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Dämonenturm - Band 1: Stein auf Schädel (German Edition)

Dämonenturm - Band 1: Stein auf Schädel (German Edition)

Titel: Dämonenturm - Band 1: Stein auf Schädel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thier
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sich.
    Brausesturm Blaubart bückte sich, griff nach einem Kiesel und ließ ihn in der Luft los. Er flog einige Fuß weit, bevor er zu Boden fiel. Nachdenklich legte der Felswinder seinen Kopf schief und betrachtete den Ältesten.
    »Du hast ihnen nicht gesagt, in was sie da hineinfahren«, stellte er fest.
    »Warum hätte ich das tun sollen?« So etwas wie ein Lächeln lag auf Wanknieknies kantigem Gesicht. »Als erfahrene Seeleute wissen sie doch sicher, was ein Schottersturm ist, nicht wahr, Jungs?«
    »Na klar.«
    »Sicher.«
    »Ohne jede Frage.«
    »Holt ein paar Fässer Bier!«

10. Kapitel
    Splittriges Spektakel und getriebenes Treibgut
    Ein paar Worte vorweg – hätte Beaufort auf Windfels gelebt, hätte er seiner Skala für Windstärken noch einige zusätzliche Stufen hinzufügen müssen. Für die meteorologisch interessierten unter den Lesern, das Windfelser Phänomen des Schottersturms entsteht etwa bei Windstärke neun, was auf Windfels aber niemand wusste. Es gab dort eine andere, weitaus simplere Skala für Windstärken.
    Bei Stufe 1 nahm alles seinen gewohnten Gang, von ein paar Toten und blauen Flecken einmal abgesehen.
    Was bei Stufe 2 geschah, hatte noch nie jemand herausgefunden.
    Nur so viel – auf Windfels nannte man den Tag des jüngsten Gerichts auch Stufe-zwei-Tag-Hilfe-wo-ist-ein-Seil-ich-argargarg.
    Doch dies war ein Stufe-eins-Tag-bringt-Bier-her-es-gibt-was-zu-sehen.
    Alagotis hatte sich ins Gasthaus geflüchtet. Das Licht verdunkelte sich und graue Düsternis flutete durch den Raum. Etwas krachte gegen die Außenwand des Gebäudes. Wieder. Und wieder. Die steinernen Mauern erbebten unter den Schlägen tausender empor gerissener Kiesel.
    Zitternd kauerte der Poet in einer Ecke.
    Was war dies nur für ein Ort, und was für Menschen konnten an einem solchen Ort überleben?
    ‚ Die Skelette derjenigen, die nicht überlebt haben, liegen im Meer ’, hörte er eine hinterhältige Stimme in seinem Kopf flüstern. ‚ Und so wird es auch bald der Besatzung des Schiffes ergehen .’
    ‚Ich sollte bei ihnen sein’, dachte Alagotis.
    ‚ Nein, das solltest du nicht, du Dummkopf. Tote können keine Gedichte schreiben .’
    ‚Sei still! Wer bist du überhaupt?’
    ‚ Was kümmert’s dich? Vielleicht dein gesunder Menschenverstand? Vielleicht die Muse der Dichtkunst? Aber ich habe noch einiges mit dir vor! Also halt die Klappe und duck dich !’
    Das Schiff wurde mit majestätischer Schönheit zerfetzt. Die Splitter flogen übers Meer, segelten dahin und tauchten ein in das kühle, graue Grab.
    Die Windfelser klatschten Beifall. Sie amüsierten sich königlich.
    Mit einem ungeheuren Krachen brach der Mast, wurde vom Segel emporgehoben und schwebte übers Meer, davon, Richtung Osten. Die schreienden Matrosen wirbelten durch die Luft, fielen ins Wasser und verschwanden hinter einem grauen Dunst aus geifernder Gischt.
    »Sehr schön!«
    »Bravo!«
    »Das machen die Burschen wirklich ordentlich!«
    »Ja. Das ist fast so gut wie die Kerle von dem verirrten Handelsschiff letztes Jahr, das uns dieses komische scharfe graue Zeug verkaufen wollte. Ich hatte noch nie jemand gesehen der sich zu Tode genießt hat.«
    Allmählich legte sich der Wind und das Spektakel beruhigte sich. Die letzten Splitter fielen ins Wasser und der Wellengang war nur noch sehr hoch.
    »Das einzig Dumme bei solchen Vorstellungen ist, dass es nie eine Zugabe gibt, egal wie viel man klatscht«, meinte Gariward Spaltstein seufzend.
    »Ha, wenn du so begierig darauf bist noch mehr zu sehen, inszeniere doch eine kleine Solodarbietung.«
    »AHAAHAHAH!«
    »AHAAHAHAH!«
    »Irustar?«
    Der Bänkelsänger rührte sich nicht.
    »Irustar, du kannst die Hände von den Ohren nehmen und die Augen öffnen. Ich bin’s, Mjir!«
    Vorsichtig linste der Poet durch schmale Schlitze zwischen seinen Lidern in die Welt. Tränen standen ihm in den Augen.
    »Sind … sind sie alle …«
    »Ja.«
    »Habt ihr … gibt es nicht irgendwelche Überlebenden? Schwimmen keine Leute im Wasser?«
    »Doch, mit dem Gesicht nach unten. Es tut mir Leid.«
    »Was haben sie … haben die anderen etwas getan um zu helfen …«
    Mjir senkte den Kopf.
    »Sie haben gelacht, und getrunken.«
    »Gelacht und …« die Stimme des Sängers versagte und verschwand im Nichts.
    »Komm. Ich bringe dich besser nach oben.«
    Der Junge legte dem Älteren die eine Hand auf die Schulter, zog ihn mit der anderen auf die Beine und führte ihn die schmale Holztreppe hoch auf den

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