Damals hast du mich geliebt
Chloe sich nur noch selbst darüber klar werden, wie es mit James weitergehen sollte.
10. KAPITEL
Sie hatten eine gute Woche. Eine äußerst normale, sehr gute Woche.
James besuchte mit Chloe die Premiere eines Broadway-Stücks. Dann eine Galerie-Eröffnung, wo er mit ihrer Hilfe einige Bilder als Wertanlage und für die nackten Wände seiner Wohnung aussuchen wollte. Und schließlich zu einer Benefiz-Veranstaltung zugunsten eine Kinderklinik.
Die Bräute hatten sich wieder beruhigt, und der Laden hatte sogar einige Laufkundschaft gewonnen. Frauen, die zwar keine Kleider bestellten, aber welche anprobierten, wahrscheinlich, um herauszufinden, ob sich die Zustände in der Designerwerkstatt wirklich beruhigt hatten.
Chloe und James tauchten auch nicht mehr regelmäßig auf den Titelseiten oder als Gegenstand lächerlicher Gerüchte im Internet auf. Eine intakte Beziehung war offenbar kein geeigneter Stoff für die Boulevardpresse.
Heute war James mit Chloe auf eine exklusive Cocktailparty eingeladen. Diese wurde von jenem Investor ausgerichtet, der vor einigen Wochen noch so nervös wegen des Geschäfts mit James gewesen war.
Chloe hatte dafür eins ihrer Modelle neu arrangiert. Das Kleid war aus goldfarbenem Tüll und reichte bis zum Boden. Es war mit bronzefarbenen Plättchen und Perlen verziert, was in Verbindung mit dem langen, cremefarbenen Schleier ausgesprochen elegant und hochzeitlich ausgesehen hatte. Chloe kombinierte es stattdessen jedoch mit einem engen, dehnbaren Minirock, der das ganze Outfit sexy und extravagant wirken ließ.
Es gefiel ihr, in James’ Augen heißes Verlangen zu lesen, als er sie ansah. Auf dem Weg zur Party fasste er sie jedoch kaum an. Es war zu einer Art Gewohnheit geworden, dass er sich auf dem Hinweg noch bemühte, seine Hände von ihr zu lassen, und stattdessen nur intensiv mit ihr flirtete. Auf dem Rückweg stürzte er sich dann für gewöhnlich förmlich auf sie, und sie schafften es kaum noch bis in die Wohnung.
Er war ein so attraktiver Mann. Kultiviert, elegant, beherrscht. Das machte es nur umso aufregender, zu sehen, wie sehr er zu kämpfen hatte. Und umso befriedigender war es, wenn er die Kontrolle über sich schließlich verlor.
Auch dieser Abend verlief nach dem bekannten Schema. Hier und da kurze, unschuldige Berührungen, lange, heiße Blicke, geflüsterte Versprechen. Chloe vermutete, dass sie wieder einmal unanständig früh gehen würden.
„Fünf Minuten“, flüsterte James ihr zu. „Ich muss nur noch mit jemandem reden, dann verschwinden wir.“
Chloe nickte. Plötzlich entdeckte sie eine rothaarige Frau in einem umwerfenden Kleid. Manchmal folgte sie Frauen in wirklich schönen Kleidern, um einen Blick auf den Schnitt werfen zu können, und fand sich dann plötzlich in einem ganz anderen Raum wieder. So auch jetzt.
Dieses Kleid war asymmetrisch. Eine Technik, mit der Chloe selten experimentierte. Als sie sich nach rechts wandte, um die Frau in dem Kleid weiter im Auge behalten zu können, stieß sie mit einem Mann zusammen.
„Tut mir leid“, begann sie. Doch dann bemerkte sie, dass er ihr bekannt vorkam.
Auch bei ihm dauerte es einen Moment, bis der Groschen fiel. „Chloe! Du bist’s. Du siehst unglaublich aus. Und so erwachsen.“
„Charlie, ich kann nicht glauben, dich hier zu treffen.“
Charlie war Verlobter Nummer eins. Der junge Mann, den sie angeblich verlassen hatte, weil ihr die Karriere wichtiger gewesen war als er. Was nicht so ganz stimmte. Eine Zeit lang hatte sie beides gewollt. Doch Charlie hatte es nicht gefallen, dass sie außer ihm überhaupt irgendetwas anderes wollte.
Chloe fühlte sich leicht unbehaglich, denn es war wirklich seltsam, ihm hier zu begegnen.
„Ich bin so froh, dich zu sehen“, sagte er und reichte sein Tablett einem vorbeieilenden Kellner. Dann dirigierte er sie den Gang hinunter, wo es ruhiger zuging. „Genau genommen war ich schon gespannt, ob du kommen würdest. Das hier schien mir die Art nobler Party zu sein, die du mit deiner Anwesenheit beehrst. Ich habe in letzter Zeit oft an dich gedacht. Dein Bild war ja in allen Zeitungen.“
„Es war ein interessanter Monat.“
„Hast du mich vermisst? Vielleicht ein wenig?“
Sie lächelte und bemühte sich, freundlich zu sein. „Ja, klar.“
„Ich habe dich wahnsinnig vermisst, Chloe. Die Zeit mit dir war die beste meines Lebens.“
Er fasste sie am Arm und musterte sie mit diesem albernen Grinsen, das sie damals in der Highschool geliebt
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