Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals
Springbrunnen und setzte sich an die Seite des Alten. »In Begleitung von Großfürstin Adrina. Ich bin jetzt ihr Page.«
»Wie wunderbar«, rief der Alte und tätschelte Mikel den Rücken. »Bestimmt bist du sehr stolz. Man stelle sich nur einmal vor, was du alles erleben, welche Gegenden du sehen, was für hochbedeutsame Leute du kennen lernen wirst.«
»So wird’s wohl kommen. Wahrscheinlich begegne ich sogar dem König von Fardohnja. Er zieht nämlich auch nach Medalon.«
»Ach, tatsächlich? Aber muss es ihm nicht Schwierigkeiten bereiten, beizeiten dort einzutreffen?«
»Der Harshini namens Glenanaran hat versichert, dass die Götter Hilfe leisten.«
Flüchtig nahm das Gesicht des Alten einen grimmigwilden Ausdruck an, als hätte ihn unversehens unbezähmbare Wut gepackt. Dann jedoch wich der Zorn aus seiner Miene – so schnell, dass Mikel sofort bereit war zu glauben, er habe sich ihn nur eingebildet.
»Na, dann dürfte die Sache wohl gelingen. Und du, mein junger Freund? Erwartest du, dass du irgendwann das Dämonenkind wieder siehst?«
»Ich glaube, ja.«
»Eine vortreffliche Neuigkeit. Ich muss dir für sie eine Nachricht mitgeben.«
»Kennst du denn das Dämonenkind?«
»Sehr gut sogar«, bejahte der Alte die Frage. »Ich kenne sie wirklich sehr gut.«
Verwundert musterte Mikel den Alten, weil er sich nicht darüber klar wurde, was an seinem Tonfall ihn so beunruhigte. »Was soll ich ihr ausrichten?«
»Oh, ich muss mir meine Worte sorgfältig überlegen. Wir sehen uns wieder, bevor du aufbrichst. Dann lasse ich dich die Nachricht wissen. Aber warum eigentlich, mein Junge, wanderst du mit einem leeren Kissenbezug unterm Arm durch den Garten?«
Mikel senkte den Blick auf den Kissenbezug und hob die Schultern. »Großfürstin Adrina hat mir befohlen, ihn mit hythrischer Erde zu füllen, weil große Aussicht besteht, dass sie ihr Kind in Medalon gebiert.«
Der Alte lachte. »Eine kluge Vorkehrung. Tja, dann mag ich dich an der Erledigung eines so wichtigen Auftrags nicht länger hindern, Mikel. Keine Bange, wir sehen uns noch. Du erhältst meine Botschaft an das Dämonenkind.«
Mikel stand auf, um sich zu verabschieden; doch der Alte war schon verschwunden.
49
Das Sanktuarium gleisste im Morgenlicht, während Brakandaran und R’shiel das Gebirge überflogen, und erhob sich stolz auf den Bergkämmen, auf denen es so lange im Verborgenen gestanden hatte. Brakandaran sah es aus Augen näher rücken, die vom kalten Wind tränten, und hatte das Gefühl, sich in der Zeit rückwärts bewegt zu haben, in die Vergangenheit, anstatt den Eindruck zu gewinnen, dass sich das Sanktuarium zurück zu ihm in die eigentliche Zeit begeben hatte.
Nahezu zweihundert Jahre war es her, seit er das letzte Mal auf dem Rücken eines Drachen zum Sanktuarium geflogen war, und damals hatte er es in der Absicht getan, Lorandranek zu warnen. Das Sanktuarium hatte versteckt werden müssen, wollte es nicht seitens der Schwesternschaft entdeckt werden; nach der Ersten Säuberung hatte die Schwesternschaft des Schwertes jahrzehntelang die Auffindung des Sanktuariums zum erklärten Ziel gehabt.
Lorandraneks Einfall war es gewesen, das Sanktuarium außerhalb der herkömmlichen Zeit zu verbergen, eine Aufgabe, die er zwar als Herausforderung, keineswegs jedoch als untragbare Bürde ansah. Damals hatte er die Last mit seinem Neffen geteilt, dem jungen Korandellan, und dank des Einsatzes beider Harshini hatte das Sanktuarium nach ihrem Willen die gewöhnliche Zeit verlassen und in sie umkehren können. So war es vor der Schwesternschaft, der karischen Geistlichkeit und auch Räubern, die sich gelegentlich in die Berge zurückzogen, um der Gerechtigkeit zu entgehen, sicher geblieben.
Doch seit dem Tode Lorandraneks sowie der Geburt des Dämonenkinds waren die Verhältnisse erheblich schwieriger geworden. Indem Xaphistas Macht wuchs und er seine Widersacher zunehmend verzweifelter aufzuspüren versuchte, musste das Sanktuarium schließlich auf Dauer in seinem außerzeitlichen Versteck gehalten werden. Seither trug Korandellan allein diese Belastung. Brakandaran war besorgt, dass Shananara keinen Teil der Last übernahm. Sie war ebenso eine té Ortyn wie der König und geradeso wie ihr Bruder vollauf dazu im Stande, die magischen Kräfte zu beherrschen, deren es zur Meisterung dieser Magie-Anwendung bedurfte. Er hatte vor, die Prinzessin, sobald er sie sah, nach dem Grund zu fragen. Seine Beziehung zu Shananara té Ortyn war
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