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Dämonentor

Dämonentor

Titel: Dämonentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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Stunden später, als Mo gerade mit der
Schublade Nummer zweiundfünfzig beschäftigt ist, fängt mein Pager an zu piepen.
Für einen Moment in Panik, reiße ich ihn von meinem Gürtel, an dem er befestigt
ist. Einer der Nachrichtenscanner, den ich im Büro eingerichtet habe und der
dort immer noch läuft, hat mir eine Nachricht geschickt. Er scheint während
seiner unermüdlichen Durchforstung der Nachrichtenagenturen etwas Interessantes
gefunden zu haben. MORD IN ROTTERDAM, steht da, gefolgt von einer
Referenznummer.
    »Ich muss mal nach oben«, sage ich. »Kann ich dich
hier unten für zwanzig Minuten allein lassen?«
    Mo schaut mich aus rot umrandeten Augen an, »Ich
glaube, ich werde deinen Vorschlag, eine Kaffeepause einzulegen, jetzt doch
aufgreifen.«
    »Gern. Wie kommst du voran?«
    »Gar nicht.« Sie gähnt und schüttelt dann den Kopf.
»Ich kann mich kaum noch konzentrieren. Ein Kaffee wäre jetzt genau das
Richtige. Ich wusste gar nicht, dass es möglich ist, gleichzeitig gelangweilt
und entsetzt zu sein. Es ist wirklich zum aus der Haut fahren.«
    Ich will sie nicht auf das ungewollte Wortspiel
hinweisen, sondern merke mir einfach nur, bis wohin sie gekommen ist. Bei
dieser Geschwindigkeit verbringen wir noch eine Woche hier – es sei denn, wir
landen einen Glückstreffer. »Okay, dann eine Pause.«
    Das Cafe liegt neben dem Museumsladen und wirkt
erfreulich alltäglich. Eine Reihe billiger PCs ist an einer Wand aufgebaut – genau
das, was Süchtige brauchen, die selbst in Museen nicht ohne ihr heiliges
Internet leben können. Ich setze mich an einen der Rechner und mache mich an
die mühsame Arbeit, mich bei der Wäscherei einzuloggen. Dazu muss ich mich
durch drei Firewalls, zwei ellenlange Kennwörter, einen verschlüsselten Tunnel
und ein Einmal-Passwort kämpfen. Endlich bin ich auf einem Server, auf dem sich
so gut wie nichts befindet, da er als nicht sicher eingestuft wird. Die
Wäscherei schließt ihre internen Server nicht ans Netz an. Aber der Server, auf
dem ich gerade bin, dient als Host für meinen Nachrichtenscanner, der
schließlich nur durch die tagtäglichen Nachrichtenagenturen und nicht durch die
tiefen Wasser ungeheurer Staatsgeheimnisse surft.
    Was hat also meinen Pager ausgelöst, mir eine
Nachricht zu schicken? Während Mo sich an einen Mokka klammert und einen
Prospekt mit den kommenden Ausstellungen des Rijksmuseums begutachtet, entdecke
ich einen Artikel des »AP Wire Service«: »DOPPELMORD IN ROTTERDAM (AP): Polizei
entdeckte zwei Tote in der Nähe eines ausgebrannten Schiffscontainers auf dem
Hafengelände. Den Verletzungen nach zu urteilen, wurden die Männer Opfer einer
brutalen Hinrichtung. Auf dem Container wurde Blut gefunden.« Aha, hier noch
eine Korrelation mit einer eingeschränkten Informationsquelle, einem nationalen
Polizeicomputer. Da kommt man über das öffentlich zugängliche Netz
normalerweise nicht so schnell ran. Ein Opfer war ein allgemein bekannter
Neonazi, das andere ein Iraker. Beide Männer wurden mit derselben Waffe
ermordet. Das soll schon alles sein? Einige Klicks später schicke ich
eine E-Mail ab. Ich möchte wissen, woher der Container kam und wohin er
geschickt werden sollte. Man weiß ja nie …
    Etwas beschäftigt mich: das Salzwasser in der Nähe,
blutige Graffiti an der Wand, ein Iraker. Aber warum Rotterdam? Es ist
der Hauptumschlagshafen für Container in Europa, das sollte ich schon mal nicht
aus den Augen verlieren. Und außerdem ist die Stadt weniger als fünfzig
Kilometer von Amsterdam entfernt.
    Ich logge mich aus, gehe zurück zu Mo und trinke einen
Kaffee. Dann gehen wir wieder ins Archiv.
     
    Drei Stunden später. »Ich hab’s!«
    Ich schaue von dem Bericht auf, den ich gerade lese.
»Bist du dir sicher?«
    »Hundertprozentig.« Ich stehe auf und gehe zu ihr. Sie
steht über eine geöffnete Schublade gebeugt und hält die Arme eng an den Körper
gepresst. Wenn sie das nicht täte, würde sie wahrscheinlich wie Espenlaub
zittern. Ich blicke über ihre Schulter. Das ist eindeutig eine Geometriekurve.
Ich habe so eine schon einmal gesehen. Bei Dr. Vohlmans missglückter
Beschwörung – kann das erst einige Wochen her sein? – sah die Kurve dieser hier
recht ähnlich. Sie war allerdings extra konzipiert, um einen geschützten
Informationskanal zu einem der höllischen Reiche zu öffnen. Ohne sie mit nach
Hause zu nehmen und sie mithilfe eines Winkelmessers und eines Taschenrechners
genauer zu studieren, kann ich allerdings nicht

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