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Dämonenturm - Band 1: Stein auf Schädel (German Edition)

Dämonenturm - Band 1: Stein auf Schädel (German Edition)

Titel: Dämonenturm - Band 1: Stein auf Schädel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thier
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Rätsel.
    Er ging in Gedanken versunken nach Hause.

8. Kapitel
    Geisterhafte Geräusche und die Prinzipien der Poesie
    Als Mjir am nächsten morgen erwachte, blickte er aus dem Fenster. Trotz der frühen Stunde waren die fremden Seeleute schon wieder an der Arbeit. Sie kamen erstaunlich schnell voran. Es existierte bereits etwas, dessen Form vage an einen Schiffsrumpf erinnerte.
    Der junge Felswinder kletterte aus dem Fenster um seinem Vater aus dem Weg zu gehen und begab sich auf die Suche nach Alagotis.
    An diesem Morgen krähte der Hahn schon um 9. Obwohl krähen möglicherweise nicht ganz das richtige Wort war. Er hustete. Und hustete noch einmal. Und noch einmal. Es klang, als würde man sich mit falsch gestimmten Gitarrensaiten die Gurgel putzen. Einfach unmöglich. Der Jarl wurde gerufen um sich das Tier anzuschauen. Nachdenklich wiegte Wanknieknie seinen massigen Kopf hin und her.
    »Das arme Vieh hat anscheinend den Waltran nicht vertragen«, meinte Gariward Spaltstein. »Vielleicht liegt es am Alter. Er ist ja immerhin schon 15.«
    »Na und?« Wanknieknie schnaubte. »Als ich 15 war, hat meine Mutter selig mir das Zeug literweise reingekippt! Gut für die Verdauung! Raspelt den Dreck von innen weg.«
    »Vielleicht hat es bei ihm mehr weggeraspelt als nur den Dreck.«
    Der Hahn ließ ein mitleiderregendes, gellendes Kieksen hören.
    »Hmm …« Der Älteste dachte nach. Schließlich kam er zu einem Entschluss.
    »Gebt ihm noch eine ordentliche Portion von dem Zeug. Vielleicht lag’s an der Dosierung!«
    Mjir fand Alagotis am Fensterrahmen im ersten Stock des Gasthauses hängend. Er hatte das Fenster geöffnet und war hinausgesogen worden.
    Sein getreuer Schüler eilte die Treppe hinauf und zerrte ihn wieder ins Innere des Zimmers. Dann gelang es ihm auch noch unter schweren Anstrengungen das Fenster zu schließen.
    »D-danke«, keuchte der Poet. »Ich – hatte einen Moment nicht daran gedacht, wo ich bin. Bei der Sternenherrin, wie kann man es hier nur aushalten!«
    »Indem man das Fenster geschlossen hält und sich zu Boden wirft, bevor einen die nächste Windböe erwischt«, erwiderte Mjir gedankenverloren.
    »So war diese Frage eigentlich nicht gemeint. Bist du gekommen, um deinen Unterricht fortzusetzen?«
    »Ja, wenn es geht.«
    »Es geht. Aber bitte – hier drinnen, bis sich diese … morgendliche Brise etwas beruhigt hat.«
    »Dagegen gibt es nichts einzuwenden.«
    Merkwürdige Geräusche hallten über die Insel. Die Matrosen, die dicht zusammengedrängt bei ihrem Holzhaufen beziehungsweise Schiff in spe standen, blickten sich erschauernd um.
    »Glaubt ihr, dass es Geister auf diesem erdvaterverlassenen Felsen gibt?«
    »Ach, Unsinn. Wer glaubt … denn schon … an … so … was …«
    Erneut erklang das Geräusch. Es war ein wahrhaft fürchterliches Geheul, das klang, als würde man sich mit falsch gestimmten Gitarrenseiten die Gurgel putzen. Es jagte einem einen kalten Schauer den Rücken hinunter.
    »Ich … ich habe Gerüchte gehört. Schon öfter sollen fromme Männer oder Gelehrte aus dem Königlichen Lehrstift hierher aufgebrochen sein. Nie ist einer von ihnen zurückgekehrt, sagt man. Ein Mann«, meinte der Matrose und senkte seine Stimme zu einem geheimnisvollen Flüstern, »den ich in einer Taverne getroffen habe, hat mir gesagt, er habe sich eines Tages zu nahe an die Gewässer der Insel herangewagt … da habe er ein fürchterliches Gebrüll vernommen, wie aus dem eiskalten Rachen des bösen Dämon im Norden, und der Geist eines Priesters sei hoch über ihm hinweggeschwebt, fürchterliche Flüche ausstoßend!«
    »He, ihr da!«
    Der Kapitän kam anmarschiert und fuchtelte mit einer Säge herum. »Steht gefälligst nicht müßig rum und erzählt euch Schauergeschichten! Ihr sollt arbeiten!«
    »Auf dieser Insel geht es nicht mit rechten Dingen zu, Kapitän«, murrte einer der Männer. »Wir hören den Gesang der Toten.«
    »Dann sollten die Toten Gesangsstunden nehmen, und zwar dringend«, erwiderte Krak. »Los, ihr Faulpelze! Oder soll ich euch Beine machen? Was ihr hier hört ist nur irgendein Echo oder der Wind in den Felsen.«
    In dem Moment erhob sich ein neuer, unwirklicher Ton über das kahle Eiland – fern schien er zwar und gedämpft, doch kalt und klar wie der Morgentau auf den Blättern in einer Welt ohne Umweltverschmutzung. Er durchdrang jedes Ohr, wurde von den Felsen zurückgeworfen und erzeugte ein eigenartiges Echo in den Seelen der Menschen.
    Der Kapitän

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