Damenschneider
hat. Denn sie ist nicht einem Herzversagen erlegen, sondern in Folge einer Schönheitsoperation von Bilovic.«
»Was ändert das an der Tatsache ihres Todes?«, antwortete Rost ruhig.
Nach einem kurzen Blickwechsel mit seinem Kollegen fuhr Vogel mit der Befragung fort.
»Das stimmt allerdings … Und Sie wussten auch, dass er als Krankenpfleger und nicht als Arzt tätig war?«
Rost nickte wortlos.
»Wenn Sie von der Operation wussten, warum haben Sie eigentlich einer Obduktion nicht zugestimmt? Frau Marthaler hat Sie doch bestimmt darum gebeten. Und mit Ihrer Einwilligung wäre das ja auch geschehen.«
»Ja, wissen Sie, ich vermutete ja nur, dass sie operiert worden war. Sicher war ich mir keineswegs, sie hat es mir ja nicht erzählt. Sie sagte mir nur, dass sie eine Woche weg wäre, und als ich sie danach fragte, wohin sie denn führe, antwortete sie nichts. Außerdem hatten wir kein so enges Verhältnis …«
»Den Anschein hat es … Sie erzählten mir, Sie seien nach dem Essen zusammen mit Frau Marthaler im Taxi nach Hause gefahren. Wie verlief denn der weitere Abend?«
»Ganz normal halt. Ich habe sie vor ihrer Wohnung abgesetzt und bin dann weiter zu mir gefahren. Zu Hause bin ich gleich schlafen gegangen. Wissen Sie, nach einem solchen Konzert ist man so erschöpft, dass man nur noch ins Bett will.«
Nachdem der Sänger gegangen war und sich die Kriminalisten ausgiebig über die erstaunliche Reaktion Rosts ausgelassen hatten, rief Vogel nochmals bei der Gerichtsmedizin an und erfuhr, dass die Spurensicherung in Bilovics Schlafzimmer eine Menge DNS-Spuren gefunden hatte, die jedoch, abgesehen von seiner eigenen, von mindestens fünf verschiedenen Menschen stammten.
»Anscheinend hat er es ziemlich lustig gehabt, unser Doktor …«, sagte Walz.
»Oder eine schlampige Putzfrau … Hast du das Wasserglas von der Elisabeth aufgehoben?«, fragte er, während er seinerseits das Glas von Rost vorsichtig in einer Plastiktüte verstaute.
»Ich bin ja nicht auf der Nudelsuppn dahergeschwommen«, antwortete Walz, während er lässig das in Kunststoff gepackte Gefäß in die Höhe hob.
»Bravo, o du mein Walz. Nach diesem Schock fehlen uns nur noch die fidelen Schwestern, dann haben wir unser Vormittagspensum erfüllt«, murmelte Vogel, während er die Nummer von Schwester Sabine aus seinem Handy heraussuchte.
Er erreichte jedoch nur ihre Mailbox, auf der er die Nachricht hinterließ, dass sie ihn alsbald zurückrufen möge.
Gerade hatte Vogel die Rechnung bezahlt, als sein Mobiltelefon läutete.
Mit gebrochener Stimme meldete sich Schwester Sabine, die angab, noch immer an Migräne zu leiden und daher nicht ans Telefon gegangen zu sein. Nach der Anfrage, ob es denn eine Möglichkeit gäbe, sie trotzdem zu sehen, da es sehr dringend wäre, fragte sie den Inspektor, ob sie seine Fragen nicht auch telefonisch beantworten könne. Vogel willigte ein und sagte ihr, sie nochmals in fünf Minuten anzurufen.
»So wie die klingt, war die es bestimmt nicht«, meinte Vogel, während er sein Telefon zuklappte. »Gehen wir ins Auto und lassen es über die Freisprechanlage laufen, da hast du auch etwas davon.«
Als sie im Auto saßen, rief er sie nochmals an.
»Ja, Frau Schaub, wie Sie sich ja denken können, haben wir einige Fragen wegen des Todes von Herrn Bilovic. Sie haben ja bestimmt von dem schrecklichen Ereignis gehört.«
»Ja«, antwortete sie mit tränenerstickter Stimme, »eine Freundin hat mich angerufen und es mir erzählt, gerade als ich in den Dienst gehen wollte. Da ist die Migräne gleich zurückgekommen. Wissen Sie schon etwas über den Täter?«
»Zuerst müssen wir Sie etwas fragen. Wir haben in Erfahrung gebracht, dass Ihre Kollegin Esther Neuhold Herrn Bilovic bei seinen illegalen Operationen assistiert hatte. Was sie übrigens auch schon zugegeben hat. Und daher nehmen wir an, dass auch Sie, die ihm ja sehr nahe gestanden sind, in seine Tätigkeit eingeweiht waren und ihm ebenfalls dabei geholfen haben.«
Nach einer geraumen Zeit, während der nur ein leises Schluchzen darauf hinwies, dass Schaub noch in der Leitung war, insistierte Vogel:
»Trifft es also zu, dass auch Sie Herrn Bilovic bei seinen Operationen assistiert haben?«
Ihr geflüstertes »Ja« war kaum vernehmlich.
»Gut, das hätten wir also geklärt«, sagte Vogel zufrieden. »Liebe Frau Schaub, Sie wissen ja dann sicherlich auch, ob Herrn Bilovic neben Frau Neuhold und Ihnen auch noch andere dienstbare Geister bei
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