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Damiano

Damiano

Titel: Damiano Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. MacAcoy
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wie Ameisen auf seiner Haut. Er umfaßte den Stab mit beiden Händen.
    »Wie das, mein Herr Marquis. Wie erscheine ich Euch denn überhaupt?«
    Ogier lächelte mit eigenartiger Genugtuung.
    »Ihr steht in Flammen«, sagte er.
    Das totenbleiche Gesicht verzerrte sich lachend.
    »Ganz wie es sich gehört, Herr Marquis«, flüsterte es, »denn Ihr werdet bald ein noch größeres Flammenmeer sehen.«
    Noch während Damiano sprach, schnellte aus dem Knauf des schwarzen Stabes zischend und fauchend eine Feuerschlange hervor. Sie verfolgte zuckend die schreienden Männer, die vor dem orange-glühenden Schein flohen. Einige stürzten zur Erde, andere drängten sich zusammen, wo sie standen, und beteten oder fluchten gemeinsam.
    Doch die lichterlohe Schlange zischte an ihnen vorüber und verbrannte nichts als den Boden und die Nachtluft. Damiano griff seinen Stab am unteren Ende und schwang ihn über seinem Kopf.
    Aus der Feuerschlange wurde ein Ring, eine Mauer, ein Gefängnis für die savoyischen Soldaten. Als Damiano den Stab wieder auf den Boden stellte, blieb der Feuerkreis bestehen. Die Flammen loderten höher als mannshoch mit dröhnendem Donner. Ogier drückte sich die Hände auf die Ohren. Die Schreie der Männer verloren sich im Toben des Feuers.
    »Aber wie Ihr seht, Herr Marquis, plane ich keinen heimlichen Angriff«, rief Damiano laut über den Lärm hinweg. »Denn das wäre, meiner Meinung nach, ein Fehler. Meine Waffe ist der Schrecken.
    Indem ich mich des Schreckens bediene, rette ich Menschenleben«, fügte er hinzu.
    Mit übermenschlicher Anstrengung senkte Ogier die Hände zu seinem Gürtel herab.
    »Ihr rettet Menschenleben?« wiederholte er. »Ihr seid das Werkzeug des Vaters der Lügen persönlich. Möge der Erzengel Michael Euch in die tiefste Hölle schleudern, wenn Ihr meine guten und treuen Männer ins Verderben führt.«
    Damiano hatte ein Wort über einen anderen Erzengel auf der Zunge, doch er sprach es nicht aus, sondern wandte sein Gesicht wieder zum Himmel.
    »Bringt mir ein Gewitter«, flüsterte er den fremden Mächten zu, die in seinem Stab gefangen waren.
    Der Stab vibrierte und erwärmte sich in seinen Händen, wurde heißer noch als vorher, als er Flammen gespien hatte. Aus dem Norden, in weiter Ferne noch, war das Rollen eines Sturmes zu hören.
    Dunkle Wolken ballten sich zusammen und wälzten sich mit unheimlicher Schnelligkeit über die fernen Gipfel der Alpen. Aus dem Westen, wo das Land eben war, wurden langgestreckte Federwolken über den Himmel getrieben. Minuten verstrichen, während Damiano dieses Gestöber am Himmel beobachtete.
    Zwei wolkenschwere Winde stießen über dem Feuerkreis zusammen, der die savoyische Streitmacht einschloß. Blitze zerrissen den Himmel, krachender Donner trieb die Männer zusammen, ließ sie sich auf die Knie werfen.
    Erste Regentropfen prasselten Damiano ins Gesicht.
    »Genug«, murmelte er geistesabwesend. »Wir wollen das Feuer nicht löschen.« Er umfaßte wieder seinen Stab. »Wind, mein Freund. Nicht Nässe.«
    Der Sturm tobte, und die Flammen des Feuerkreises neigten sich wie die schwarzen Schatten der Bäume. Erst jagte er nach Osten, dann nach Süden. Das seidene Zelt fing Funken und loderte plötzlich auf. Die Männer krochen zur Mitte des Kreises und drückten sich auf die nackte Erde. Die Luft rundum roch nach Pech und Metall.
    Wie eine Flöte sang der schwarze Stab, und Damiano hielt ihn vorsichtig. Er war nicht dafür bestimmt, solche überwältigenden Kräfte in sich aufzunehmen, geschweige denn in sich zu bergen. Die silbernen Bänder brannten in seinen Händen, als er sie berührte.
    Er holte einmal tief Luft und blies sie langsam wieder aus.
    »Das reicht«, verkündete er. »Jetzt reiten wir.«
    »Reiten, wie denn?« schrie Ogier wütend und entsetzt. »Die Pferde sind alle auf der anderen Seite von diesem – diesem – «
    Damiano sah sich um und stellte fest, daß die Behauptung wahr war.
    »So? Nun, dann reite ich. Und alle anderen marschieren. Das Dorf ist schließlich nicht weit.«
    Und damit pfiff er seinem Pferd.
    Mit rollenden Augen, die Ohren flach nach hinten gelegt, galoppierte der schwarze Wallach heran. Und einen Augenblick später war er wieder zu dem grinsenden Todesgaul geworden.
    »Vorwärts!« rief Damiano dem verzweifelten Heer zu. »Folgt mir, Soldaten von Savoyen, Männer von Piemont. Folgt mir, und ihr braucht das Feuer nicht zu fürchten, denn es ist euer Freund.« Mit gemäßigterer Stimme fügte er hinzu:

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