Daisy Sisters
zwei Wochen in der Systembolag-Filiale, und es gefällt ihr. Die Arbeitskollegen sind nett, und sie muss nicht viel reden. Falls es allzu mühsam werden sollte, das Studium und den Vollzeitjob zu schaffen, kann sie Teilzeit arbeiten. Halbtags oder drei Tage in der Woche … Das muss eine gute Göttin gewesen sein, die Katarina Fransman zu ihr geschickt hat.
Frölunda Marktplatz. Sie muss auf die andere Seite, zu dem mittleren Haus. Sie versucht, sich von ihrer Nervosität abzulenken, indem sie an den Ärger denkt, den es gab, als sie in der Cafeteria kündigte. Aber Enoksson war selbst schuld gewesen. Er hatte sein mürrisches Gesicht gemacht und erklärt, die Kündigungsfrist müsse eingehalten werden. Dass sie schon so bald aufhören wollte, nahm er als persönlicheBeleidigung und fing an, mit den Händen zu wedeln und von Undankbarkeit zu sprechen …
Hier ist es! Sie nimmt die Wollmütze ab und fährt sich durch die Haare, sie ist sieben Minuten zu spät. Sie steht vor der Tür, wie damals, als sie zur Volksschule ging. Die Stunde hat begonnen, und es ist, als ob man in eine Zirkusarena käme, allen Blicken ausgeliefert.
Sie zieht den Mantel aus und bleibt mit der Hand auf der Türklinke stehen.
»Verdammt noch mal«, denkt sie und öffnet die Tür.
Es ist ganz anders, als sie es sich vorgestellt hat. Keine Pulte in Reihen, kein Katheder. Stattdessen gibt es einen großen runden Tisch mit Kaffeetöpfen und Aschenbechern.
Ein junger Mann, er ist vielleicht fünfundzwanzig, erhebt sich und nickt ihr zu. »Eivor Maria Halvarsson?«, fragt er.
»Ja«, sagt sie. »Eivor. Ich bin wohl etwas zu spät …«
»Das macht nichts«, sagt er, und er scheint es auch so zu meinen.
Sie entdeckt einen freien Stuhl am Tisch und setzt sich.
Sie sind neun am Tisch, mit ihrem Lehrer. Sieben Männer, zwei Frauen.
Als Eivor sie ansieht, ist ihr erster Gedanke, dass sie nicht die Älteste ist. Wenigstens vier der Männer sind der Vierzig näher als der Dreißig. Warum ist das wichtig? Doch, das ist wichtig für sie. Sie muss nicht die Jüngste sein, wie sie nicht die Beste sein muss, wenn sie nur nicht die Schlechteste ist …
Eivor gegenüber sitzt die andere Frau und lächelt, als Eivor zu ihr hinsieht. Vor sich auf dem Tisch hat sie eine Namensliste. Sie folgt der Reihe, da steht ihr eigener Name, und dann kommt Margareta Alén, geboren 1945. Sie ist also jünger, aber immerhin gehören sie zur selben Generation.
Alles ist so gemütlich, so anders als ein Schulbetrieb, dassEivor ein Lachen unterdrücken muss, als sie daran denkt, was sie sich vorgestellt hat.
Nach einer Stunde ist das Einführungsgespräch vorüber. Am 10. Januar sollen sie anfangen.
Alle machen sich eilig in unterschiedliche Richtungen auf den Weg, früh genug werden sie einander kennenlernen.
10. Januar, noch knapp ein Monat. Aber sie hat trotzdem das Gefühl, dass es zu lange dauert. Wenn sie doch schon morgen anfangen könnte.
Wenigstens noch ein paar Geheimnisse im Leben entdecken. Vielleicht auch später noch auf Fragen der Kinder antworten können.
Denn Staffan und Linda dürfen die Schule nicht abbrechen, das hat sie fest beschlossen.
Es ist gut, durch den Dezemberabend nach Hause zu gehen und sich stark und erwartungsvoll zu fühlen. Noch eine halbe Stunde schlafen zu können, wenn die Kinder sich auf den Weg zur Schule gemacht haben. Früher am Nachmittag nach Hause zu kommen. Sich nicht mehr in Bussen und Straßenbahnen drängeln zu müssen … Kann man es besser haben?
Sie bleibt stehen und atmet die kalte Dezemberluft ein. Kann es sein, dass sie glücklich ist?
Sie geht weiter. Nur noch neun Tage bis Heiligabend. Jetzt muss sie sich darauf konzentrieren, dass die Kinder ein schönes Weihnachtsfest haben. Sie beschleunigt ihre Schritte. Es ist, als ob sie keine Minute zu verlieren hätte.
Heiligabend werden sie in Borås feiern, wie gewöhnlich zu Hause bei Oma Linnea und Opa Artur. Etwas anderes wäre eine Enttäuschung für die Kinder. Bis zu Neujahr sollen sie bei Jacob bleiben.
Sie biegt in die Altfiolgata ein und denkt, dass sie heute Abend eine Liste schreiben wird für alles, was vor Weihnachtennoch erledigt werden muss. Und sie sollte auch endlich mit einem Brief an Elna und Erik unten in Lomma anfangen …
Aber ehe ihr Brief noch im Briefkasten landet, schneit eine Postsendung aus Lomma herein. Elna schreibt, dass sie über Weihnachten nach Sandviken hinauffahren, Erik, Jonas und sie. Und auf dem Weg werden sie in
Weitere Kostenlose Bücher