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Damenschneider

Damenschneider

Titel: Damenschneider Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rupert Schöttle
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Sie sich nicht weiter, wir finden sie schon selbst«, beschied Vogel den etwas ratlos wirkenden Mann, der sichtlich erleichtert seiner Wege ging.
    Tatsächlich brauchten sie nicht lange zu warten, bis die kühle Blonde wieder erschien. Allerdings war sie gerade von einem Telefongespräch so sehr in Anspruch genommen, dass sie die beiden passierte, ohne überhaupt Notiz von ihnen zu nehmen.
    Erst, als sie hinter ihrem Schreibtisch Platz genommen hatte, schien Tement die Kriminalisten zu bemerken, die ihr schweigend bis zur Schwelle ihres Büros gefolgt waren. Ihr Gespräch, dessen Inhalt unterdessen vom offiziellen zum unterhaltsamen Teil übergegangen war, nahm sie offensichtlich völlig gefangen.
    Als jedoch der gesellschaftliche Part den Löwenanteil der Unterhaltung auszumachen drohte und die Redakteurin sich gerade vor Vergnügen glucksend über einen offenbar ziemlich dämlichen »Lothar« ausließ, räusperte sich Vogel, zu dessen Primärtugenden die Geduld eindeutig nicht zählte, ziemlich lautstark, so dass sie kurz aufblickte und mit dem Versprechen des baldigen Rückrufs das Gespräch beendete.
    »Ja, was wünschen Sie noch?«, fragte sie ein wenig gereizt, während sie die Arme vor ihrer Brust verschränkte.
    »Wie uns gesagt wurde, haben Sie hier ein Archiv, und in dem hätten wir uns noch ganz gerne ein wenig umgesehen …«, sagte Walz verbindlich lächelnd.
    »Im Archiv? Was wollen Sie denn da?«, fragte sie in einem Tonfall, als ob die Kriminalisten die Sauberkeit der sanitären Anlagen überprüfen wollten.
    »Es geht uns eigentlich nur um die Leserfotos …«
    »Wie ich Ihnen bereits sagte, kann ich Ihnen über die Einsender keine Auskunft erteilen.«
    »Uns interessieren auch weniger die Fotografen, als vielmehr das, was auf den Bildern zu sehen ist – Sie verstehen?«
    »Ich weiß zwar nicht, was Sie damit bezwecken«, antwortete sie achselzuckend, »aber bitte, gehen Sie ruhig ins Archiv, wir haben ja nichts zu verbergen.«
    Ohne eine weitere Antwort abzuwarten, stand sie auf und ging an den Inspektoren vorbei, um in einem der angrenzenden Räume zu verschwinden, aus dem sie alsbald mit einem etwas ungepflegt wirkenden Mädchen wiederkam, das sie als eine Praktikantin des Verlags vorstellte.
    »Eva wird Sie ins Archiv begleiten. Also, auf Wiederschaun, meine Herren, hoffentlich finden Sie dort, was Sie brauchen.«
    Mit diesen Worten schloss sie die Türe ihres Büros.
     
    Das »Archiv«, das sich ein Stockwerk tiefer befand, bestand aus nichts anderem als einer kleinen Kammer, worin sich die Zeitungen längst vergangener Tage in wilder Unordnung stapelten.
    »Könnten Sie mir möglicherweise erklären, welches System hier angewendet wurde?«, fragte Vogel ratlos, nachdem er sich ein wenig umgesehen hatte.
    »Keine Ahnung«, antwortete die Praktikantin gleichmütig, die dafür kurz ihr ständiges Kaugummikauen einstellte, »ich war hier auch noch nie drin. Versuchen’s Sie’s doch einfach einmal mit ›Trial and Error‹.«
    Kopfschüttelnd standen die Kriminalisten vor den riesigen Papierstößen.
    »Kein Wunder, dass es nur für den internen Gebrauch gedacht ist … Dürften wir, wenn wir in diesem Saustall überhaupt etwas finden, einige Exemplare der letzten Tage mitnehmen?«
    Gelangweilt schaute Eva zu Vogel.
    »Wenn Sie wollen … ich glaube kaum, dass das jemandem hier auffällt«, sagte sie gedehnt.
    »Na, umso besser. Gehn wir’s an.«
    Und tatsächlich, nachdem die Inspektoren doch ein gewisses System gefunden hatten, das darin bestand, dass die letzten Ausgaben zuoberst lagen, hatten sie nach etwa einer halben Stunde die Exemplare der letzten vier Wochen zusammen gesammelt.
    Die reiche Ausbeute unterm Arm, verabschiedeten sie sich von der Praktikantin, die zur Bestätigung etwas langsamer kaute, bevor sie in den Aufzug stieg.
    »Nichts ist unergründlicher als die Oberflächlichkeit eines Weibes, pflegte der verehrte Karl Kraus zu konstatieren – und, wenn ich mir diese beiden doch so gegensätzlichen Exemplare anschaue, da fällt mir Widerspruch, obzwar politisch durchaus erwünscht, ausgesprochen schwer …«, meinte Walz kopfschüttelnd, während sie langsam die Treppen hinab stiegen.
     
    Als sie den intellektuellen Portier passierten, blieb Walz plötzlich stehen und klopfte leise an die Scheibe.
    »Wissen Sie zufällig, wo man hier in der Nähe einen anständigen Kaffee bekommt?«
    Offensichtlich verärgert über die Störung musterte er die beiden Kriminalisten.
    »Ich gehe

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