Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Damiano

Damiano

Titel: Damiano Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. MacAcoy
Vom Netzwerk:
einem Schrei ließ der seine Waffe fallen und umfaßte schützend eine angesengte Hand mit der anderen.
    Damiano bückte sich und trat durch die Zeltöffnung.
    Die Nacht war windig, aber klar. Die savoyischen Soldaten schienen sich während des Gesprächs ihres Befehlshabers mit dem Teufel nicht von der Stelle gerührt zu haben. Einige schattenhafte Gestalten standen mit gezogenen Waffen da, während andere an den Kochfeuern kauerten. Alle blickten sie zu dem höllisch erleuchteten Zelt, und als der brennende Leichnam wieder erschien, wichen sie langsam zurück.
    Damiano spürte die Furcht und Feindseligkeit in der Luft, die er atmete. Er blickte zu den gleichgültigen Sternen auf, als wolle er sich ihren Gleichmut ausborgen. Er schwang seinen Stab hoch, als ein Pfeil durch die Nacht auf ihn zugeflogen kam. Das helle Holz zersplitterte am geschwärzten silbernen Band, und die Gänsefedern stanken und knisterten brennend.
    »Schluß damit«, sagte Damiano ruhig, während er über drei Feuer hinweg in die Menge blickte, direkt auf den Bogenschützen, der den Pfeil abgeschossen hatte. »Der nächste, der versucht, mir etwas anzutun, wird in Flammen aufgehen wie dieser Pfeil.
    Und er wird für nichts sterben, denn so leicht kann man mich nicht verderben.«
    Damiano sah sich in der Runde um, und seine Nasenflügel blähten sich. Die Haut seines Gesichts erspürte die Männer, die vor ihm standen. Endlich schritt er vorwärts, und die Menge der Männer teilte sich wie das Rote Meer sich geteilt hatte.
    Vor einer Gruppe von Feuern, die etwas abseits von den anderen loderten, blieb er stehen.
    »Belloc«, sagte er. »Aloisio, ich bin froh, Euch noch lebend und gesund zu sehen.
    Sagt mir, alter Freund, wo ist Paolo Denezzi? Ist er nicht bei Euch?«
    Der vierschrötige Schmied riß den Mund auf.
    »Bei Gottes Wunden! Es ist der junge Delstrego!«
    Dann trat eine Gestalt zwischen sie.
    »Hier bin ich, Ungeheuer«, knurrte die tiefe Stimme, die Damiano so gut kannte und so wenig mochte.
    Obwohl der Vollbart den Ausdruck auf Denezzis Gesicht fast ganz verbarg, konnte Damiano doch sehen, daß in den kleinen Bärenaugen mehr Herausforderung als Furcht stand. Er erwiderte den Blick und sagte nichts.
    »Meine Schwester«, bemerkte Denezzi, »ist im Kloster von Bard eingesperrt. Da ist sie keinem von Nutzen, aber wenigstens ist sie dort vor dir sicher.«
    Damiano nickte. »Gut. Eingesperrt zu sein ist bei weitem die beste Art zu leben.«
    Dann wandte er seine Aufmerksamkeit den Männern zu, die am Feuer kauerten.
    »Heute nacht werde ich Pardo überwältigen, Männer von Partestrada. Ich dachte mir, ihr würdet vielleicht hinter mir reiten wollen.«
    »Hinter dir?« wiederholte Denezzi in einem Ton, in dem sich Haß und Verachtung mischten. »Sicher werden wir Pardo überwältigen, du Teufelsbrut, aber nicht hinter dir.«
    Damiano zuckte mit den Schultern.
    »Wie du willst.« Er wandte sich ab. Über die Schulter rief er zurück: »Wir werden jedoch alle bald nach San Gabriele reiten.«
    Er schritt zur Mitte des Lagerplatzes zurück, zu dem eleganten Zelt, das im Dunkel der Nacht die Form einer liegenden Kuh hatte. Ogier stand waffenlos davor. Er sagte nichts. Sein Gesicht war scharf und gespannt. Damiano ignorierte ihn, denn er bereitete sich auf seine Arbeit vor.
    Aufmerksam blickte er nach rechts und nach links in die Ferne. Das Licht des Halbmonds strömte auf die flachen Hügel herab. Das Grasland vor San Gabriele und die teilweise bewaldeten Hügel hinter der Ortschaft waren menschenleer und klar zu übersehen. Der Himmel war wolkenlos und licht, noch nicht nachtschwarz. Das Lager der Savoyer war ein Schattenfleck auf dem Erdboden. Das in Trümmer gelegte Dorf ein zweiter.
    Der Wind blies Damiano den Umhang von den Schultern zurück, und die silberne Verschlußkette drückte ihm gegen den Hals. Mit der rechten Hand zog er an der Kette. Mit der linken hielt er seinen Stab – so fest, daß er sein Pulsieren fühlte und wußte, daß es sein eigenes Pulsieren war.
    »Ihr habt vielleicht vor, Euch insgeheim an Pardos Wachposten vorbeizuschmuggeln, Herr Dämon?« sagte Ogier und riß Damiano mit seinen Worten aus seiner Konzentration. »Oder soll ich Euch lieber Herr von der verlorenen Seele nennen? Wie dem auch sei, Euer seltsamer – Schmuck wird das erschweren.«
    Damiano merkte, daß die Männer sich heimlich in die Dunkelheit davonmachten. Er konnte das angstvolle Stolpern ihrer Füße auf den kahlen Feldern so deutlich spüren

Weitere Kostenlose Bücher