Daisy Goodwin
dem Baby angetroffen.»
Ivo pflückte ein Gänseblümchen und
fing an, es zu zerrupfen.
«Sie muss hocherfreut gewesen sein,
als du sie nach Lulworth eingeladen hast. Ich hätte dich davon abbringen sollen,
aber ich wusste nicht wie. Den Rest kennst du ja. Sie wollte, dass Odo diese
Szene macht. Ich glaube, sie würde jetzt alles opfern, wenn es ihr nur
garantiert, dass ich unglücklich werde. Wenn du mich verlässt, dann hat sie gewonnen.»
Cora stand auf. Sie sah, wie sich
die Küste in beide Richtungen erstreckte, und überlegte, in welcher Richtung
ihr Zuhause lag. Sie stand vor Ivo, sodass sie seine Augen se hen konnte. «Ich
bin gestern Abend zu Charlotte gegangen. Ich habe einen deiner
Manschettenknöpfe in ihrem Bett gefunden.»
«In ihrem Bett?» Ivo blinzelte.
«Bist du sicher, dass es meiner war? Cora, ich schwöre dir, ich war nicht
einmal in der Nähe von Charlottes Bett. Nicht seit wir verheiratet sind. Du
musst mir glauben. Ich weiß, dass ich dir in der Vergangenheit nicht alles
gesagt habe, aber ich habe dich nie belogen.»
«Ich bin sicher, dass es deiner war,
Ivo.» Cora sagte es langsam und traurig. Sie stieg auf den Eselskarren. «Ich
fahre zurück. Ich muss den Zug bekommen.» Sie gab dem Esel einen Hieb mit der
Gerte, und er begann in Richtung des Schlosses zu trotten.
«Cora,
bitte! Warte.»
Sie sah sich nicht um und gab dem
Esel noch einen Hieb. Jetzt lief Ivo neben ihr her. «Es muss ein Missgeschick
gewesen sein.
Ich war nie in ihrem Zimmer, aber sie ist zu mir gekommen, Cora. Kurz vor dem Dinner.
Ich habe gesagt, ich hätte mit ihr nichts mehr zu schaffen, aber sie hat sich mir an den Hals geworfen. Sie ...
sie hat vor mir gekniet. Ich habe sie weggeschoben, aber ihr Haar hat sich in
meinem Hemd verfangen. Wir haben gestritten. Der Manschettenknopf muss in
ihrem Haar hängen geblieben sein.»
Cora blickte auf ihn hinunter. Sie
sah, wie sich auf seiner Stirn ein Schweißtropfen formte, und ihr fiel auf,
dass sie ihn noch nie hatte schwitzen sehen.
Aber sie hielt nicht an.
Ivo lief vor den Karren und hielt
den Esel am Kopf.
«Das ist alles. Alles. Ich habe
keine Geheimnisse mehr. Wenn du gehen und mit deinem Amerikaner zusammen sein
möchtest, dann halte ich dich nicht auf.» Er sah, wie überrascht sie war. «Ich weiß alles,
Cora. Deine Zofe hat es Harness erzählt, und der ist zu mir gekommen. Er liebt
Bertha und will sie nicht verlieren.» Er zuckte kleinlaut mit den Schultern in
Anerkennung der Ähnlichkeit zwischen Herr und Diener. «Vielleicht kannst du mit
Van Der Leyden glücklich sein, anständig wirkt er. Aber, Cora, er braucht dich
nicht so wie ich. Er kann hingehen, wo immer er will, tun und lassen, was er
möchte, ich hingegen kann nur Herzog von Wareham sein. Und nur du kannst die
Schatten vertreiben, Cora. Ehe du kamst, habe ich in einer Welt aus Geheimnissen
und Lügen gelebt, aber du bist nicht so, du lebst im Licht, und da will ich mit
dir sein.» Er unterbrach sich, als verblüfften ihn seine eigenen Worte. «Ich
kann mir ein Leben ohne dich nicht mehr vorstellen, Cora, ich kann nicht
zurück. Wenn du jetzt gehst, bin ich verloren.»
Er verstummte. Und Cora sah, dass er
dem Abgrund nahe war. Seine Worte waren vom Rauschen des Meeres begleitet
worden. Seine Augen waren fast schwarz, die Pupillen geweitet. An seiner Wange
zuckte ein Muskel. Sie streckte die Hand aus und zog ihn an sich.
Kaum war der Eselskarren außer Sicht,
hatte Jim Bertha gefunden. Er legte seine Hand auf ihren Arm, aber sie schüttelte
ihn ab und schob weiter den Kinderwagen.
«Ich musste
es tun, Bertha.»
Bertha antwortete nicht, sondern
ging weiter, den Blick auf das schlafende Baby geheftet.
Jim ging neben ihr her, seine blauen
Augen sahen sie flehend an. «Ich dachte, sie nimmt dich mit, Bertha, und das
wäre unser Ende. Ich habe dem Herzog gesagt, dass ich dich heiraten möchte und
dass ich ihm sage, was seine Frau vorhat, wenn er mir eine Empfehlung gibt.»
Jetzt blickte Bertha ihm zum ersten
Mal ins Gesicht. «Du hattest kein Recht dazu, Jim.»
«Ich möchte, dass du meine Frau
wirst, Bertha. Ich konnte dich nicht einfach so ziehen lassen.»
Bertha hörte auf zu schieben und
wandte sich ihm zu. «Aber das ist meine Entscheidung, nicht deine.»
Er legte
seine Hand auf ihre, die den Griff des Kinderwagens hielt. «Du wolltest das
Falsche tun, Bertha. Du wolltest mich aufgeben, nur weil dir eine Frau leidtut,
die dein Mitleid nicht verdient.»
Bertha zog
ihre Hand
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