Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals
Hoffnung, Shananara. Die Harshini können tatsächlich ohne Furcht in die Zitadelle heimkehren.«
Shananara heftete den Blick auf Brakandaran. »Spricht sie die Wahrheit?«
Er nickte. »Ich hab’s ja gesagt, dass sie einen Plan verfolgt.«
»Du hättest mich darin einweihen können.«
Der König schlug die Augen wieder auf und lächelte ihr zu. »Du bist stets die Tatkräftigste gewesen, Shananara. Nun tu dies für mich. Unser Volk braucht dich.«
»Mich braucht es keineswegs, Korandellan. Das Dämonenkind wird dir als Königin nachfolgen.«
»Ich habe Korandellan bereits meinen Verzicht mitgeteilt«, sagte R’shiel.
»Du siehst, Schwester, das Dämonenkind ist klüger, als du es ihr unterstellt hast.« Korandellan schmunzelte entkräftet und streckte die Hand nach R’shiel aus. Sie durchquerte das Zimmer und nahm seine Hand. Es erstaunte Brakandaran zu sehen, dass sich ihre Augen mit Tränen füllten. »Bereue nicht, was du getan hast, Dämonenkind. Denke ausschließlich an das Gute, das du zukünftig stiftest. Dir steht zu Gebote, was du benötigst, um Xaphista zu bezwingen, also denke daran, was ich dir über die Seher-Steine erzählt habe. Erfülle deine Bestimmung und finde deinen Frieden.«
Stumm nickte R’shiel, dann richtete sie den Blick auf Brakandaran. Auch der König schaute ihn an, in seinen müden Augen stand ein Ausdruck des Verzeihens. »Dir gebe ich den gleichen Rat, Brakandaran. Bereue gleichfalls nicht, was du getan hast. Alles ist so, wie es sein muss. Du hast für deine Fehler mehr als Wiedergutmachung geleistet. Harre dem Tod in der Gewissheit, dass dein Opfer nicht vergebens ist.«
»So will ich’s tun.«
»Und du, Shananara, du bist die Letzte der té Ortyns. Dir obliegt es, für den Fortbestand unserer Sippe Sorge zu tragen. Sobald du in die Zitadelle zurückgekehrt bist, solltest du mit Glenanaran sprechen. Es ist an der Zeit, dass ihr ein Kind zeugt.«
Voller Zartgefühl lächelte Shananara ihrem Bruder zu. »Warum glaubst du, dass ich, wenn ich ein Kind wünsche, Glenanaran zum Vater wähle?«
»Ich kenne dich doch zu genau, meine Liebe.«
»Das ist wahr, Bruder. Es ist wahr.«
Plötzlich gewahrte Brakandaran in der Schlafkammer eine neue Wesenheit und hob den Blick. Schon wusste er, wer sich näherte, obwohl er ihn noch nicht sehen konnte. Er sah R’shiel scharf an und gab ihr durch einen knappen Wink zu verstehen, dass sie vom Bett Abstand nehmen sollte. Anscheinend gewahrte auch sie etwas, aber erkannte es nicht. Shananara beugte sich vor und küsste Korandellan auf die Stirn; dann entfernte sie sich ebenfalls vom Bett.
»Was …?«, setzte R’shiel zu einer Frage an; doch streifte ein dermaßen strenger Blick Shananaras sie, dass sie sofort verstummte.
Langsam nahm Gevatter Tod am Fußende des Betts Gestalt an. Er hatte sich, um den König in seinem Reich willkommen zu heißen, für das angenehme Aussehen eines Harshini entschieden, doch war seine Gewandung durchsichtig, und statt der lichten Augen eines Harshini hatte er etwas Ähnliches wie schwarze Murmeln im Schädel. Furchtlos lächelte Korandellan, als er ihn sah.
»Heute werdet Ihr mit mir zu Abend speisen, Majestät.« Die Lippen von Gevatter Tod bewegten sich nicht, und doch konnten sämtliche Anwesenden ihn hören, als spräche seine Stimme geradewegs hinein in ihre Seele.
»Ihr erweist mir eine große Ehre, Gevatter, indem Ihr selbst mir das Geleit gebt.«
»Die Ehre ist auf meiner Seite, Majestät. Es geschieht selten, dass ich jemanden Eures Volkes in meinem Reich begrüßen kann.« Gevatter Tod wandte sich um, bis sein Blick auf R’shiel fiel, die aus Furcht einen Schritt zurückwich. »Du hast keinen Anlass zur Beunruhigung, Dämonenkind. Du und ich werden uns für einige Zeit nicht wieder sehen.« R’shiel gab keine Antwort. Sie wirkte, als wäre sie vor Schreck ganz und gar starr geworden. Gevatter Tod drehte den Kopf und schenkte seine Aufmerksamkeit Brakandaran. »Hingegen vermute ich, du und ich, Brakandaran, wir sehen uns bald wieder. Unser Handel ist schon bald vollzogen.«
»Oh, freu dich nicht zu früh«, erwiderte Brakandaran ohne sonderliche Hochachtung. »Noch ist es nicht so weit.«
»Ich kenne Geduld, Brakandaran.«
»Daran zweifle ich nicht im Geringsten, Gevatter.«
Die Erscheinung kehrte sich wieder Korandellan zu. »Seid Ihr bereit, Eure Majestät?«
»Ich bin bereit.«
Gevatter Tod hob den Arm und wies auf Korandellan. Unverzüglich wandelte sich das Äußere des
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