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Dämonentor

Dämonentor

Titel: Dämonentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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keiner vermutet – bis
es zu spät ist.«
    »Unsinn. Bridget ist nicht clever genug, um ein ganzes
Projekt zu sabotieren, nur um jemanden in Verruf zu bringen.«
    »Bist du dir sicher? Ich meine, wirklich absolut sicher?
So sicher, dass du dein Leben darauf setzen würdest?«
    »Aber die ganzen Todesopfer!« Er schüttelt ungläubig
den Kopf.
    »Es war also alles nur als Streich gedacht, der mit
Daisy beginnen und aufhören sollte. Doch dann ist das Ganze außer Kontrolle
geraten. So etwas kann passieren. Die Verkehrsüberwachungsanlage kann doch ein
Auto durch die ganze Stadt verfolgen. Ich vermute, dass jemand hier in diesem
Büro – vielleicht sogar Voss – mich bis zum Polizeiparkplatz verfolgt hat und
ihm dort klar wurde, dass wir hinter dem Auto her sind, das McLuhan gestohlen
hatte, um Daisy zu töten. Hätten sie eines ihrer eigenen Autos benutzt, wären
wir ihnen wahrscheinlich nie auf die Schliche gekommen. Aber sie mussten es ja
wie im Film machen. Sie brachen also in Panik aus und richteten SCORPION STARE
auf den Range Rover. Das klappte aber nicht, und McLuhan brach in noch größere
Panik aus. Ich wette mit dir, dass er entweder ein Mittelsmann oder sogar der
Kopf dieser Gruppe ist. Was ist er? Beauftragter für Esoterik? Und hier der
stellvertretende Manager? Er ist im Moment in London. Es wäre also nicht schwer
für ihn gewesen, den Erpresserbrief zu schreiben und dann seine Kollegen in
Flammen aufgehen zu lassen. Wahrscheinlich ist er ein smarter Soziopath, der
Typ, der es im mittleren Management weit bringt und der keine Skrupel hat,
andere über die Klinge springen zu lassen, um seine Stellung zu verteidigen.«
    »Verdammt«, meint Andy und steht auf. »Okay. Was haben
wir bisher? Interne Machtkämpfe und einen dummen Streich, der dazu dienen
sollte, Angleton bloßzustellen. Aber man hat Idioten dafür eingespannt, denen
wir auf die Spur kamen, und das wiederum löst bei Mr. X Panik aus, der
daraufhin anfängt, Leute umzubringen. Das ist deine Theorie?«
    Ich nicke so heftig, als hätte ich eine Feder im Genick.
»Und in diesem Moment befindet er sich in der Wäscherei und stellt wer weiß was
an.«
    »Wir müssen diesen McLuhan aufhalten, und zwar
schnell. Bevor er noch auf die Idee kommt, dass er seine Spuren am besten
verwischen könnte, indem er die gesamte Zentrale hochgehen lässt!« Er lächelt
mich beruhigend an. »Aber keine Sorge, Angleton ist schon auf dem Weg. Und du
hast ihn bisher noch nicht in Aktion gesehen, oder?«
     
    Stellen Sie sich ein kleines Gewerbegebiet mit einigen
Büros und ein oder zwei industriellen Einheiten in einem Städtchen irgendwo in
England vor. Hinzu kommen vier rote Feuerwehrautos samt den dazugehörigen
Leuten in Schutzanzügen, die durchs Gebüsch streifen, sowie ein paar
Polizeiwagen mit blinkenden Lichtern, welche die Einbahnstraße zu besagtem
Gewerbegebiet abriegeln, um Neugierige fernzuhalten. Die Feuerwehrmänner sind
damit beschäftigt, mit ihren schallgedämpften Karabinern systematisch jede
Sicherheitskamera auf dem Gelände abzuschießen, während sich die Männer in
Polizeiuniform vor den Gebäuden aufgebaut haben, um die Leute im Inneren vor
dem zu schützen, was draußen vor sich geht.
    Bloß normaler Büroalltag, Leute. Hier gibt es nichts
zu sehen, bitte gehen Sie weiter.
    Nun, vielleicht nicht ganz. Gerade landet ein riesiger
Helikopter – derselbe Twin Squirrel der Londoner Polizei, mit dem ich bereits
geflogen bin. Doch bei Tageslicht sieht er wesentlich größer und bedrohlicher
aus, vor allem wenn er sechzig Meter über einem schwebt. Langsam sinkt er auf
den Parkplatz herunter, sodass Blätter und Schmutz aufgewirbelt werden.
    Kaum hat er aufgesetzt, öffnet sich eine Tür und
Angleton springt heraus. Er gerät kurz ins Stolpern – schließlich ist er nicht
mehr der Jüngste –, fängt sich aber rasch wieder und kommt schnurstracks auf
mich zu. In der Hand hält er einen Aktenkoffer.
    »Schießen Sie los!«, fordert er mich auf, wobei seine
Stimme im Lärm der Helikopterrotoren kaum zu verstehen ist.
    »Es gibt ein Problem, Boss.« Ich deute auf das
Gebäude. »Andy ist noch drin und sucht nach einer Bestätigung. Es sieht aber
ganz so aus, als ob es als ein idiotischer abteilungsübergreifender Scherz angefangen
hätte, der aus dem Ruder gelaufen ist. Jetzt hat sich einer der
Hauptverdächtigen abgesetzt und läuft Amok.«
    »Ein Scherz.« Angleton richtet seine eisblauen Augen
auf mich. Für einen Moment kommt es mir so vor,

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