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Daisy Sisters

Titel: Daisy Sisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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erzählte er während einer Pause. Und der Film ist schwer lustig gewesen …
    »Was spielen sie denn da?«, fragt Jacob.
    »Der Titel fällt mir nicht ein.«
    »Wir können doch nicht in einen Film gehen, von dem wir nicht einmal wissen, wie er heißt? Sturmangriff ist gut.«
    »Kennst du ihn denn schon?«
    Er sieht sie erstaunt an. Und das kann sie verstehen, er hat sie vorher wohl noch nie wütend gesehen.
    »Bist du sauer?«, fragt er.
    Sie antwortet nicht. Wie hieß der Film bloß? Etwas mit Ratten? Eine Ratte … Klar, nun sieht sie Evald vor sich, mit der Pfeife in der Hand, jetzt erinnert sie sich, was er gesagt hat.
    »Die Maus, die brüllte«, sagt sie.
    »Davon habe ich noch nichts gehört«, sagt er.
    »Ich aber«, sagt sie. »Und ich bin diese ganzen Cowboyfilme so leid.«
    »Das hier ist ein Kriegsfilm.«
    »Die auch.«
    »Was ist mit dir los«, fragt er irritiert.
    »Sollen wir gehen?«, sagt sie und steht auf. Sie hat im Mantel auf ihn gewartet, damit sie sich sofort auf den Weg machen können.
    Als sie neben ihm ins Zentrum hinuntergeht, spürt sie den immer stärker werdenden Willen, allein zu sein, allein ins Kino zu gehen, das zu sehen, wozu sie Lust hat, ohne jemanden um Erlaubnis zu fragen. Sie wirft ihm einen schnellen Blick zu, wie er so mit den Händen in den Seitentaschen der Lederjacke dahergeht, das Kinn gegen die Brust gedrückt. Dass er irritiert ist, merkt sie daran, dass er so schnell geht …
    Zuerst kommt das Skandia. Will man zur Roten Mühle, geht man die Straße weiter, vorbei an Waideles Musikgeschäft, über die Brücke, und dann liegt das Kino auf der linken Seite. Davor dreht sich auf dem Krokshallstorget ein dreieckiger Reklamepfeiler. Sie stehen vor dem Skandia und haben auf dem ganzen Weg kein Wort miteinander gesprochen. Eivor sieht auf dem Plakat, dass Gregory Peck mitspielt … Ja, es wird wohl dieser hier werden, denkt sie. Wie gewöhnlich ist er es, der den Film aussucht.
    »Ich geh in die Rote Mühle«, sagt sie.
    Woher kommen diese Worte? Hat sie das wirklich gesagt? Herrgott … Jetzt stürzt bestimmt die Welt ein. Er sieht sie verwundert an, kaut an seiner Unterlippe, als könnte er sich nicht entscheiden, was er sagen soll, zischt etwas Undeutliches und verschwindet im Kino.
    Wird sie ihm jetzt folgen?
    Nein, das tut sie nicht, Kruzitürken! Mit festem Schritt geht sie zur Roten Mühle, und die meisten Szenen des Films bekommt sie mit, auch wenn sie natürlich dauernd an Jacob denkt und daran, was jetzt wohl geschehen wird. Macht erSchluss? Erkennt er, dass sie die Grenze überschritten hat, die festlegt, dass er derjenige ist, der bestimmt? Er muss es wohl fast tun, mit so einem Vater wie Artur. Die Frau steht in der Küche und hält die Klappe, es sei denn, sie wird direkt gefragt …
    Aber wenn es so einfach ist, dann bedeutet sie ihm nicht mehr als die Wahl des Mittwochsfilms. Nur gut, wenn sie das jetzt schon erfährt. So billig ist sie doch nicht zu haben … Nein, zum Teufel …
    Worüber Evald Larsson so schrecklich viel gelacht hat, begreift sie nicht. Das ist nicht ihr Film, es fällt ihr schwer, sich zu konzentrieren … Aber wenn Jacob fragt, so soll er ein begeistertes Gesicht zu sehen bekommen. Dann kann er sehen, wo er bleibt, Sturmangriff …
    Raus auf die Straße, die Leute fummeln nach ihren Zigaretten, ziehen ihre Mäntel an, Jacob steht nicht da und wartet auf sie. Der Film im Skandia ist schon zu Ende. Als Eivor dort ankommt, kann sie ihn nicht mehr entdecken.
    Sie geht heimwärts und bekommt natürlich ein schlechtes Gewissen. Warum konnte sie nicht mitgehen und sich diesen Film ansehen, wenn er es nun mal so gerne wollte? Was hat Evald Larssons Empfehlung schon zu sagen? Er lacht anscheinend über alles, so selten, wie er ins Kino geht …
    Warum musste sie sich so störrisch betragen? Film ist Film, und er meint es sicher nicht böse, wenn er einen aussucht. Es ist nun mal so …
    Darum geht es auch gar nicht. Es ist sein Ton, das Selbstverständliche dabei, dass er es ist, der bestimmt, steuert, führt. Und nicht nur er. Sie sind alle gleich. Wer hat je bei Cecil ein Mädchen mit einem Vorschlag ankommen hören, der nicht ursprünglich von einem der Jungen stammt? Männer gebären Pläne und Entscheidungen, Mädchen gebären Kinder.
    Im Park macht man dann Damenwahl, damit der Junge bestätigt bekommt, dass sie ihn haben will …
    Warum soll sie Schwierigkeiten machen? Sie fühlt sich nicht besser dadurch.
    Vor ihrem Haus taucht er aus dem

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