Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals
Königs. Es rundeten sich Leib und Gliedmaßen neu zum gewohnten Aussehen, die Haut gewann frische Färbung. Kraftfülle strahlte wieder aus seiner Aura, sie war rein und frei von Bangen. So musste Korandellan in seiner vollen Blüte gewesen sein. Von neuem leuchteten seine Augen, er strotzte so seh vor Kraft, dass Brakandaran unwillkürlich erwartete, ihn im nächsten Augenblick vom Bett aufspringen zu sehen. Stattdessen jedoch richtete er sich geruhsam auf, bis er stand; sein Gewicht erzeugte auf dem mit Daunen gefüllten Bettzeug keinen Abdruck mehr.
Dann begab sich Korandellan mit einem Lächeln heiterer Gelassenheit in die Arme Gevatter Tods, und beide verschwanden aus dem Zimmer.
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»Ich begreife es nicht …«
»Das ist bei dir nichts Ungewöhnliches.« Brakandaran belächelte R’shiels mürrische Miene.
Mit einem Schwenk des Arms wies R’shiel auf die versammelten Harshini, die sich emsig auf den Aufbruch vorbereiteten. Auf sämtlichen Terrassen gab es aus Dämonen-Verschmelzungen erschaffene Drachen zu sehen. Manche Harshini allerdings zogen es anscheinend vor, auf großen, behäbigen Vögeln zu fliegen, die langsam mit den Schwingen schlugen, als müssten sie sich für den Flug erwärmen, und die Drachen missfällig anfauchten. Die Drachen hingegen unterschieden sich in Größe und Farbe. Etliche waren von wuchtiger Gestalt, so wie Dranymir und seine Brüder es bevorzugten. Andere hatten ein zierlicheres Äußeres; ihre wie von Erz gemachten Schuppen schimmerten wie Glut, während über dem Gebirge die Sonne sank.
»Warum sind sie allesamt so ungeheuer freudig gelaunt?«
Seit Korandellans Tod und Shananaras Ankündigung der Rückkehr in die Zitadelle war im Sanktuarium die Stimmung voll und ganz umgeschlagen. Der hohle Frohsinn, der in der Fluchtburg vorgeherrscht hatte, war einer Haltung zuversichtlicher Erwartung gewichen. Die Harshini, die da ihre Vorbereitungen zum Verlassen des Sanktuariums trafen, befanden sich in so gehobener Stimmung, dass es R’shiel wunderte, sie nicht vor sich hinpfeifen zu hören. Nicht alle traten sofort den Weg zur Zitadelle an; einige hatten Fardohnja und Hythria zum Bestimmungsort. Außerdem hatte Shananara Freiwillige aufgerufen, die dem für Medalon bestimmten Entsatzheer zu Hilfe fliegen sollten.
»Weil ihre Heimkehr bevorsteht.«
»Ja, in die Zitadelle. Mir war nicht klar, dass sie für sie eine so gewaltige Bedeutung hat.«
»Die Zitadelle ist ein Teil der Harshini, R’shiel. Ihr so lange fern sein zu müssen, hat sie stets stark bedrückt.«
»Ist ihnen denn nicht klar, was sie dort erwartet? Hüter … Karier …«
»Natürlich wissen sie’s. Aber du hast ihnen zugesichert, dass ihnen keine Gefahr droht, und sie verlassen sich auf Tarjanians Wort.«
R’shiel bemerkte sein Schmunzeln und kniff argwöhnisch die Augen zusammen. »Was grinst du da?«
Brakandaran lachte gedämpft. »Ich kann’s kaum erwarten zu erleben, was geschieht, wenn sie eintreffen.«
»Ist das abermals eine Anspielung auf eine der vielen wichtigen Einzelheiten, die du regelmäßig zu erwähnen vergisst?«
»Die Zitadelle hat zwei Jahrhunderte lang gleichsam im Winterschlaf gelegen, R’shiel. Sie dürfte erwachen, wenn die Harshini wieder daheim sind.«
»Was folgt daraus?«
»In dieser Hinsicht bin ich mir selbst unsicher«, antwortete Brakandaran mit unverwandtem Lächeln. »Doch es wird wohl etwas Beachtenswertes sein.«
Durch sein ständiges Geschmunzel verstimmt, verlegte R’shiel ihre Aufmerksamkeit zurück auf die so auffällig reisefreudigen Harshini. Sie und der Magus saßen auf derselben Terrasse, die sie bei der Ankunft betreten hatten, und schauten den Dämonen beim Erschaffen ihrer Verschmelzungen zu. Dranymir und ein Dutzend anderer Erzdämonen rangen auf der bevölkerten Terrasse um ausreichenden Platz, um sämtliche ihrer jeweiligen Brüder in die Verschmelzung einbeziehen zu können. Gelegentlich brach unter jüngeren Dämonen Gezänk aus, das jedoch von Älteren schnell und nachdrücklich unterbunden wurde. Viele Dämonen erinnerten R’shiel an übermütige Kinder.
»Schau sie dir doch nur an«, sagte sie spöttisch. »Gerade ist ihr König gestorben, und sie müssen ihr Zuhause verlassen. Man sollte doch meinen, dass sie für den armen Korandellan wenigstens noch einen traurigen Gedanken erübrigen.«
»Trauer ist ein menschliches Gefühl. Außerdem dürfen die Harshini getrost Freude empfinden. Es hat ja Gevatter Tod höchstselbst Korandellan
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