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Dämonenturm - Band 1: Stein auf Schädel (German Edition)

Dämonenturm - Band 1: Stein auf Schädel (German Edition)

Titel: Dämonenturm - Band 1: Stein auf Schädel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thier
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Dachboden. Willenlos ließ sich der Poet führen. Mjir geleitete ihn zu seinem Strohsack, legte ihn hin und deckte ihn zu.
    An diesem Abend ging er nicht an den Strand.
    Aber er dachte trotzdem an die Elven. Ach, wären sie beide doch nur auf einem Schiff dieser wunderbaren Wesen, unterwegs zu neuen Ufern, ohne Sorgen und Tod. Er dachte an seine Landsleute, die gelacht und geklatscht hatten … Zugegeben, auf Windfels war der Tod die einzige Unterhaltung. Und der Kapitän war ein Idiot gewesen.
    Aber …
    Aber …
    Und das war das Problem. Für die Felswinder gab es kein aber. Sie dachten sehr einfach und in geraden Bahnen. Wenn sich jemand wie ein Idiot aufführte, war er ein Idiot, und wenn er starb, wurde er zu einem toten Idioten. He, bringt ein Fass Bier.
    Eine beeindruckende Lebensphilosophie.
    Ach, könnte er nur von hier weg.
    Fortsegeln auf einem weißen, schlanken Schiff, dem selbst die höchsten Wellen und der stärkste Wind nichts anhaben konnten. Wandern, über die Regenbogenbrücke in einer Welt aus schillernden Farben. Fort und das Land hinter dem Horizont sehen.
    Als Irustar am nächsten Morgen erwachte, überlegte er, ob alles nur ein Traum gewesen war. Die Idee bot eine Menge Vorzüge, musste aber leider aufgegeben werden. Träume stinken nicht.
    »Ich habe dir dein Frühstück gebracht. Aber möglicherweise … möglicherweise bist du heute nicht in der Stimmung dazu«, ertönte Mjirs Stimme hinter ihm. Der Poet drehte sich um und sah, was auf dem Tablett lag, das der Junge in der Hand hielt.
    »Tut mir Leid.« Mjir zuckte entschuldigend mit den Schultern. »Ich habe meinen Vater nach frischem Fisch gefragt. Wozu denn das, wollte er wissen. Um ihn zu essen, erwiderte ich. Er hat mich angesehen, als sei ich verrückt geworden.«
    »Was soll’s.« Alagotis versuchte nicht hinzuschauen und, was weitaus schwieriger war, nicht hinzuriechen, als er nach dem Etwas auf dem Teller griff und es sich in den Mund stopfte. »Ich werde ja noch ein paar Monate hier verbringen, da gewöhne ich mich lieber früher als später an die ähm … hiesige Kost.«
    Er kaute verbissen, wälzte sich von dem Folterinstrument, welches er nur ungern als sein Bett bezeichnet hätte, und stand auf.
    »Also, fangen wir an?«
    »Anfangen? Etwa mit Singen?«
    »Womit denn sonst? Steine werfen?«
    »Aber … ich dachte … heute wäre nicht der geeignete Tag, um …«
    »Bitte, Mjir.« Alagotis schluckte qualvoll und sah ihn flehend an. »Heute ist der beste Tag. Heute brauche ich es. Ich brauche etwas, um meinen Kopf zu füllen, sonst werde ich wahnsinnig auf diesem verfaulten Felsen. Bitte.«
    »W-wie du meinst.«
    Sie sangen.
    Sie sangen und dichteten, als ginge es um das Ende der Welt.
    Mjir lernte viel in diesen Tagen. Er lernte Dinge über die Weitwelt, über die grünen Lande der Menschen und die südlichen Lande, geheimnisvolles, wunderbares, versperrtes Reich der Elven, Hort des Jugendquells, lernte alte Sagen vom toten Land im Norden und dem Odem des Dämons, lernte von hohen Gipfeln und tiefen Tälern, lernte von Sagengestalten, den Hünen und Ogern und Bestien, und lernte, dass langes Singen Halskratzen verursachte.
    Die Tage vergingen.
    Und die Nächte auch.
    Als Mjir eines Abends wieder allein am Strand entlangschlenderte, sah er plötzlich etwas im Wasser glitzern. Eilig beugte er sich hinunter, und strich die Kiesel beiseite. Dort, zwischen zwei Steinen eingeklemmt glitzerte ein Ring aus einem weißhell schimmernden Metall. Eine Kamee war darauf gesetzt worden, in funkelnden Farben zeigte sie das Bildnis eines edlen Gesichtes, ein Mann in der Blüte seiner Jahre, stark und schön, mit langem, gelocktem Haar. Zwischen den Locken …
    Mjirs Mund öffnete sich vor Überraschung. Zwischen den Locken ragten spitze Ohren hervor. War dieser Mann gar kein Mann? War er ein Elv? War … war dieser Ring von den Elven? Es konnte kaum anders sein. Wer sonst auf dieser Weitwelt konnte etwas so Wunderbares schaffen?
    Jemand … jemand auf der Regenbogenbrücke, oder auf einem jener Schiffe, von denen er geträumt hatte, musste es verloren haben. Er umklammerte den Ring. Und er hatte dieses Kleinod gefunden. Welch ein Glück!
    Wer wohl der Elv auf dem Bildnis war?
    Er rieb die braune Schmutzschicht ab, die sich zwischen Schmuckstein und Ring festgesetzt hatte, und sich nun unter seinen Fingern löste und verschwand. Da bemerkte er plötzlich Schriftzeichen, die sich um die Kamee an der Außenkante herumwanden, eingeritzt mit feiner

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