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Dämonenturm - Band 1: Stein auf Schädel (German Edition)

Dämonenturm - Band 1: Stein auf Schädel (German Edition)

Titel: Dämonenturm - Band 1: Stein auf Schädel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thier
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    Tja, wenigstens würde er morgen ein Schiff sehen, das davonsegelte. Zwar würde er nicht selbst darauf sein, aber immerhin, es war ein Fortschritt. Der Kapitän und seine Mannschaft hatten in erstaunlich schnellem Tempo gearbeitet und das Schiff bereits fast fertiggestellt.
    Die Sonne ging unter und der Hahn hustete, krähte ein letztes Mal erschöpft und fiel in Ohnmacht.

9. Kapitel
    Aufschied und Abbruch
    »Tja«, meinte Alagotis, als Mjir mit seinem ersten Lied geendet hatte, »unsere Gesangsstunden sind das Einzige, was ich wirklich vermissen werde, wenn ich fort bin. Ich wünschte, ich könnte dir anbieten dich mitzunehmen, aber das wird kaum möglich sein.«
    Sein Schüler blickte ihn überrascht an. »Gehst du denn fort?«
    Der Sänger lächelte ihn traurig an. ‚Er ist noch ein halbes Kind, wenn nicht ein ganzes’, dachte er. ‚Er will es nicht wahr haben.’
    »Mjir«, erwiderte er, »ich werde doch meine Landsleute begleiten müssen, wenn sie zurückfahren. Mein Auftrag ist jetzt beendet.«
    »Meinst du damit etwa, du willst mit dem Kapitän auf dessen Schiff mitfahren?« Jetzt lag keine Überraschung mehr im Blick des Jungen, vielmehr Entsetzen. »Aber warum denn das?«
    »Nun … um nach Hause zu kommen.«
    »Aber das Schiff wird untergehen.«
    Er sagte es einfach so.
    Es war keine Prophezeiung.
    Keine Drohung.
    Keine Möglichkeit.
    Es war eine Tatsache, ausgesprochen mit der Überzeugung von jemandem, der die Wahrheit gesehen hatte und wusste, was er sah.
    »Untergehen?«
    »Ja, natürlich.«
    Der Sänger stand auf und trat einige Schritte von dem Jungen zurück, der ihn mit seinen klaren, unschuldigen blauen Augen ansah.
    »Ja, aber … aber wieso denn?«
    »Weil das Schiff nur ein Flickwerk ist, und schon einmal dem Druck der Wellen nicht standgehalten hat. Weil der Kapitän die Wetterbedingungen nicht kennt. Weil Willurd Wanknieknie es gesagt hat.«
    »Willurd Wanknieknie? Der größte Säufer von dieser verlausten Bande?«
    »Er ist nicht nur der größte Säufer, sondern auch der größte Segler, glaub mir. Ich mag ihn nicht, aber er ist fünfzig Jahre lang jeden Tag ausgefahren und wieder zurückgekommen. Das heißt etwas auf Windfels. Außerdem … ich habe die Matrosen reden hören. Es sind Küstenschiffer. Sie haben keine Ahnung, wie man auf hoher See manövriert.«
    »Oh.«
    Die Stimme des Sängers war nur noch ein schwaches Flüstern.
    Stille kehrte in den Raum ein, während Alagotis immer noch seinen Schüler anstarrte.
    War es wahr, was er sagte? Nun, er hatte die Kraft des Windes, der um diese Insel tobte am eigenen Leib erfahren. Wenn er sich vorstellte, was die Böen, Hammerschlägen gleich, mit dem strapazierten und geschädigten Holz des Schiffsrumpfs anstellten …
    Ihn schauderte. Von wegen jung. Dieser Fünfzehnjährige hatte sich sein kurzes Leben lang in einer Umwelt behaupten müssen, wie Alagotis sie sich in seinen schlimmsten Albträumen nicht schlimmer hätte vorstellen können.
    Er räusperte sich.
    »Wie gut meinst du … sind ihre Chancen?«
    Mjir zuckte die Achseln. »Wie gut kann etwas schon sein, das es nicht gibt?«
    »Du musst es tun!«
    »Warum? Wanknieknie hat sie bereits gewarnt.«
    »Ja, aber …« Hilflos fuchtelte Alagotis mit den Armen. »Aber … selbst wenn Leute wegen ihrer eigenen Dummheit in den Tod gehen, darf man das nicht einfach so … geschehen lassen. Mich hast du ja schließlich auch gewarnt!«
    »Ja. Du hast noch geschlafen, als der Älteste ihnen das Angebot gemacht hat, auf den Tributschiffen mitzufahren.«
    »Was ich meine ist … nun, es geht einfach nicht! Man kann die Leute nicht in ihren sicheren Tod schicken, nur weil sie … weil sie sich mit dem Wetter nicht auskennen.«
    Der Junge sah ihn verwirrt an. »Du meinst, es ist in Ordnung, andere Leute zu töten, wenn man ein Held ist und sie böse sind, aber es ist nicht in Ordnung, wenn man sich nicht um einen Haufen Idioten kümmert, der in den sicheren Tod geht? Ist böse zu sein schlimmer als dumm zu sein?«
    »Was weiß ich! Ach, verflix – verflucht, tu es einfach! Mir zuliebe, ja?«
    Mjir nickte zögernd und erhob sich. Wenn selbst Alagotis anfing zu fluchen, dann musste es wirklich wichtig sein.
    »In Ordnung. Aber versprich dir nicht zuviel davon.«
    Der Kapitän wischte sich den Schweiß von der Stirn, wandte sich von seiner Arbeit ab um einen Schluck Wasser zu trinken – und zuckte überrascht zusammen. Vor ihm stand ein etwa sechzehn- oder siebzehnjähriger Junge, der ihn

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