Daisy Sisters
ging nach Hause zu Vater und Mutter. Mutter bekam Angst und fing an zu heulen. Vater, der natürlich besoffen war, stand da und hielt sich das Ohr, das er noch hatte, und fragte, ob ich gekommen sei, um das auch zu holen. Ich musste so schnell wie möglich wieder weg. Das war das letzte Mal, dass ich zu Hause war. Mutter starb dann, icherfuhr davon erst lange Zeit nach der Beerdigung. Aber Vater lebt immer noch, er ist wie Unkraut, er vergeht nicht. Nie … Ich blieb in Stockholm. Wohnte mal hier, mal da. Das war so um 1965, als der große Drogenhandel anfing. Ich weiß nicht, woran es lag, aber ich hatte immer etwas Angst davor, hielt mich lieber an Alkohol und ein bisschen Hasch hier und da. Ich wurde ein ziemlich guter Dieb während dieser Jahre. Wir waren ein paar Burschen, die zusammenhielten, und wir gingen immer direkt ans Geld. Zuerst waren es noch Geldschränke. Aber das hörte dann auf, nachdem sich gezeigt hatte, dass Bankraub lohnender war. Ich begann mit einem Postbüro in Bandhagen. Neunzehntausend nahm ich mit, das war kein Problem, und da fängt man natürlich an zu überlegen, was noch mehr bringen könnte. Einmal, als ich einen kleinen Streifzug um eine Sparkasse in Jakobsberg machte, meinte ich, da einen anderen Burschen zu sehen, der misstrauisch auf mich und die Bank sah. Das war Göte Engström … Du hast vielleicht schon von ihm gehört … Nun ja, er war mit der gleichen Absicht dort. Da er zuerst da gewesen war, durfte er den Raub machen, und das tat er mit Bedacht. Ich weiß nicht, wie viel er mitnahm, aber es reichte in jedem Fall für mehr als ein Pils und ein Butterbrot … Es waren ein paar gute Jahre damals, 1965, 1966, bis Anfang 1967. Ich hatte eine Wohnung in der Skånegata und führte ein Lotterleben. Ich hatte ja viele Jahre nachzuholen … Aber dann ging es natürlich daneben. Es war eine etwas größere Bank in Enköping. Aber ich brauchte jemanden, der fuhr, und das sollte ich natürlich bereuen. Macht man alles selbst, so kommt man schon klar, nimmt man andere mit ins Boot, so weiß man nie. Ich hatte also einen Burschen, der draußen im Auto sitzen sollte. Alles ging gut, bis sich zeigte, dass er so high war, dass er die Straße doppelt sah, und wir knallten direkt gegen den Pfeiler eines Viadukts. Ihm blieb alles erspart, erging drauf. Aber ich wachte im Krankenhaus auf mit eingedrücktem Brustkorb, und dann ging es auf direktem Wege nach Hall. Ich bekam ein Jahr und ein paar Monate. Das war zu der Zeit, als sich unter den Dieben etwas zu rühren begann. Es gab nämlich welche, die anfingen von Menschenwürde und anständiger Behandlung zu reden, obwohl man Gefangener war. Ich war nicht so besonders daran interessiert, niemand sollte kommen und mir etwas beibringen. Aber es sprang doch ein Funke über, dass man nicht unbedingt ein Dieb von Geburt an war. Das war natürlich eine verdammte Revolution, der Verdacht, dass man geworden ist, was man war. Das war zu der Zeit, als eine Menge Bewährungshelfer in den Gefängnissen herumliefen, und schließlich fasste ich den Mut und bat einen von ihnen, sich meine Geschichte anzuhören. Er war auch der Meinung, dass ich wohl ein Gauner geworden war wegen der Verhältnisse zu Hause, aber er sagte auch, dass man immer eine persönliche Verantwortung hätte. Auch wenn man mit Schlägen aufgewachsen ist, gäbe das einem nicht das Recht, sich an anderen zu vergreifen. So ungefähr … Natürlich habe ich damals nicht so klar gedacht. Aber ein Dieb war ich auch weiterhin, und irgendwelche Ambitionen, etwas anderes zu werden, hatte ich nicht. Und wenn, verschwanden sie augenblicks, als ich wieder draußen stand. Diesmal ging es gleich den Bach runter. Ich fuhr zum ersten Postamt raus, in Enskede. Da war zufällig eine Polizeipatrouille direkt um die Ecke, und als sie meine Spielzeugpistole sahen, schossen sie mir ins Bein. Ich bekam wieder ein Jahr, zurück nach Hall, und jetzt überlegte ich ernsthaft, ob ich noch eine Möglichkeit hätte, aus der ganzen Scheiße rauszukommen. Ich traf eine Bewährungshelferin … Sie machte eine Menge Tests mit mir. Als sie fertig war, bekam ich zu hören, ich wäre gefühlsmäßig unsicher, leicht beeinflussbar, aber gleichzeitig stur wie ein Esel … Das war jagenau genommen keine besondere Neuigkeit. Da ich eine technische Begabung hatte, meinte sie, ich sollte mich zum Techniker ausbilden lassen, und sie besorgte mir Bücher und eine Studienerlaubnis. Das war … 1969 müsste das gewesen sein, direkt
Weitere Kostenlose Bücher