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Daisy Sisters

Titel: Daisy Sisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Im Gegensatz zu anderen Frauen, die das Erwachsenwerden ihrer Kinder fürchten, wartet Eivor ungeduldig darauf, dass die Kinder zu einer Selbständigkeit heranwachsen, die ihr die eigene zurückgibt … Plötzlich sieht sie Elin nicht mehr und drängelt sich zurück zum Zaun. Aber Elin hat sich nur in die Hocke gesetztund angefangen, verschiedenfarbige Wettscheine zu sammeln. Eivor steht da und schaut sie an, Lasse Nymans Tochter, und denkt plötzlich mit Unbehagen daran, dass der Tag näherrückt, an dem Elin sich nicht länger mit der Erklärung begnügen wird, einen unbekannten Vater namens Leon auf Madeira zu haben. Bisher hat Eivor sich immer hinter der Ausflucht versteckt, dass sie auch nicht weiß, wer ihr Vater ist …
    Sie schaut auf die Pferde, die sich zum Start an der entfernten Längsseite versammeln, und fragt sich, wie sie wohl reagieren würde, wenn ihr Vater plötzlich aus dem Schatten auftauchen und vor sie hintreten würde. Ein Mann, der heute ungefähr fünfzig Jahre alt ist, Nils heißt und einmal Wachtposten an der schwedischen Grenze war, nicht allzu weit von Borlänge entfernt. (War es nicht hier, wo Elna und Vivi sich getroffen haben, als sie sich zu ihrer Fahrradtour aufmachten? Doch, das hat Elna mal gesagt. Hier in Borlänge, haben die Daisy Sisters sich zum ersten Mal getroffen. Hier war Eivor ein Samen in Elnas Bauch, als sie nach Sandviken zurückkehrte. Sicherlich kreuzen sich ihre Spuren …) Aber will sie das? Will sie eigentlich ihren Vater treffen? Sie schaut Elin an und ihr wachsendes Bündel Quittungen, lauter zerbrochene Illusionen, und denkt, dass sie es nicht will. Gott weiß, was das für Probleme mit sich bringen könnte! Es ist schon so genug …
    Die Pferde stürmen vorüber, und Eivor stellt sich an den Zaun und folgt ihnen mit dem Blick. Die Jockeys schreien einander an, und ein Sulky ist schon hoffnungslos weit abgeschlagen. Plötzlich hört sie neben sich jemanden in singendem Dalarnadialekt fluchen. Als sie den Kopf dreht, sieht sie das Profil eines hellblonden Mannes, der ein galoppierendes Pferd weit hinten mit Widerwillen betrachtet. Er scharrt irritiert mit einem Fuß im Kies und hält es offensichtlich nichtlänger aus, da entdeckt er Eivor, die den Blick nicht rechtzeitig abgewandt hat.
    »Hast du den Satan gesehen?«, sagt er. »So eine Trödelei! In der vierten Spur! Als ob es nur noch hundert Meter wären! Was?«
    »Ich weiß nicht. Ich verstehe nichts von Pferden.«
    »Dieser Jockey auch nicht!«
    Er nennt irgendeinen Namen und starrt auf die Pferde, die rasend zum Endspurt kommen. »Pfui«, sagt er und sieht Eivor wieder an. Dann beugt er sich nieder und hält Elin einen grünen Wettschein hin. »Da, für dich«, sagt er.
    Elin schaut fragend zu Eivor, die nickt, und sie legt ihn zuoberst auf ihr schwellendes Bündel.
    »Zuerst ging das Karussell«, sagt er. »Dann ging die Schaukel und jetzt ist, hol mich der Teufel, nur noch die Tombola übrig.«
    »Ach ja?«, sagt Eivor verwundert.
    »Ja? Sagt man nicht so? Das, was man beim Karussell verliert, kann man an der Schaukel wiederbekommen. Aber was macht man, wenn beides mit Verlust läuft? Da muss man auf die Tombola hoffen oder die Berg-und-Tal-Bahn oder was auch immer …«
    Er wirft einen Blick in sein Programm. »Wenn ich nicht auf den setze, dann gewinnt er natürlich«, sagt er und pocht mit der Fingerspitze auf sein Programm, als ob er dem Pferd eine Nachricht einhämmern wollte.
    »Welche Nummer hat er?«, fragt Eivor.
    »Sie! Es ist eine Sie! Nummer neun! Sie läuft gut in der Spur, aber sie schafft es sicher, da rauszukommen.«
    »Ich werde sie anfeuern.«
    »Tu das! Das kann helfen. Aber ich bezweifle es.«
    »Hat sie keinen Namen?«
    »Klöver Blomman.«
    »Das klingt schön!«
    »Verdächtig schön …«
    Und dann sieht sie ihn zum Wettbüro hin verschwinden und denkt nicht mehr daran. Aber trotzdem hält sie Ausschau nach dem Pferd mit der Neun, und sie sieht, wie es direkt auf der Ziellinie geschlagen wird. Während des folgenden Laufs, als es vor dem Würstchenstand leerer ist, gehen Eivor und Elin dorthin. Linda schreckt hoch, als sie sie entdeckt, aber zu Eivors großer Erleichterung ist sie offensichtlich in so guter Laune, dass sie es erträgt, ihre Mutter und die kleine Schwester auf diesem Platz zu sehen.
    »Was, zum Teufel, macht ihr hier?«, fragt sie.
    »Pferde anschauen.«
    »Das hättest du mir doch wohl sagen können? Dass ihr herkommen würdet?«
    »Ich habe mich erst

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