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Dämonentor

Dämonentor

Titel: Dämonentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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Unserer ist noch krankgeschrieben. Wenn Sie mit einem hohen Tier
sprechen wollen, müssen Sie noch weiter nach oben. Ich verbinde Sie gern mit
dem Lieutenant.«
    »Alles klar.« Ich kehre ins Foyer zurück. Dort nehme
ich meinen ganzen Mut zusammen, um noch einmal in das Entwicklungszentrum im
Rückgebäude zu gehen, das sich unter den Büros und über den Labors befindet.
    Site Able ist aus Sicherheitsgründen eine ziemlich
kleine Niederlassung der Abteilung Q. Es gibt hier nur zehn Ingenieure und zwei
Manager. Die meisten befinden sich noch im Gebäude und kommen hier auch erst
mal nicht raus. Ich umrunde den Service-Block, der im dämmerigen Schein der
Notbeleuchtung nicht sehr einladend wirkt. Der rote Lichtschimmer lässt die
grüne Farbe, die ich überall großzügig verteilt habe, fast schwarz erscheinen.
Weiter hinten befindet sich der achteckige Bürobereich des Entwicklungsteams,
der ebenfalls nur schwach beleuchtet ist. Die Räume sind fensterlos und haben
dreifach versiegelte Türen mit speziellen Gummidichtungen, die mit feinem
Kupfermaschendraht verstärkt sind. Einige Trennwände sind umgestoßen, und alles
ist in einen weißen Dunst gehüllt, der von dem Löschmittel stammt, das aus der
Decke geschossen kam, als die ersten Körper explodierten. Zum Glück
funktioniert die Klimaanlage noch, sonst könnte man diesen Bereich ohne
Gasmaske nicht mehr betreten. Die Webcams befinden sich noch genau da, wo ich
sie zurückgelassen habe – am Fuß einer Wendeltreppe, die in den ersten Stock
führt. Die Kabel habe ich vorsichtshalber alle mit meinem Multitool durchgeschnitten,
falls jemand auf die Idee kommen sollte, sie wieder einzustecken.
    Ich muss über eines der Opfer steigen, um zur Treppe
zu gelangen. Es ist alles ziemlich widerlich, aber ich habe schon früher
Leichen gesehen – auch verbrannte – und zumindest sind die hier schnell
gestorben. Aber den Geruch werde ich wohl nicht so bald wieder los. Vermutlich
kriege ich schon heute Nacht Alpträume und werde mich auch in den nächsten
Wochen immer wieder abends betrinken oder mich bei Mo ausweinen, bis ich das
wieder aus meinem System raus habe. Aber jetzt bleibt mir für derartige Gefühle
keine Zeit, und ich bahne mir meinen Weg. Hauptsache, man bleibt ständig in
Bewegung.
    Oben im ersten Stock befindet sich ein schmaler Flur
mit einigen kleinen Büros. Auch hier herrscht Notbeleuchtung. Als ich das
Klicken einer Tastatur höre, folge ich dem Geräusch. Es kommt aus dem Büro von
Dr. Voss, dessen Tür weit offen steht. Eine große Zimmerpflanze, mehr gelb als
grün, ein grünlichbrauner Teppich, ein typischer Beamtenschreibtisch – man kann
der Abteilung Q wahrlich keine Protzerei vorwerfen. Andy beugt sich gerade über
das Laptop von Voss und tippt mit einem seltsamen Gesichtsausdruck etwas ein.
»OCCOLUS ist im Einsatz«, berichte ich. »Schon irgendetwas Interessantes
gefunden?«
    Andy zeigt auf den Bildschirm. »Wir sind in der
falschen Stadt«, sagt er.
    Ich gehe um den Schreibtisch herum und werfe einen
Blick auf den Laptop. »Das gibt es doch nicht!«
    »Das kannst wohl laut sagen.« Es handelt sich um eine
E-Mail, die über unser Intranet an Mark McLuhan geschickt wurde; Voss hat eine
Kopie davon erhalten. Betreff: Meeting. Absender: Harriet.
    »Irgendetwas ist hier so faul, dass es zum Himmel
stinkt. Hey, ich sollte heute mit Harriet in einem Meeting sein.«
    »In einem Meeting?« Andy sieht mich besorgt an.
    »Ja, Bridget hatte die fixe Idee, BSA einzuladen, um
unsere gesamte Software überprüfen zu lassen. Ich wüsste aber nicht, was das
hiermit zu tun haben sollte.«
    »Eine Software -Prüfung? Aber sie weiß doch
garantiert, dass sich um so etwas unsere Lizenz- und Vertragsabteilung kümmert,
und zwar für die gesamte Wäscherei. Die letzte Prüfung war vor einem Jahr,
inklusive Update.«
    »Wir sind …« Ich lasse mich in einen billigen
Plastikstuhl fallen, der offenbar für Besucher gedacht ist. »Wie wahrscheinlich
ist es, dass dieser McLuhan Bridget auf diesen Gedanken gebracht hat? Oder
vielmehr: Wie wahrscheinlich ist es, dass es zwischen den beiden Sachen keine
Verbindung gibt?«
    »McLuhan. Das Medium ist die Nachricht. SCORPION STARE.
Warum habe ich so ein flaues Gefühl im Magen?« Andy schaut mich finster und
besorgt an.
    »Es gäbe da noch eine Möglichkeit, Boss. Was ist, wenn
es sich um interne Machtkämpfe handelt? Das mit der BSA ist vielleicht nur ein
Deckmantel, unter dem sich etwas ganz Übles versteckt, was

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