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Daisy Sisters

Titel: Daisy Sisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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ja nicht nur die ständigen Konflikte am neuen Arbeitsplatz bewältigen musste, sondern auch all die aufreibenden Ereignisse im privaten Bereich. Wie viele Male hat sie daran gedacht, aufzugeben und sich zu verstecken (und wie viele Male hat sie sich wirklich in verschiedenen Toiletten eingeschlossen).
    Später, als sie kaum wusste, ob sie mit heiler Haut davongekommen war, sagten die Menschen, die ihr nahestanden, dass sie eine große Veränderung durchgemacht habe.
    Was zu Beginn – wie sie glaubte – nur ein kleiner Nieselregen war, entwickelte sich schnell zu einem Wolkenbruch. Es geht nur darum, von Anfang an zurückzugeben. Die Arbeitsgruppe, zu der sie gehörte, bestand ausschließlich aus Männern unterschiedlichen Alters. Abgesehen von der ersten Woche, in der sie von Ann-Sofi Lundmark, ihrer Vorgängerin, die aufhört, da sie mit dem dritten Kind schwanger war, die Bedienung des Krans lernte, blieb sie die einzige Frau in der Gruppe. Ann-Sofi Lundmark war nicht besonders mitteilsam. Während der Essenspausen versuchte Eivor zu beobachten, wie sie sich ihren männlichen Arbeitskollegen gegenüber verhielt, aber sie sah nie einen Beweis für irgendwelche Aggressionen. Eventuelle Streitigkeiten waren offensichtlich begraben, und solange die Frauen zu zweit waren, wurde Eivor keiner anderen Prüfung unterzogen, als dass man sie aufmerksam und kritisch beäugte bei ihren emsigen Versuchen, den Kran zu zähmen. Wenn sie Fehler machte oder einen Befehl missverstand, der ihr vom Boden zugewinkt wurde, sah sie natürlich, wie die anderen den Kopf schüttelten, und durch den Lärm in der großen Fabrikhalle meinte sie ein unwilliges Stöhnen zu hören. An Ann-Sofi Lundmarksletztem Tag fragte Eivor sie geradeheraus, wie sie die Lage einschätzte. Sie saßen im Umkleideraum, die Schicht hatte ihre Arbeit erledigt, und alle warteten nun nur noch auf die Ablösung. Ann-Sofi Lundmark nickte und lächelte ein wenig ausweichend. Doch, sie meinte, es werde schon gehen … Das wird schon … Aber Eivor, die bereits vor dem kommenden Montag zitterte, an dem sie allein in den Korb klettern sollte, hakte nach: Meinte sie das wirklich? Oder sagte sie das nur, weil sie jetzt nicht länger die Verantwortung trug und sich ganz auf ihre Schwangerschaft konzentrieren wollte?
    Ann-Sofi Lundmark hatte es so eilig, von der Arbeit wegzukommen, dass sie nicht mehr antwortete, sondern überhaupt davonlief. Vor dem Umkleideraum für Frauen, wo Eivor ihren Overall ausgezogen hatte, stieß sie mit Albin Henriksson zusammen, dem ältesten Mitglied der Arbeitsgruppe, einem Zweiundsechzigjährigen, der Domnarvet seit seiner frühen Jugend treu war. Er war klein und untersetzt, mit grauen Haarsträhnen rund um die Ohren, und er schmatzte immer vergnügt mit seinem künstlichen Gebiss, wenn er sprach. Er hatte Eivor ihren zukünftigen Arbeitskollegen vorgestellt, und er konnte es sich erlauben, ohne Widerspruch von dem Dummkopf da und dem Dummkopf dort zu reden. Das war an dem Morgen vor einer Woche gewesen, als Eivor vor dem Fabrikeingang stand und kaum wagte, sich in den Strom von Arbeitern einzureihen, die am Pförtnerhaus vorbeieilten.
    Aber als sie dem Pförtner ihren Namen gesagt und sich den Weg zum Umkleideraum gesucht hatte, war Albin Henriksson auch schon auf sie zugekommen. »Neues Weib im Kran«, hatte er aus seiner Ecke gerufen, wo er saß und seine Stirn rieb, als wäre er mit einem komplizierten Gedankenproblem beschäftigt. »Ich heiße Albin Henriksson«, begrüßte er sie und nahm ihre Hand. »Du solltest dich einenTeufel darum scheren, was die anderen sagen, und mir zuhören. Der Dummkopf da drüben heißt Lazarus, und warum, wirst du schon noch verstehen, wenn du siehst, wie er nach dem Kaffee aufwacht. Und hier haben wir Holmsund … Wie zum Teufel heißt du noch mal mit Vornamen?«
    »Hör auf«, sagt Holmsund, dessen Gesicht unmissverständliche Anzeichen einer langen und feuchten Nacht aufwies. Er ist der jüngste in der Gruppe, zweiundzwanzig Jahre alt.
    »Janne heißt er«, sagt Albin ungerührt.
    »Der Dummkopf hat sich einmal vertan«, fährt Albin fort. »Er glaubte, er hätte ein Team in der schwedischen Nationalmannschaft, und so was wird bestraft. Für so viel Blödheit muss man bestraft werden. Oder?«
    »Keine Ahnung«, antwortet Eivor und versucht, bestimmt zu klingen.
    »Nein, wie solltest du auch«, sagt Albin und zieht sie weiter zu zwei Männern, die wie besiegte Helden in einer Ecke sitzen, bevor die

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