Daisy Goodwin
ins Zimmer. Es war eine warme
Nacht, er lag mit dem Gesicht auf dem Kissen, und nur sein Unterkörper war mit
einem Laken bedeckt. Sie konnte nicht widerstehen und strich mit der Hand über
seinen Rücken. Er fuhr auf und griff nach ihrem Handgelenk. «Bertha! Was
machst du denn hier?»
Sie sah, dass er unter dem Laken
nackt war. «Ich möchte mit dir sprechen», sagte sie. Er zog sie zu sich
herunter und begann sie zu küssen.
Nach einem Augenblick sagte er: «Dann
sprich», aber seine Hände nestelten an den Knöpfen ihrer Bluse herum. Bertha
suchte nach den richtigen Worten, stellte jedoch fest, dass sie nichts sagen
konnte. Sie wollte an nichts anderes denken als an Jims Hände auf ihrem Körper,
und sie wollte seine Haut an ihrer spüren. Statt einer Antwort öffnete sie den
letzten Knopf und löste die Bänder ihres Korsetts.
Als sie sich sämtlicher
Kleidungsstücke entledigt hatte, flüsterte Jim ihr ins Ohr: «Bist du sicher,
mein Liebling?»
Sie legte die Arme um ihn.
Aber später erlaubte sie sich nicht,
in Jims warmen Armen zu liegen. Sie suchte in der Dunkelheit nach ihren Kleidern.
Als sie angezogen war, rüttelte sie Jim wach.
«Jim, da
ist etwas, das ich dir sagen muss.»
Jim rollte sich schläfrig weg.
«Nicht jetzt, Bertha.»
«Nein, du musst mich anhören. Ich
bin gekommen, um dir zu sagen, dass die Herzogin heute nach London fährt und
mich mitnimmt.» Sie versuchte zu flüstern, aber es war schwer, gegen die
Gefühle anzukämpfen. «Sie kommt nicht wieder, Jim. Sie verlässt ihn. Ich
glaube, sie läuft mit Mr. Van Der Leyden davon.»
Jim richtete sich auf und griff nach
ihrer Hand. «Du kannst nicht mit ihr gehen, Bertha. Was, wenn sie beschließt,
nach Amerika zurückzukehren? Soll deine Miss Cora ihr eigenes Leben ruinieren,
aber dein Platz ist bei mir.» Er flüsterte, aber die Wut in seiner Stimme war
unüberhörbar.
Bertha machte sich los. «Ich kann
sie nicht einfach verlassen. Weißt du, ich habe es selbst noch schlimmer gemacht.
Ich habe ihr die schwarze Perle gezeigt, die du mir gegeben hast, von Lady
Beauchamps Kette. Sie tat mir leid – alle haben sie angelogen. Ich wollte ihr
die Wahrheit sagen.»
Jim ließ ihre Hand fallen. «Sie hat
eine Familie, Bertha. Du bist nur ihre Zofe.»
«Aber sie braucht mich. Ich weiß,
dass es so ist. Sie hat wirklich niemand anders.»
«Und was war das dann?» Er zeigte
auf das Bett. «Eine Art Trostpreis?»
Sie sah weg. «Ich ... Ich wollte
dich, Jim.» Sie streckte eine Hand aus, um ihn zu streicheln, doch er schlug
sie weg.
«Und ich will dich, die ganze Zeit,
und jetzt gehst du weg. Wenn du mit ihr gehen willst, kann ich dich nicht
aufhalten, aber ich weiß nicht, ob ich dich dann jemals wiedersehe.» Er wandte
sich ab und verbarg das Gesicht im Kissen.
Bertha legte ihm ihre Hand auf die
Schulter und sagte: «Ich liebe dich, Jim.»
Er schlug mit der Faust auf das
Kissen. «Dann geh nicht.» Er setzte sich auf und fasste sie bei den Schultern.
«Heirate mich, Bertha. Wir können nach London gehen. Da kann ich als Diener in
einem Hotel arbeiten. Wir können ein neues Leben führen. Verlass mich nicht,
weil deine verwöhnte Herrin nicht ohne ihre Zofe leben kann.»
Bertha stand auf. «Miss Cora ist
nicht immer einfach, aber ich kann sie jetzt nicht im Stich lassen.» Sie dachte
an den Quilt, der auf ihrem Bett lag. Miss Cora war mit ihrem Leben verwoben
wie eines der Quadrate, aus denen er bestand. Bertha wusste alles über ihre
Herrin, von dem Leberfleck über ihrem rechten Schulterblatt bis zu der Art,
mit der sie sich das Haar aus den Augen pustete, wenn sie ärgerlich war. Sie
konnte daran, wie sie ihre Schultern hielt, sehen, welcher Stimmung sie war,
und an ihrem Mund, was sie sagen würde. Es machte ihr nicht viel aus, dass Cora
sie umgekehrt nicht weiter beachtete. Cora war ihr Territorium, ihr Zuhause war
dort, wo Cora war.
Sie wusste, dass sie Jim das nicht
erklären konnte. Er würde sie auslachen; ihr wieder sagen, dass sie nur dazu da
war, die Unordnung aufzuräumen. Sie hatte gedacht, dass sie vielleicht anders
empfände, nachdem sie mit Jim im Bett gewesen war, aber nicht einmal sein
Angebot, ihn zu heiraten, änderte etwas an ihren Gefühlen.
Es gab so vieles, was sie sagen
wollte, aber sie hörte draußen ein lautes Geräusch und konnte nur noch ihre
Lippen auf sein trotziges Gesicht drücken, ehe sie davoneilte.
Im Flur sah sie, wie sich der
Bursche über Buglers Schuhe beugte. Sie legte den Finger an die Lippen,
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