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Damenschneider

Damenschneider

Titel: Damenschneider Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rupert Schöttle
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hättest. Wurdest du gar erleuchtet? Von einem engelsgleichen Wesen vielleicht? Mit goldblondem Haar?«
    Walz nahm einen schwärmerischen Gesichtsausdruck an.
    »Was soll ich dir sagen, sie ist wirklich ganz ähnlich, wie ich sie mir vorgestellt habe … vielleicht sogar noch ein bisschen hübscher«, antwortete Walz kauend, »außerdem hat sie rotblondes Haar.«
    Vogel, der sich in Erwartung einer längeren Erzählung bereits hingebungsvoll seinem Frühstücksei zugewendet hatte, hob erstaunt den Kopf und schaute seinen Kollegen fragend an.
    Davon völlig unbeeindruckt schob sich Walz genießerisch den letzten Bissen seines Schnittlauchbrotes in den Mund.
    »Mein Freund, du sprichst in Rätseln – erklär’ dich näher.«
    »Das Ganze fing eigentlich mit einem Missverständnis an«, antwortete Walz schmunzelnd. »Ich hab’ dir doch, glaub’ ich, eh schon von ihr erzählt. Die Dame, die mich Anfang letzter Woche anrief und auf mich einredete wie ein Wasserfall, bis sie nach einiger Zeit bemerkte, dass sie eigentlich falsch verbunden war.«
    »Ich erinnere mich«, warf Vogel ein, während er sich seine Verdauungspfeife stopfte.
    »Als sie endlich draufkam, dass sie eigentlich dem Falschen von ihren Problemen erzählte, sich vielmals entschuldigte und gerade einhängen wollte, sagte ich eben zu ihr, dass mich das Ende dieser Angelegenheit schon noch interessieren würde, wo doch der Anfang so spannend war.«
    »Das hast du mir ja schon alles erzählt … und die hast du tatsächlich getroffen?«, fragte Vogel ungläubig.
    »Zuerst willst du alles wissen und dann unterbrichst du mich dauernd – soll ich jetzt erzählen oder nicht?«
    Beschwichtigend hob Vogel die Hand, um dann grunzend hinter einer Rauchwolke zu verschwinden.
    »Also gut, da hat sie gelacht und mir tatsächlich die Geschichte fertig erzählt. Bevor du mich schon wieder unterbrichst, um mich zu fragen, worum es ging, will ich es dir lieber gleich erzählen. Eine mütterliche Freundin, die ihr sehr nahe stand, war plötzlich zu Tode gekommen, mit gerade einmal Ende vierzig. Und Elisabeth wollte dies einem befreundeten Arzt mitteilen, dessen Nummer mit meiner bis auf die letzte Ziffer identisch ist. Obwohl die Todesursache nicht ganz eindeutig war und diese Frau weder krank war noch einen Unfall erlitten hatte, hatte der Arzt ohne große Umstände einen plötzlichen Herztod diagnostiziert und den Leichnam ohne Obduktion freigegeben. Und dies hatte Elisabeth, die sich nicht vorstellen konnte, dass ihre Freundin so einfach stirbt, dermaßen erbost, dass sie nun zu erreichen versuchte, dass sie nun doch eine nähere Untersuchung des Leichnams zu erreichen versuchte. Da sie jedoch nicht der Familie angehört und diese kein Interesse an den näheren Todesumständen zeigte, wurde letzte Woche das Begräbnis mit großem Pomp gefeiert, womit der Fall erledigt sein dürfte.«
    Nachdenklich zog Vogel an seiner Pfeife.
    »Und wie kommt es, dass die Familie einer Obduktion nicht zugestimmt hat?«
    »Na ja, diese Dame schien ein wenig kapriziös gewesen zu sein, eine fanatische Opernliebhaberin, die ihren Idolen in der ganzen Welt hinterher gereist ist. Das war ihr anscheinend wichtiger als ihre Familie, so dass sich der Mann schon bald von ihr scheiden ließ. Der gemeinsame Sohn blieb jedoch bei ihr, obwohl sie sich nicht sehr um ihn kümmern konnte, bei all ihrer Reiserei, und ihn sobald als möglich bei den Sängerknaben unterbrachte.«
    »Wo sonst? Aber dieses ständige Reisen kostet doch ein Vermögen – war sie so wohlhabend?«
    »Davon kannst du ausgehen. Als einzige Tochter einer alten Fabrikantendynastie war das gesamte Erbe an sie gefallen, nachdem ihre beiden Eltern bei einem Autounfall ums Leben gekommen waren. Dass sich die Fabrik seit Generationen in Familienbesitz befand, kümmerte sie überhaupt nicht. Ohne mit der Wimper zu zucken, verkaufte sie die Firma sogleich an einen Großkonzern, der die Arbeitsplätze schnellstmöglich ins billige Ausland verlegte. Das Geld legte sie dann in einer Stiftung an, steuerschonend versteht sich …«
    Prüfend musterte Vogel seinen Freund.
    »Du klingst so verbittert, o du mein Walz. Das solltest du nicht sein, denn wäre sie nicht gestorben, hättest du deine Elisabeth niemals kennen gelernt …«
    »Das ist auch wieder wahr. Was mich vielmehr an dieser Sache kränkt, ist die Tatsache, dass bei all den schönen alten Wiener Familienunternehmen, die über Generationen mit Liebe und auch unter zahllosen

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