Damenschneider
seinen Operationen beigestanden sind.«
Nachdem sich Schwester Sabine geräuschvoll die Nase geputzt hatte, antwortete sie mit überraschend klarer Stimme:
»Nein, in den letzten Jahren waren es nur wir beide …«
»Da Sie dem Toten ja sehr nahe gestanden sind, würde ich Sie gerne fragen, ob Sie vielleicht eine Vermutung haben, wer hinter einer solchen Tat stecken könnte. Hatte er Feinde, denen Sie so etwas zutrauen würden?«
»Es kamen immer wieder irgendwelche dunklen Gestalten zu ihm, darunter waren sicherlich einige, die zu so etwas fähig wären.«
»Kam es in Ihrer Anwesenheit einmal zu einem offenen Streit mit einer solchen Person oder hat Ihnen Bilovic etwas darüber erzählt, dass er sich bedroht fühlte?«
»Na ja, über diese Leute hat er eigentlich nie gesprochen. Als ich ihn einmal wegen so eines Mannes befragte, hat er mir nur geantwortet, dass er darüber nichts sagen kann. Es wäre zu meiner eigenen Sicherheit. Richtig ungehalten ist er geworden! Da hab’ ich darüber nie wieder ein Wort verloren.«
»Ist ihm in Ihrer Anwesenheit einmal eine Operation an einem solchen Patienten misslungen?«
»Nein, Bojan war auf seinem Gebiet ein echter Könner, da gab es keinen Pfusch.«
»Wenn man so erfolgreich ist, und dies auch außerhalb der Legalität geschieht, wie es ja bei Herrn Bilovic der Fall war, macht man sich natürlich auch bei den eingesessenen Kollegen Feinde. Kam es im Spital niemals zu Streitigkeiten über seine Nebentätigkeiten?«
»Natürlich gab es immer wieder Gerüchte, ich bin auch ein paar Mal darauf angesprochen worden, habe aber nichts dazu gesagt. Sie dürfen ja nicht vergessen, dass Bojan, wenn er wütend wurde, einem richtiggehend Angst machen konnte. Da ist man lieber nicht angestreift …«
»Na, was meinst du dazu?«, fragte Vogel, nachdem er das Gespräch beendet hatte.
»Sehr viel war das nicht. Eine DNS-Probe brauchen wir von der auch nicht, die hat bestimmt genügend Spuren in Bilovics Schlafzimmer hinterlassen. Von mir aus kann man vorläufig auf eine persönliche Einvernahme verzichten.«
»Das ist auch meine Meinung. Aber eines kann ich dir jetzt schon sagen: Mit dem serbischen Geheimdienst lege ich mich nicht an, so viel steht fest. Da kann der Heider machen, was er will. Immerhin haben wir noch die Schwester Esther, die musst allerdings du anrufen, ich kenne die ja überhaupt nicht …«
Seufzend nahm Walz sein Mobiltelefon. Nach einigen Sekunden hinterließ er ihr eine Nachricht, dass sie ihn doch bitte baldmöglichst anrufen möge.
»So, jetzt sind wir am Ende unserer Weisheit angelangt oder fällt dir sonst noch etwas dazu ein?«
»Was hältst du von einem persönlichen Besuch bei der Neuhold?«
»Als seine Geliebte hat sie sicherlich genügend DNS-Spuren in Bilovics Schlafzimmer hinterlassen, und so, wie die beisammen war, als ich sie angetroffen habe, kann ich mir eigentlich nicht vorstellen, dass sie etwas Erhellendes zu diesem Fall beitragen kann. Das Geschrei, das war nicht ohne … Also, auf zum Nekro!«
»Bevor wir ihn aufsuchen, könnten wir doch, wo wir gerade am Naschmarkt sind, zu dem kleinen Japaner da vorn gehen, auf eine köstliche Nudelsuppe …«
9. Kapitel (Donnerstag)
Als Vogel und Walz das Labor von Erwin Necker betraten, saß er gerade über sein Mikroskop gebeugt. Im ersten Moment sah er geradezu verärgert drein, seine Miene hellte sich jedoch sofort auf, als er seine Brille auf die Nase setzte und die Besucher erkannte.
»Ah, habe die Ehre, meine geschätztesten Vertreter der Exekutive«, rief er ihnen gut gelaunt zu, was stets der Fall war, wenn er mit einem besonders ausgeklügelten Fall beschäftigt war. »Ich bin eh gerade mit dem Ableben von eurem Wunderdoktor zugange. War eine ziemlich harte Nuss. Muss ein raffinierter Mörder gewesen sein, doch dem Nekro bleibt nichts verborgen. Glaub’ ich jedenfalls. Mit ziemlicher Sicherheit ist unser verehrter Doktor einer SEB erlegen.«
Erwartungsvoll schaute er die Kriminalisten an.
»Ah ja«, sagte Vogel in gedehntem Tonfall, »diese Möglichkeit hab’ ich auch schon in Betracht gezogen. Aber vielleicht solltest Du meinem nicht ganz so firmen Kollegen erklären, was genau SEB bedeutet.«
Bedeutungsvoll nahm Nekro seine Brille ab und ließ seinen Blick in die Ferne schweifen.
»Das Staphylokokken-Enterotoxin B kennen wir als hochwirksames Gift, das üblicherweise bei Lebensmittelvergiftungen auftritt. Wissenschaftlich ausgedrückt handelt es sich um ein
Weitere Kostenlose Bücher