Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals
Meinungsverschiedenheit schon beendet. »Zumal du mich dort brauchst.«
»Wieso brauche ich dich?«
»Weil mein Vater die fardohnjischen Streitkräfte anführt, und du wirst kaum vor ihn treten wollen, ohne mich an deiner Seite zu haben, um ihn zu beschwichtigen.«
»Gewiss komme ich mit ihm zurecht.«
»Oh, darin sei dir nicht so sicher«, warnte Adrina ihn. »Du kennst meinen Vater nicht.«
Damin Wulfskling atmete tief durch. Mikel war aufgefallen, dass er bei Streitigkeiten mit Adrina häufig tief durchatmen musste. »Adrina, selbst wenn ich deine Bedenken anerkenne, was deinen Vater anbelangt, so ist es dennoch eine Tatsache, dass der Erbe Hythrias auf hythrischem Erdboden geboren werden muss. Begleitest du mich nach Medalon, wirst du unzweifelhaft vor unserer Heimkehr des Kindes entbunden.«
»Das ist dein einziger Einwand? Mikel, zu mir!«
Wulfskling wandte sich um und heftete den Blick auf Mikel, der schnell an ihm vorbeihuschte, um zu seiner Herrin zu treten. Obwohl der Großfürst ihm kaum jemals größere Beachtung schenkte, hatte Mikel vor ihm noch immer beträchtliche Furcht.
»Eure Hoheit?«
»Ich habe einen Auftrag für dich, Mikel.« Die Großfürstin nahm ein Kissen vom Bett und streifte den seidenen Kissenbezug ab, den sie Mikel reichte. »Geh damit zu den Gärtnern und lass es füllen.«
»Mit was füllen, Eure Hoheit?«
»Natürlich mit hythrischer Erde.« Voller Triumph schaute sie Wulfskling an. »Wenn hythrische Erde dir so viel bedeutet, Damin, dann nehme ich welche mit. Los, Mikel, sei mir ein schneller Bote und erledige den Gang.«
Damin Wulfskling schüttelte den Kopf. »Es gibt wohl überhaupt keine Möglichkeit, ist mein Eindruck, dir deine Absicht auszureden?«
»Nein.«
Beide blickten sich fest an, und noch schien es offen zu sein, wer letzten Endes nachgab. Schließlich erkannte Wulfskling seine Niederlage an, indem er die Hände in die Höhe warf.
Man merkte, dass einerseits Adrinas Vorsatz ihm missbehagte, er andererseits aber ihren Mut auch bewunderte. Cratyn hätte sie jetzt geschlagen, überlegte Mikel mit schlechtem Gewissen.
»Also vorwärts, Mikel. Beschaffe uns einen Sack hythrischer Erde. Und beschütze ihn mit deinem Leben, Bursche. Es mag sein, wir haben bald an ihm Bedarf.«
Die Kämpfe hatten zwar nicht auf den Palastgarten übergegriffen, doch Gaffens Fardohnjer hatten auf dem Weg vom Hafen in die Stadt eine Abkürzung durch ihn genommen und in ihrer Eile, sich schleunigst ins Getümmel stürzen zu können, nachgerade alle Gewächse niedergetrampelt. Das Standbild war umgekippt, die Sträucher standen geknickt und zerrupft da, und sogar der große Springbrunnen in der Gartenmitte hatte Schäden erlitten; die Wasserspeicher-Meerdrachen schlängelten sich mit abgebrochenen Nasen und fehlenden Flossen im trockenen Becken.
Ein ganzes Weilchen lang irrte Mikel durch den ausgedehnten Garten und hielt nach jemandem Ausschau, der ihm den Kissenbezug füllen könnte. Doch weit und breit gab es keinen Gärtner zu sehen.
»Ein trauriger Anblick, nicht wahr?«
Mikel lenkte den Blick über den geborstenen Springbrunnen hinweg und sah auf dem Beckenrand den Alten hocken. In letzter Zeit war er ihm nicht mehr begegnet, doch zeigte er sich – stets unvermutet – an den seltsamsten Örtlichkeiten. Obwohl er eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Alten aufwies, mit dem Mikel in Rhönthal im Stall gesprochen hatte, war er zu der Überzeugung gelangt, dass er unmöglich ein und derselbe Mann sein konnte. Dieser Alte hier durchstreifte augenscheinlich den hythrischen Palast nach Belieben. Also musste er, hatte Mikel geschlussfolgert, ein alter Sklave oder Gefolgsmann im Ruhestand sein, dem man zum Dank für lebenslangen Dienst Freizügigkeit im Palast gewährt hatte. Oft lief Mikel ihm in stillen, entlegenen Winkeln über den Weg und empfand ihn längst als guten Bekannten, obwohl er, hätte man ihn danach gefragt, nicht einmal fähig gewesen wäre, seinen Namen zu nennen.
»Ich glaube, man wird irgendwann alles erneuern. Man ist noch zu stark mit dem Wiederaufbau der Häuser beschäftigt, um an Springbrunnen zu denken.«
»Ach ja, die Hythrier sind stets aufs Zweckmäßige erpichte Menschen.« Der Alte lachte vor sich hin. »Sie sind immer so gewesen. Das ist einer der Gründe, weshalb ich niemals sonderlich viel mit ihnen anzufangen wusste.«
»Was meinst du damit?«
»Nichts. So, und du ziehst also mit all den anderen nach Medalon?«
Mikel nickte, umrundete den
Weitere Kostenlose Bücher