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Dalamay (Mein Leben ging einen anderen Weg)

Dalamay (Mein Leben ging einen anderen Weg)

Titel: Dalamay (Mein Leben ging einen anderen Weg) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samarkand
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Annalisa in den Garten und lasst Euch ein Glas Champagner reichen. Es wird hier wirklich ein wenig voll. Wenn Käthe und Trude mir helfen, wird es schon reichen.“
    Die drei Damen wanden sich wie glitschige Aale, bis Annabelle meiner Mutter zunickte und sich einen Ruck gab.
    „Kommt, das Wetter ist so schön draußen, warten wir bei einem guten Schluck auf die Braut.“ Kaum merklich nickte Annabelle mir zu und entschwand mit den anderen beiden völlig ungläubig schauenden Frauen aus meinem Blickfeld.
    Es war nie meine Art gewesen, etwas zu fordern. Es war für mich aber sehr unangenehm, mich von fremden Händen anfassen zu lassen.
    Meine Mutter und die beiden Mädchen halfen mir beim Ankleiden. Trude stellte die passenden Schuhe vor mich und ich schlüpfte hinein. Sie waren handgefertigt und sehr bequem. Meine Mutter schob mich sanft in mein Schlafzimmer, damit ich einen ersten Blick in den Spiegel werfen konnte. Natürlich hatte ich schon verschiedene Anproben hinter mir, aber ich hatte mich noch nie im Spiegel darin bewundern dürfen. Man sah auf den ersten Blick, dass es maßgeschneidert war. Es war ein Traum in Weiß mit einem Dekollete, das mehr erahnen ließ, als dass man etwas sah.
    Bevor ich etwas sagen konnte, ging die Tür zu meinem Salon erneut auf und ein Coiffeur mit zwei Gehilfen betrat den Raum, bereit, mich zu frisieren und den wunderschönen langen Schleier daran zu befestigen. Meine Haare wurden locker aufgesteckt, so dass eine volle Lockenpracht mein Gesicht einrahmte. Einer der Gehilfen befasste sich mit meinem Gesicht, das er behandelte, als würde er ein wertvolles Gemälde der Vollendung zuführen. Meine Mutter nickte anerkennend. „Silvio, Sie sind wirklich der Beste ihres Fachs. Kunstvoll, ja, aber so herrlich natürlich. Wirklich wunderschön.“
    Der Coiffeur, der , wie ich jetzt wusste, Silvio hieß, verneigte sich geschmeidig vor meiner Mutter. Seinem Benehmen nach zu urteilen, hatte er keine andere Beurteilung erwartet.
    Käthe und Trude standen an der Wand und starrten mich mit offenen Mündern an. Und ich, ich wurde erneut von meiner Mutter vor den Spiegel geschoben. Ich war begeistert. Jacques konnte nur begeistert sein, wenn er mich so sah. Mein Haar glänzte und der Schleier schmiegte sich an, als wenn er aus meinem Kopf herausgewachsen wäre. Nur leicht hatte der Gehilfe Silvios meine Lippen betont, dafür stärker die Augen. Das Strahlen meiner Augen sprach für sich. Unfähig ein Wort zu sagen, drehte ich mich langsam um die eigene Achse, um dann i n Richtung Silvio und seiner Gehilfen einen Knicks anzudeuten. Huldvoll wurde diese Geste entgegengenommen und schon entschwand der Künstler mit seinen Gehilfen.
    Mit einer Handbewegung gab meiner Mutter Käthe und Trude zu verstehen, dass auch sie sich entfernen sollten.
    Und auf einmal waren meine Mutter und ich allein. Ein eigentümliches Gefühl beschlich mich. Wollte sie mir noch etwas sagen? Mir noch etwas mit auf den Weg geben? Ich schaute ihr in die Augen. Sie trat auf mich zu, fasste mich an den Schultern und drehte mich wieder vor den Spiegel, so, dass ich mich sehen konnte. So standen wir da und schauten uns über den Spiegel in die Augen. Ich sah nicht wirkliche Wärme in ihren Augen, aber sie sah mich auch nicht so kalt an wie sonst. Wartend schaute ich sie an. Sie schluckte schwer.
    „Versprich Dir nicht zu viel von dieser Ehe. Verlass Dich auf Dich selbst. Verlass Dich nicht auf Deinen Mann oder auf irgendeinen anderen.“
    Fragend schaute ich sie an. Was wollte sie mir damit sagen? Aber sie sagte nur noch: „Verzeih mir.“
    Tränen stahlen sich dabei aus ihren Augenwinkeln. Und bevor ich auch nur ein Wort hätte erwidern können, hatte sie mein Zimmer bereits verlassen. Ich konnte für den Moment keinen klaren Gedanken fassen. Warum sprach sie nicht weiter mit mir? Warum hatte sie nicht schon viel früher mit mir gesprochen? Ich schüttelte die Gedanken ab, denn heute war mein Hochzeitstag.
    Noch einmal b etrachtete ich mich im Spiegel und war mit dem, was mir da im wahrsten Sinne des Wortes entgegen strahlte, sehr zufrieden. Ich nahm mir in diesem Moment vor, alles ganz anders zu machen als meine Mutter. Und ich wollte mich auf meinen Mann verlassen, so wie er sich auf mich verlassen konnte. Auch hier irrte ich mich gewaltig. Aber das wurde mir erst später klar.
    Es klopfte an der Tür, die zu meinem Salon führte. Auf mein „Herein!“. öffnete sich die Tür und der angekündigte Hochzeitsführer trat ein.

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