein. Aber sollte
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