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Daisy Sisters

Titel: Daisy Sisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Nichts. Es war nur so dahingesagt. Soll sie hier hintendrauf?«
    Eivor nickt, und Elin lässt sich ohne Protest auf das Fahrrad heben.
    »Ist es jetzt zu Ende?«, fragt Eivor.
    »Für mich schon. Aber … Nein, es sind wohl noch ein paar Läufe übrig.«
    »Gehst du oft hierher?«
    »Viel zu oft.«
    Sie beginnt, das Fahrrad zu schieben, und er geht an ihrer Seite. Die Septembersonne sticht Eivor in die Augen.
    »An so einem Tag sollte man eigentlich im Wald sein«, sagt er verdrießlich.
    »Ja …« Er schaut sie plötzlich interessiert an.
    »Aber du wettest ja nicht. Warum bist du dann hergekommen? Besitzt du ein Pferd?«
    »Ob ich ein Pferd besitze?«
    »Ja?«
    »Ich habe eine Tochter, die in einer der Würstchenbuden arbeitet.«
    »Ach so. Ja, ich hab mich nur gefragt.«
    Plötzlich bleibt er stehen, als ob er von einem schnell wiederkehrenden Schmerz heimgesucht würde. Er schaut sie mit einem Ausdruck der Verwunderung an. »Hier gehe ich«, sagt er. »Und ich würde gern noch weitergehen. Aber ich weißdoch, dass ich ein Auto da hinten habe, an der Rennbahn. Und ich gehe hier, als ob es das nicht gäbe. Oder als wäre es mir scheißegal, dass es existiert.«
    Er schneidet ein Gesicht und macht plötzlich einen geplagten Eindruck im scharfen, schattenlosen Licht der Septembersonne. Es ist, als wäre er von dem Lichtkegel einer altmodischen Reflektorlampe beschienen, und Eivor denkt, dass sie ihn jetzt vermutlich exakt so sieht, wie er aussieht. Wie er hier steht, mitten auf der Straße, mit den Händen in den Taschen der kurzen Lederjacke, so ist er in Wirklichkeit .
    Helles Haar (schlecht geschnitten, aber frisch gewaschen), das ungleichmäßig in die Stirn und über die Ohren fällt. Blauäugig, blass, mageres Gesicht. Lederjacke, Jeans, schwarze Halbschuhe. Auf dem einen Ärmel der Lederjacke sitzt ein Abzeichen, das Eivor nicht kennt. Es sieht aus wie eine große haarige Fliege.
    »Ich heiße Peo«, sagt er hilflos, als hätte er einen von vornherein verlorenen Kampf aufgegeben. »Ich muss wohl gehen und das Auto holen.«
    »Sonst holt es vielleicht jemand anderes«, sagt Eivor.
    Da lächelt er. »Manchmal wünschte ich, jemand täte das.«
    Er überlegt, ob er noch mehr sagen soll, ändert aber zögernd seine Meinung, nickt nur und geht zurück Richtung Trabrennbahn. Eivor setzt sich aufs Fahrrad und radelt heimwärts. Ohne dass sie es sieht, lässt Elin einen Wettschein nach dem anderen fortfliegen wie abgerissene Schmetterlingsflügel …
    Eivor denkt, dass der, der da auf der Straße stand und so verloren aussah, mit seinem eigentümlichen Abzeichen auf dem Ärmel, sie daran erinnert hat, dass sie auf dem Weg in die mittleren Jahre ist …
    Linda steht in der Tür, streift ihre Clogs ab und fragt, was los sei. Eivor berichtet vom Personalbüro, in dem sie am folgenden Tag einen Termin hat, aber Linda ist ungeduldig und fragt, sie unterbrechend, was sie ihr eigentlich sagen wollte.
    »Es war nur das«, sagt Eivor. »So eine Entscheidung will ich doch nicht treffen, ohne erst mit euch darüber zu reden.«
    »Ich fange doch nicht bei Domnarvet an«, sagt Linda erstaunt, und Eivor hegt den lästerlichen Gedanken, dass Oberflächlichkeit nie so dominierend ist wie in der Teenagerzeit.
    »Für dich spielt es also keine Rolle, was ich tue?«, fragt Eivor, und nachdem Linda erkannt hat, dass nicht sie die Hauptperson ist, tritt an die Stelle der Neugier ein demonstratives Desinteresse.
    »Nein«, brummelt sie nur.
    »Woran denkst du?«, fragt Eivor irritiert.
    Linda scheint nichts zu hören, darum wiederholt sie ihre Frage so laut, dass Elin mit beunruhigtem Blick in der Küchentür auftaucht.
    »Nichts«, sagt Linda. »Können wir bald essen?«
    »Wenn Staffan nach Hause kommt.«
    »Wann kommt er denn?«
    »Ich weiß nicht. Aber wir können ja sagen, dass das Lokal in einer Stunde geöffnet wird.«
    »Welches Lokal?«
    »Skoglunds Pensionat.«
    »Bist du nicht gescheit?«
    »Wieso nicht?«
    »Das ist hier doch wohl kein Pensionat.«
    »Manchmal kommt es mir so vor.«
    Linda steht da, als ob sie einen persönlichen Angriff abgewehrt hätte. »Was würdest du sagen, wenn ich Punkerin würde?«
    »Wenn du deine Haare grün färbst? Wenn du deine Kleidung zerschneidest?«
    »Ja.«
    »Nichts.«
    »Kümmerst du dich nicht um mich?«
    »Natürlich tue ich das! Aber … Ich mache jetzt das Essen.«
    »Hoffentlich ist es bald fertig!«
    »Du gehst immer fort.«
    »Was gibt es?«
    »Koteletts.«
    »Aber ohne

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