Damals hast du mich geliebt
hatte. Dieser traurige Hundeblick gab ihr zumindest für einen kurzen Moment das Gefühl, wieder sechzehn zu sein. Und dann, bevor es ihr richtig bewusst wurde, riss er sie an sich und begann sie zu küssen.
Chloe erstarrte, war im ersten Moment durch den Schock wie gelähmt. Dann kam sie wieder zu Sinnen und stieß ihn weg.
„Was tust du da?“
„Ich glaube, ich bin immer noch in dich verliebt, Chloe“, sagte er und hielt sie weiter fest. „Ich möchte uns eine neue Chance geben.“
Sie starrte ihn an. „Charlie …“
Plötzlich tauchte James an ihrer Seite auf und zog sie energisch beiseite. Wobei er wahnsinnig wütend wirkte.
„James?“
„Seid ihr beide jetzt fertig?“
„Fertig?“, wiederholte sie.
„Ja, fertig.“
„Klar sind wir fertig. Was ist denn nur los mit dir?“
Er durchbohrte sie mit einem vernichtenden Blick, dann eilte er den Gang hinunter, wobei er sie mit sich zog. Schließlich dirigierte er sie in ein dunkles Zimmer und schloss die Tür hinter ihnen. Nervös begann er, auf und ab zu tigern.
„Was in aller Welt sollte das?“, fragte sie.
Er starrte sie an. „War das die Retourkutsche für das, was ich getan habe? Eine Bestrafung?“
„Nein“, beteuerte sie.
„Schon zum zweiten Mal erwische ich dich dabei, wie du einen anderen Mann küsst. Und das macht mich allmählich wirklich wütend. Ich frage mich, ob das alles nur ein Spiel für dich ist.“
„James …“ Sie ging zu ihm und umfasste sein Kinn, damit er sie ansah. „Diesen Kerl habe ich zuletzt vor fünf Jahren gesehen. Ich hatte keine Ahnung, dass er das tun würde. Gerade haben wir noch über die Highschool gesprochen, und im nächsten Moment küsst er mich. Ich war zuerst so schockiert, dass ich mich gar nicht wehren konnte. Das war alles.“
„Das hast du bei dem anderen Typen auch behauptet.“
„Der andere Typ war Bryce. Du hast doch das Laufsteg-Video gesehen, oder?“
Er nickte.
Chloe küsste ihn sanft auf den Mund, in der Hoffnung, ihn auf diese Weise beruhigen zu können. James riss sie an sich und drückte sie so fest, dass sie kaum noch atmen konnte.
Als er sie wieder losließ, sagte sie: „Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich irgendein Spiel mit dir treibe?“
Er blickte noch immer grimmig drein.
„Es tut mir so leid“, meinte sie schließlich. „Ich würde dich doch nie absichtlich verletzen oder gar hinters Licht führen. Dazu bist du mir viel zu wichtig.“
„Okay“, sagte er, schien aber nicht wirklich überzeugt.
Chloe nahm ihm den Drink aus der Hand und sank in seine Arme, woraufhin er sie fest an sich drückte. Sie spürte, wie er bebte. Und zum ersten Mal nahm sie ihm wirklich ab, dass er genauso verletzlich und unsicher war wie sie, was ihre Beziehung betraf.
Damit herrschte Gleichstand zwischen ihnen. Endlich. Nun konnten sie das große Risiko, sich zu verlieben, einem anderen Menschen gegenüber so verletzlich zu sein, miteinander teilen. Genau wie die Belohnung.
Chloe gab ihm einen sanften Kuss – den er sogleich hungrig erwiderte. Schließlich löste sie sich von ihm und sagte: „Bis heute habe ich nicht geglaubt, dass deine Gefühle für mich genauso stark und überwältigend und beängstigend sind wie meine für dich.“
Er sah sie ungläubig an. „Wie kann es sein, dass du das nicht wusstest?“
„James, du bist der stärkste, selbstsicherste Mann, dem ich je begegnet bin.“
„Nicht, wenn es um dich geht.“
„Nun, bis gerade eben habe ich das wohl nicht ganz geglaubt.“
„Das war alles, was ich tun musste? Durchdrehen, weil ein anderer Mann dich küsst. Das habe ich doch schon vor Wochen bei Verlobtem Nummer drei getan.“
„Ich weiß auch nicht. Damals habe ich geglaubt, du bist einfach nur wütend. Da hatten wir noch nicht über alles gesprochen oder so viel Zeit miteinander verbracht. Ich vermute, ich hatte immer noch sehr große Angst, mich voll und ganz auf dich einzulassen.“
„Und jetzt?“, fragte er ungeduldig.
„Jetzt gebe ich auf. Von mir aus können wir gemeinsam Angst haben. Ich liebe dich, James.“
Endlich lächelte er. „Kannst du den letzten Satz bitte noch mal sagen?“
„Ich liebe dich. Und ich glaube nicht, dass ich jemals aufgehört habe, dich zu lieben. Auch wenn ich es so sehr versucht habe.“
„Du wirst mich also heiraten? Ohne geht es nämlich nicht. Ich muss wissen, dass wir es diesmal beide ernst meinen. Ich wünsche mir Ringe, Ehegelübde, ein unterschriebenes Blatt Papier und was sonst noch so
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