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Damenschneider

Damenschneider

Titel: Damenschneider Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rupert Schöttle
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Mutter.
    »Dann kommen die Neidkampagnen. Dann sagen die Leute, wir haben den in Wien groß gemacht, haben ihm eine Ausbildung bei den Sängerknaben ermöglicht, und jetzt verlangt er diese Gagen. Wir leben in einem Land der Hausmeister, Herr Inspektor!«, rief er theatralisch aus.
    Da sich Walz mit diesem durchaus nützlichen, aber leider in Wien schon fast ausgestorbenen Berufsstand nicht in einen Topf werfen lassen wollte, weil er in diesem Falle durchaus dessen Meinung teilte, sagte er lieber nichts.
    Glücklicherweise betrat in diesem Moment sein Kollege das Lokal, wodurch Walz seiner Pflicht vorläufig enthoben war.
    Nachdem er die beiden miteinander bekannt gemacht hatte, und auf Vogels dezent fragenden Blick wortlos den Kopf schüttelte, ergriff nun dieser das Wort.
    »Haben Sie heute eigentlich schon in die Zeitung geschaut, Herr Rost?«, fragte er, während er mit der Rechten die U-Bahn-Zeitung in die Höhe hielt.
    Verwundert betrachtete der Sänger die Schlagzeile.
    »Nein, tut mir leid, ich habe heute zwar alle Tageszeitungen gekauft, um die Kritiken über meinen Kantatenabend zu lesen, die anderen Meldungen habe ich mir aber noch nicht angeschaut … Was hat dieser ermordete Krankenpfleger mit meiner Mutter zu tun?«
    »Dieser Krankenpfleger hat Ihre Mutter immerhin mehrfach operiert …«, antwortete Vogel.
    »Ach so, Sie meinen den Bojan«, lachte Rost kurz auf. Doch sogleich veränderte sich seine Miene. »Ist er wirklich ermordet worden?«, fragte er plötzlich ernst.
    Der Wechsel seines Gesichtsausdrucks erfolgte in Bruchteilen einer Sekunde – er war halt eine echte Bühnenbegabung.
    »Es sieht ganz danach aus«, antwortete Vogel trocken.
    Die Reaktion Rosts verlief überraschend, denn der Sänger sagte nur ein Wort:
    »Schade!«
    Nicht mehr und nicht weniger.
    »Schade? Nur schade?«, fragte Vogel verblüfft.
    »Ja, schade«, Rost sah die Inspektoren herausfordernd an.
    »Kannten Sie Bilovic nicht?«, fragte Vogel vorsichtig.
    »Natürlich kannte ich ihn«, antwortete Rost ruhig, »aber, wenn Sie es genau wissen wollen, ich mochte ihn nicht. Daher hält sich meine Trauer in Grenzen.«
    »Und warum mochten Sie ihn nicht, wenn ich das fragen darf?«
    »Wenn Sie ihn gekannt hätten, würden Sie das verstehen … Er war im Grunde ein brutaler Karrierist, der für seine Interessen über Leichen ging. Dies alles versteckte er hinter der Fassade eines charmanten Plauderers. Nein, ich konnte ihn wirklich nicht leiden!«
    »Seit wann kannten Sie, beziehungsweise Ihre Mutter, Herrn Bilovic?«
    »Warten Sie, ich war noch bei den Sängerknaben, als ich ihn zum ersten Male traf«, antwortete er langsam, während er geziert den kleinen Finger seiner Linken spreizte, »das wird vor etwa zehn, elf Jahren gewesen sein. Er war gerade nach Österreich gekommen.«
    »Wie gut kannten Sie ihn? Kann man sagen, dass er ein Freund der Familie war?«
    »Freund der Familie wäre, glaube ich, zu hoch gegriffen … Guter Bekannter träfe es wohl besser. Allerdings kann ich das nicht mit Gewissheit sagen, da ich ja nicht zu Hause wohnte. Das ist quasi die offizielle Version. Ich selbst legte keinen allzu großen Wert darauf, ihn näher kennen zu lernen.«
    »Halten Sie es für möglich, dass Ihre Mutter mit ihm ein näheres Verhältnis pflegte?«
    »Sie meinen, ob sie intim miteinander waren?«, rief Rost erneut allzu laut aus, worauf die anderen Gäste sich wieder interessiert nach ihm umwandten. »Darüber habe ich mir eigentlich nie Gedanken gemacht. Die Sexualität der Eltern ist ja immer so ein Thema, über das man eigentlich nicht nachdenken will.«
    »Und wissen Sie vielleicht, wie Ihre Mutter und er sich kennen gelernt haben?«
    »Ja, das weiß ich zufällig ganz genau. Sie hatte damals einen Autounfall, von dem sie einige hässliche Schnittwunden am Oberarm davontrug, und wegen ihrer Verletzungen im Sankt-Johann-Spital lag. Und er war schon damals dort als Krankenpfleger tätig. Der plastische Chirurg im Krankenhaus hatte das Ganze damals ziemlich verpfuscht und sie hat sich bei Bojan darüber beschwert. Der hat ihr dann geantwortet, er könne ihr helfen und garantiere ihr, dass er ihre Haut wieder so herstellen würde, dass sie im nächsten Sommer ungeniert mit einer kurzärmligen Bluse gehen könnte. Und so war es auch. Er war, trotz allem, ein grandioser Chirurg.«
    »Diese Aussage scheint mir doch ein wenig gewagt«, wand Vogel ein, »angesichts der Tatsache, dass er Ihre Mama letzten Endes dabei zu Tode gebracht

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