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Dalamay (Mein Leben ging einen anderen Weg)

Dalamay (Mein Leben ging einen anderen Weg)

Titel: Dalamay (Mein Leben ging einen anderen Weg) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samarkand
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Euch nur um einen einzigen weiteren Tag. Ruht Euch ein wenig aus. Es gibt nichts mehr, was wir noch hinauszögern können. Die Umstände lassen jetzt kein großartiges Hinauszögern mehr zu. Doch gebt uns hier noch einen Tag, Zeit für ein Abschiedstreffen. Und ich möchte Euch gerne für die Familie von maman Sofie einen Brief mitgeben.“
    Die drei schauten sich wortlos an und nickten. Einen Tag etwas hinauszuzögern über diese Entfernung hinweg, das war nicht schwer.
    Unsere Wege trennten sich an diesem Abend zum vorletzten Mal. Wir packten alles zusammen, hinterließen keine Spuren. Noch ein letztes Mal würden wir uns treffen. Am nächsten Tag, um dieselbe Zeit, am gleichen Ort.
     
    Der Wein zeigte seine Wirkung. Ich war müde, so furchtbar müde und leer. Als ich ins Haus trat, nahm mir sofort einer der Bediensteten den Korb und die Wolldecken ab. Er sah das Geschirr, die leeren Flaschen, zeigte aber mit keiner Regung, was er dachte. In der Küche würde man bestimmt tuscheln, aber ich konnte und wollte dem nicht entgegenwirken. Was hätte es auch gebracht? Ich sprach und verstand ihre Sprache, wenn meine bretonischen Kenntnisse auch noch ein wenig holprig waren, so sprachen alle in diesem Haus fließend Französisch und doch redeten wir nicht miteinander. Ich ging in meinem Turm sofort in mein Schlafzimmer hinauf und wie durch Telepathie heraufbeschworen, stand Maiwenn in genau diesem Moment neben mir, um mir beim Auskleiden zu helfen. Gerne hätte ich an diesem Abend auf ihre Dienste verzichtet, doch ich sagte nichts und ließ es geschehen. In den ersten Tagen hier in meiner neuen Heimat hatte ich noch versucht, mit ihr ein Gespräch zu beginnen, aber ihre Antworten waren kurz, nicht unhöflich, aber kurz und ließen keinen Raum für weitere Fragen meinerseits. Und so gab ich auf. Vielleicht habe ich viel zu oft und viel zu schnell aufgegeben, aber ich kannte es doch nicht anders. Ich hatte nie gelernt zu kämpfen oder gar zu rebellieren. Ich hatte nur gelernt, mich zu fügen. Als Maiwenn mir das Haar ausgebürstet hatte und mit ihrer Arbeit fertig war, wünschte sie mir, wie jeden Abend, eine gute Nacht und verließ meine Räume. Nur die Wirkung des Weins half mir über meine Einsamkeit und Trauer hinweg. Schnell schlüpfte ich unter meine Bettdecke und verschloss dankend meine Augen vor dieser grausamen und kalten Welt, aber nicht ohne vorher maman Sofie und all den anderen einen liebevollen Gruß zu senden. Wo immer sie auch jetzt sein würden.
     
    Mitten in der Nacht wachte ich schweißgebadet auf. In einem furchtbaren Albtraum gefangen, stand ich vor einem lichterloh brennenden Haus und hörte die Schreie der Menschen in den Flammen. Es waren die Stimmen von maman Sofie, Louisa, Antoinette und vielen anderen. Ich wollte in das Haus hinein, um sie zu retten, doch die Flammen hatten bereits das ganze Haus erfasst. Da war keine Tür, kein Fenster ohne das grausame Licht der hungrigen Flammen. Ich sah Schatten um mich herum, die, ohne dass ich etwas erkennen konnte, schnell davonliefen. Ganz tief in mir drin spürte ich in diesem Traum, dass es keine helfenden Schatten waren, sondern die Schatten des Todes, die die von mir geliebten Menschen ihrem Schicksal überließen.
    U m zu verstehen, dass es sich um einen Traum gehandelt hatte, brauchte ich ein paar Minuten. Dann schlug ich die Bettdecke zurück, stand auf und goss mir aus einer Karaffe Wasser in ein Glas, das ich durstig leerte. Mit dem leeren Glas in der Hand stellte ich mich an ein Fenster, durch dessen Licht jetzt das Mondlicht fiel und schaute auf meine ins fahle Licht getauchte Insel. Ich hörte das Rauschen des Meeres, öffnete das Fenster und sog tief die frische, saubere Luft in meine Lungen. Kein Brandgeruch, keine Schreie, nur das Tosen der Wellen. Das Geräusch beruhigte mich, als ich noch ein paarmal tief ein- und ausatmete. Ich sah auf der kleinen goldenen Uhr auf dem Kaminsims, dass es noch nicht einmal drei Uhr in der Früh war, aber ich wollte nicht mehr zurück ins Bett. Ich schlüpfte in meine seidenen Hausschuhe und zog mir einen Morgenmantel an, um mich ein Stockwerk tiefer an meinen Sekretär zu setzen und den versprochenen Brief an maman Sofies Familie zu schreiben.
    Maman Sofie ! Wie sollte ich nur beginnen? Was sollte ich nur schreiben? Aber dann fing meine Feder wie von alleine an, über das Briefpapier zu gleiten. Bei diesen Menschen brauchte ich nicht aufzupassen. Bei diesen wundervollen Menschen konnte und durfte ich

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