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Dämonentor

Dämonentor

Titel: Dämonentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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Kaliber aus der
Tasche zieht und auf die Überwachungskamera schießt, die über der Eingangstür
in den Empfangsraum blickt. Die Rezeptionistin dreht sich zu mir um, und ich höre
ein schreckliches Geräusch, wie von reißendem Fleisch. Dann sehe ich es: Die
Sekretärin sitzt gar nicht auf einem Stuhl, sondern ist nahtlos mit einem
Sockel verbunden, der aus einem drehbaren Fuß aus altem, schwarzem Holz besteht
und mit dicken Bolzen am Boden festgeschraubt ist. Außen herum befinden sich
ein silbernes Pentagramm und diverse Kabel, die sich zum PC hochschlängeln. Sie
öffnet den Mund, und ich sehe eine leuchtend blaue, gespaltene Zunge, die mich
anzischt.
    Ich werfe mich auf den Boden und taste nach dem
dicksten Kabel. Ihre roten Nägel greifen nach mir, während ihre Augen zu
schmalen Schlitzen werden. Ihren malmenden Kieferknochen nach zu urteilen,
sammelt sie Spucke. Ich zerre wie ein Wahnsinniger an dem Kabel, bis sie einen
furchterregenden, grellen Schrei von sich gibt, der nicht aus dem Mund eines
Menschen stammen kann.
    Was zum Teufel ist das? Ich starre auf die sich mir noch immer nähernden
Nägel, die sich in scharfe Krallen verwandelt haben. Endlich gelingt es mir,
das Kabel aus dem Pentagramm zu reißen, und im selben Moment fließt eine dicke,
blaue Flüssigkeit aus dem hölzernen Fuß auf den Boden, und das Geschrei
verstummt.
    »Lamia«, meint Andy knapp. Er geht zur Brandschutztür,
richtet seine Waffe auf eine weitere Kamera und drückt ab. Kurz darauf regnet
es im Korridor purpurne Farbe.
    »Was ist hier los?«, fragt Josephine entsetzt und
starrt auf die zuckende, langsam sterbende Sekretärin.
    Ich halte meinen Palmtop an den Kopf der Lamia. »Ich
habe hier etwas«, rufe ich Andy zu. »Wo sind denn die anderen? Oder ist heute
Betriebsausflug?«
    »Keine Ahnung.« Er sieht besorgt aus. »Wenn dieses
Ding hier ihr Wachhund ist, dann wissen sie mittlerweile genau, was läuft. Mit
offenem Widerstand hat Angleton nicht gerechnet.«
    Plötzlich öffnet sich eine Tür, und ein dicklicher
Mann mittleren Alters in einem billigen grauen Anzug kommt empört auf uns zu.
»Wer sind Sie? Und was zum Teufel machen Sie hier? Das ist ein
Privatgrundstück, was fällt Ihnen ein, hier einfach so herumzuballern! Rühren
Sie sich nicht von der Stelle, ich rufe jetzt die Polizei!«
    Bei diesem Wort scheint Josephine wieder aus ihrem
Trancezustand zu erwachen. Sie geht auf den Mann zu und knurrt: »Ich bin die
Polizei. Wie heißen Sie? Möchten Sie sich beschweren? Ich bin ganz Ohr.«
    »Ich … Äh … Ich –« Er entdeckt die dämonische
Sekretärin, die nun leblos auf ihrem Hocker hängt. Sein Gesicht verzerrt sich,
und er fängt an zu schreien: »Ihr Vandalen! Wenn ihr sie beschädigt habt, dann –«
    »Nicht so stark, wie sie uns beschädigen wollte«,
unterbricht Andy ihn. »Ich glaube, Sie sollten uns erst einmal Ihren Namen
nennen.« Andy zückt seinen Ausweis und befiehlt ihm, sich in seiner wahren Form
zu zeigen. »Durch die mir verliehene Macht –«
    Er kann diese Maulkörbe schneller verpassen als ich, denn
schon zehn Sekunden später sitzt der Dicke – es handelt sich um Dr. Voss – auf
einem unbequemen Chrom-Leder-Sofa, um uns alles zu erzählen, was er weiß. Andy
hat sein Diktiergerät gezückt und nimmt alles auf. Die Stimme von Dr. Voss
klingt monoton; es ist offensichtlich, dass er nicht freiwillig redet. Seine
Lippen sind ständig leicht geöffnet, und er sabbert ab und zu. Es riecht nach
einer seltsamen Mischung aus Schwefel und Schweinebraten. Die purpurne Farbe
aus Andys Paintball-Pistole bedeckt inzwischen jede Kamera in Reichweite. Ich
durfte zudem in seinem Auftrag sämtliche Türöffnungen mit einer Art Panzerband
verkleben. Allerdings ist es mit schwarzen Symbole versehen, die einem Tränen
in die Augen steigen lassen, sobald man sie ansieht.
    »Nennen Sie Ihren Namen und Ihre Position in dieser
Einrichtung.«
    »Voss. John Voss. Entwicklungsteammanager.«
    »Wie groß ist Ihr Team? Ich möchte Namen.«
    »Wir sind zwölf. Gary. Ted. Elinor. John. Jonathan. Abdul. Mark –«
    »Genug. Wer befindet sich wo? Wer ist im Haus und wer
nicht?« Ich hämmere währenddessen auf die Tasten meines Palmtop ein und hoffe,
Spuren von Detektoren zu finden. Aber es zeigen sich keine Anzeichen
metraspektraler Resonanzen. Auch die Hände, die den kalten Angstschweiß auf dem
Lenkrad des Range Rover hinterließen, kann ich nirgends entdecken.
Frustrierend, denn hier haben wir den Boss des Fahrers – ich

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