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Daisy Sisters

Titel: Daisy Sisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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wird. Genau das ist es, die Verantwortung. Und das belastet jetzt schon, obwohl das Kind bis jetzt nur eine Behauptung von Eivor ist, die ihn mit wilden Augen ansieht …
    Er tut sich selbst leid, und er würde sie gerne fragen, was nun geschehen soll. Aber das fällt schwer, er findet nicht die richtigen Worte …
    Er sagt nichts. Sie muss das hier in Ordnung bringen. Hätte sie ihm nur Bescheid gesagt, so hätte er besser aufgepasst …
    Ich will nicht allein bleiben mit der Sache hier, denkt Eivor. Was auch immer geschehen mag, aber nicht Mutters Hölle. Nicht wie sie …
    Sie schaut ihn an und fragt sich, ob er ahnt, was sie denkt. Schlamperei oder nicht, es gehören doch zwei dazu. Sie wird so überwältigt von der Angst, dass sie es geradeheraus sagt, dass er sie jetzt nicht verlassen darf.
    »Nein, nein«, murmelt er. »Nein, zum Teufel … Nein …«
    »Es gehören zwei dazu«, sagt sie. »Zwei.«
    »Ja, ja … Beruhige dich. Zum Teufel …«
    »Ich denke gar nicht daran, mich zu beruhigen«, sagt sie. »Ich will wissen, ob wir zu zweit bei dieser Sache sind oder nicht.«
    »Das ist klar«, sagt er. »Natürlich, verdammt …«
    Aber nichts ist klar, alles wirkt wie ein Gesicht in einem Zerrspiegel. Keiner von ihnen vermag, seinen Gefühlen zu trauen.
    Nach einem Moment schmerzhaften Schweigens sagt Jacob das einzig Mögliche. »Wir werden wohl zusammenziehen«, sagt er. »Und heiraten.«
    Und sie: »Willst du das?«
    »Ja, natürlich.«
    »Aber nicht nur wegen dem hier. Das will ich nicht.«
    »Nein, nicht nur wegen dem hier.«
    »Warum?«
    »Ich hab dich doch gern …«
    Sie haben ja etwas, wo sie wohnen können.
    Er hat eine Arbeit, eine gute Arbeit.
    Und sie muss ja nicht für alle Zeiten aufhören. Das Kind wächst ja.
    Aber natürlich will er ein Weib zu Hause haben. Wenn Eivor nun das Kind haben wird, so muss sie sich wohl oder übel auch in ein »Weib zu Hause« verwandeln. Da kann man nichts dran machen. Und wer sagt, dass »Weib« schlecht gemeint ist? Hat nicht der Alte daheim, Artur, Linnea immer Weib genannt als höchste aller Zärtlichkeitsbeteuerungen, zu denen er fähig war …
    Am schwierigsten wird wohl sein, es zu erzählen. Sowohl in Hallsberg als auch im Stadtteil Norrby. Es reicht nicht, einfach zu kommen und einfach so fallen zu lassen, dass manein Kind bekommt beziehungsweise Vater wird. Das reicht absolut nicht.
    Da gibt es nur eins, das ausreicht. Zu heiraten.
    Sie fahren trotz allem noch ein wenig mit der Vespa raus. Hat er sie nun einmal geliehen, so soll sie auch benutzt werden. Außerdem ist es schön, sich abzukühlen an diesem Maiabend, die große Neuigkeit ist ja nicht ganz leicht zu tragen. Jacob steuert aufs Land hinaus, Alingsåsvägen, und Eivor klammert sich hinter ihm fest, hält ihn fest um die Taille. Es ist schön, die Fahrt zu spüren, auch wenn es nur eine Vespa ist, auf der man sitzt. Und irgendwie ist es auch schöner, als in einem Auto eingesperrt zu sein. Hier ist der Wind selbst die Bestätigung für die Bewegung, die Geschwindigkeit bläst einem ins Gesicht.
    Auf einem Hügelkamm bremst Jacob und hält auf der Standspur.
    Er zeigt auf einen kleinen Hof in einem Feld, einige Hundert Meter entfernt. »Da habe ich einen Cousin«, sagt er.
    »Aha«, sagt sie.
    »Wir werden ja wohl heiraten«, sagt er.
    »Ja«, sagt sie.
    Sogar in der Kirche. Keiner von ihnen ist religiös, Gott ist noch immer der Mann mit dem Vollbart und den wissenden Augen, wohnt im Himmel und duldet kein Lachen oder Pupsen in der Kirche. Und doch glauben sie in aller Stille.
    Das ist so selbstverständlich, dass sie kaum darüber sprechen müssen. Aber als sie auf dem Heimweg an einer kleinen Landkirche vorbeifahren, ruft Eivor, er soll anhalten, und ohne von der Vespa abzusteigen, sitzen sie da und schauen auf die weiße Kirche.
    Es geht also darum, das Übel nicht schlimmer zu machen. Wenn sie nun ein Kind bekommen wird, so soll es auf jeden Fall in einer Ehe geboren werden. Es soll Mama und Papahaben, und niemand soll etwas anderes sagen können, als dass alles mit rechten Dingen zugegangen ist. Jacob sollte die Vespa jetzt zurückgeben, aber es fällt ihm schwer, sich davon zu trennen. Jetzt gehören sie ja auf eine ganz andere Art zusammen als noch vor ein paar Stunden.
    »Sag nichts zu Hause«, sagt sie. »Noch nicht.«
    »Nein, nein«, antwortet er.
    »Ich werde mich um alles kümmern«, sagt sie.
    Und das tut sie. Am nächsten Tag wartet sie vor Valles Sportgeschäft auf ihn. Sie steht

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