Dahoam is ned dahoam - Bayerische Ein- und Durchblicke
Kampenwand, die jetzt links von uns klar und fest vor einem weiß-blauen Bilderbuchhimmel steht. Die Seilbahnen, Skilifte, Schneekanonen, Mountainbike-Trails und Almstraßen, mit denen wir unsere alpinen Landschaften seit Jahrzehnten malträtieren, kann man aus der Ferne nicht sehen, und so entringt sich selbst unseren kritischen Lästerkehlen auf diesen letzten paar Hundert Metern bis zum Hafen von Prien-Stock ungewollt der klassische Bayernseufzer: »Mei, schee hamma’s scho, bei uns dahoam.«
Bestünde doch nur die ganze Welt aus Chiemseen, Oberammergaus, Rupertiwinkeln und Fränkischen Schweizen – dieser Glaube ist uns Bayern quasi genetisch eingeimpft –, dann wäre sie um so viel besser, schöner und friedlicher, und alles Böse, Schlechte, Hässliche könnte in eine solche Welt nur von außen hineingetragen werden. Fast möchte man es glauben, zufrieden auf dem Deck eines alten Raddampfers sitzend, hoch über diesem wunderschönen See, der die wunderschöne Landschaft, die ihn umgibt, noch genauso wunderschön spiegelt, wie er es die ganzen 10 000 Jahre seit der letzten Eiszeit getan hat.
Zwischenstopp Kabarett:
»Des Scheiß-Blau«
Ein Ausschnitt aus dem Programm »Ludwig IV. – ein echter König geht nicht unter«
(Otto Mayerhofer, als König Ludwig IV. zum neuen bayerischen Monarchen designiert, erscheint in einem mit bläulichem Staub verschmutzten Heimwerkerkittel am oberen Treppenabsatz des Rohbautreppenhauses, einer mächtigen Treppenanlage, deren Wände aus unverputzten Ziegeln bestehen. Die Zuschauer wurden vorher vom Hofhistoriker im letzten Punkt einer Schlossführung darauf hingewiesen, dass sie jetzt gleich das weltberühmte »Blaue Treppenhaus« betreten werden, ein Weltkulturerbe aus Gold und Lapislazuli. Der Anblick der kahlen Wände und des überall herumliegenden Werkzeugs erstaunt den Historiker ebenso wie die Zuschauer.)
»Des der heizt du doch nicht!«
Otto Mayerhofer:
Kruzifix, des Scheiß-Blau, des hab i Weihnachten no unter de Fingernägel drin. Bis i des ois herunten ghabt hab, des war richtig penetrantes Blau, so edelsteinartig.
Da bin i mit der Flex hi, aba da hod’s ma scho de erste Flexscheibn aba scho so dermaßn zalegt, alles hi. Dann hoob i den ganzen Schmarrn mi de Händ obameißln miaßn, jeden Quadratzentimeter von diesem Scheiß-Blau.
Keine Ahnung, was de damals für an Zement ghabt ham, des is wia hibetoniert gwesen. Und woaßt, greislich a, des blaue Liacht, da kimmst da vor wia in a Mischung aus Diskothek und Hallenbad. I woaß ned, ob Sie des drübere Treppenhaus scho gseng ham, des is ja des Gleiche in Gold. Aba da hob i glei gsagt, des reiß i de Woch nimma raus.
Normalerweis holst da da a paar Polen, die reißen des raus in zwoa Dag, aba der Dr. Joos vom Innenministerium hat gsagt:
»Herr Mayerhofer, das können Sie vergessen. Als neuer bayerischer König haben Sie eine Vorbildfunktion, Schwarzarbeit kommt überhaupt nicht in Frage.«
»Bitte«, hab i gsagt, »dann mach i’s halt selber.«
Und da drobn schaut’s erst aus. A ganzer Saal voller Spiegel, wia a hundert Meter langs Bad ohne Waschbeckn, aba mit am Holzbodn. Da geht’s ja scho o mit de Kronleichta. I woaß ned, mit was de de festgmacht ham, aba da kanntst an Elefanten drohänga, bevor de obakemman. Aba runter müaßn s’, weil i ja de Deckn abhänga muaß. Des muaß a Wahnsinnger gmacht ham – diese hohen Räume, des dahoazt doch koaner. Für an Adligen san so hohe Räume vielleicht as Höchste, aber i bin ja koa von und zu Wittelsbach, mir glangt zwoa Meter fuchzg Raumhöhe a.
Wissn S’, da glangt’s ma scho. Mog er vom Innenministerium sagen, der Herr Doktor Joos, der Großkopferte:
»Aber ich bitte Sie, Majestät, Sie müssen jetzt doch nicht mehr auf die Heizkosten schauen.«
»Ja freile«, hab i gsogt. »Erst verzockts ihr de Milliarden bei der Landesbank, und wenn dann der Staatsbankrott kimmt, dann hoaßt’s, der König hoazt auf Herrenchiemsee as Geld zum Fenster naus.«
»Gell«, des hab i eam glei gsagt, »Herr Doktor Joos, hab i gsagt, i mach eich bloß an König, wenn i ned eier Kasperl bin. Eire Suppen kennts scho selber auslöffeln.«
(wendet sich ans Publikum)
I muaß sogn, anfänglich war des scho a schräge Gschicht. Da steht oana vor da Tür und sogt, er woar da wegen am neuen Königreich und so, da fragst di zuerst fei scho, ob des ned a Zeuge Jehovas is. Aber freile, guad, ma macht ja ois mid, ma mecht ja a koa Spielverderber sei.
Aber a Kreiz is scho,
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