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Dämonentor

Dämonentor

Titel: Dämonentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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bin mir relativ
sicher, dass es sich um einen Mann handelt – direkt vor uns, da sollte doch
eigentlich irgendeine Verbindung erkennbar werden.
    »Alle außer Mark sind hier.« Er lacht hysterisch auf.
»Alle sind hier außer Mark. Mark!«
    Ich werfe einen Blick auf Detective Inspector Sullivan,
die gerade die Lamia etwas genauer unter die Lupe nimmt. Anscheinend begreift
sie allmählich, dass wir nicht irgendwelche Bürokraten aus Whitehall sind, die
ihre kostbare Zeit stehlen. Ehrlich gesagt sieht sie etwas grün um die Nase
aus. Die Stille um uns herum ist nicht nur unheimlich, sondern auch
besorgniserregend. Warum sind die anderen vom Entwicklungsteam noch nicht
aufgetaucht, um herauszufinden, was hier vor sich geht? Ich beobachte die
zugeklebten Türen. Vielleicht sind sie ja schon durch die Hintertür
verschwunden und warten draußen auf uns. Oder können sie im Tageslicht nicht
ins Freie? Der Geruch nach verbranntem Fleisch wird stärker. Voss fängt an
zu zittern, als würde er sich gegen Andys Fragen wehren.
    Ich gehe zur Lamia. »Das da ist kein Mensch«, erkläre
ich Josephine leise. »Ist es auch niemals gewesen. Das ist eine ihrer
Spezialitäten. Das ganze Gebäude ist durch alle möglichen Sicherheitsvorrichtungen
abgeschirmt. Das hier ist nur ein winziger Teil des Ganzen.«
    »Aber sie hat geredet …«
    »Das schon, aber sie ist kein Mensch.« Ich deute auf
das dicke Kabel, das von dem Computer zum Pentagramm führt. »Sehen Sie, das ist
ein Kontrollanschluss. Der Computer ist dazu da, einen Dho-Nha-Schaltkreis, der
eine Dee-Raum-Einheit beherbergt, zu stabilisieren und gleichzeitig zu
kontrollieren. Und diese Dateneinheit – eine so genannte Lamia – wird in einer
Box mit vielen anderen Komponenten festgehalten. Sie muss bestimmten Befehlen
gehorchen, was nichts Gutes bedeutet für ungebetene Gäste.« Ich lege meine Hand
auf den Kopf der Lamia und packe den blonden Schopf, um ihn ihr ruckartig vom
Schädel zu reißen. Mit einem Geräusch wie von einem Klettverschluss wird der
schuppige Skalp entblößt. »Sehen Sie? Das ist kein Mensch. Es ist eine Lamia – eine
Art Dämon, der als Challenge-Response-Authentifizierungssystem benutzt wird.
Gewöhnlich findet man solche Vorrichtungen in Hochsicherheitstrakten, die –«
    Andy versucht, meine Aufmerksamkeit zu erregen. »Bob,
wenn du damit fertig bist, den Detective Inspector zu schockieren, hätte ich
eine Aufgabe für dich.« Seine Stimme ist ein bisschen zu laut.
    »Ach ja?«, frage ich und richte mich auf.
    »Ich möchte, dass du die Tür dort öffnest, den
Korridor entlanggehst und nicht anhältst, um dir die Leichen, denen du dort
begegnen wirst, genauer anzusehen. Im zweiten Raum auf der rechten Seite findest
du die Hauptsicherung. Sei so nett und schalte sie aus.«
    »Hast du nicht gerade wild Farbe versprüht, um die
Kameras außer Gefecht zu setzen? Und was soll das mit den Leichen? Warum
schicken wir nicht Dr. Voss – Oh.« Voss hat die Augen geschlossen, und der
Geruch von verbranntem Fleisch wird immer schlimmer. Sein Gesicht ist
inzwischen rot und aufgedunsen, und er scheint von einer externen Macht
geschüttelt zu werden. Seine Muskeln kontrahieren und entspannen sich in einem
regelmäßigen Rhythmus, und das zehn Mal pro Sekunde. Der Anblick ist nicht
gerade förderlich für mein Wohlbefinden. »Ich wusste gar nicht, dass man so
etwas mit sich selbst machen kann.«
    »Ich auch nicht«, meint Andy, und das ist so ziemlich
das Beunruhigendste, was er hätte sagen können. »Da muss ein tiefer Konflikt in
seinem Gehirn stattfinden, wahrscheinlich gegensätzliche Maulkörbe. Ich glaube
nicht, dass ich es stoppen könnte, selbst wenn ich wollte.«
    Ich stehe auf. Automatisch greift meine Hand nach dem
Beutel an meinem Hals, aber er ist leer. »Keine Ruhmeshand.« Ich schlucke. »Die
Sicherung. Was passiert, wenn ich es nicht schaffe?«
    »Voss’ Freund Mark McLuhan hat das System mit einer
Totmannvorrichtung gesichert. Wenn ich mich recht erinnere, weißt du, worum es
sich handelt. Wir haben genauso lange Zeit wie Voss. Sobald er stirbt, wird
SCORPION STARE aktiviert – und das in jeder Kamera in Milton Keynes.«
    »Wir werden alle sterben, sag das doch gleich.« Ich
mache mich auf den Weg zur Tür, durch die Voss gekommen ist. »Ich suche also
nach der Hauptsicherung, richtig?«
    »Warten Sie!«, ruft mir eine sehr bleiche Josephine
hinterher. »Können Sie nicht nach draußen ins Freie und von dort den Strom
abstellen? Oder Hilfe

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