Damiano
ist«, sagte der Feuergeist überflüssigerweise, doch als er von dem Skelett wegtrat, verschwamm der monströse Gaul und an seiner Stelle stand ein schwarzer Wallach guter Zucht, der keinerlei Geschirr trug. »Bleib und warte«, befahl die Erscheinung, als sei das Pferd ein Hund.
Ogier und der Teufelsgeist verschwanden in dem Zelt aus blauer Seide, das darauf wie eine Laterne in der dichter werdenden Dunkelheit leuchtete.
»Ihr habt Männer aus Partestrada in Eurem Heer, mein Herr Marquis«, stellte Damiano fest.
Da es im Zelt nur einen Sitzplatz gab, den ledernen Hocker Ogiers, ließ er sich auf dem Boden nieder.
Auch Ogier setzte sich. Sein Gesicht war ausdruckslos, seine Augen blickten wachsam.
»Ich habe Männer aus allen Teilen Piemonts in meinem Gefolge, Herr Teufel, aber nur die, die ich über den Mont Cenis brachte, sind Soldaten.«
Damiano nickte zum Zeichen seines Verständnisses. Auf Ogier wirkte es so, als knisterte Papier in einem Flammensturm. Ihn schauderte.
Nach einer Pause des Nachdenkens ergriff Damiano wieder das Wort.
»Täusche ich mich oder verfolgt Ihr den Condottiere Pardo und habt ihn in San Gabriele gestellt?«
Ogier ließ eine Weile verstreichen, ehe er antwortete.
»Ihr täuscht Euch nicht, Herr Dämon, die Situation entspricht dem, was Ihr sagt. Aber darf ich fragen, wie es kommt, daß Ihr Euch für diese Angelegenheit interessiert?«
Ogier sah sich plötzlich von zwei ernsthaft klaffenden Augenhöhlen konfrontiert, die von Nacht erfüllt waren.
»Auch ich jage General Pardo nach. Ich denke, wir beide können einander Zeit und Blutvergießen ersparen. Ja, mein Herr Marquis, mir wurde versprochen, daß ich ein Werkzeug finden würde, mein Ziel zu erreichen, und ich glaube, Euer Heer ist eben dieses Werkzeug.«
Versprochen? Ogiers Gedanken rasten, und das helle Haar in seinem Nacken sträubte sich. Dreimal murmelte er »Jesus, Maria und Joseph« vor sich hin, dann sagte er: »Es tut mir leid, Herr, daß mir der Graf keine Vollmacht gegeben hat, Verträge abzuschließen – weder mit Menschen noch mit der Menschen Feind. Ich möchte ein Wesen Eurer Großartigkeit keinesfalls beleidigen, aber – «
Zwei totenbleiche, flammende Arme hoben sich… Damiano strich sich das Haar aus dem Gesicht.
»Ich verlange, von Euch nicht, einen Pakt mit dem Teufel zu schließen, Marquis. Und auch nicht mit mir, wenn da ein Unterschied besteht.
Ich erkläre Euch lediglich, daß ich Eure Männer brauche oder zumindest einen guten Teil Eurer Männer. Ich reite noch heute nacht ins Dorf, und sobald ich den General gefangengenommen habe, brauche ich Truppen, die seine Leute daran hindern, Ärger zu machen.«
Ogier fuhr auf, wollte schon verächtlich losprusten, besann sich aber eines Besseren.
»Ihr wollt General Pardo töten, Geist? Heute nacht?«
Wie zufällig schob Ogier seinen linken Fuß vor, bis er beinahe die lodernde Gestalt berührte; keine Hitze.
Damiano runzelte die Stirn.
»Wenn es nicht anders geht, ja. Ich hatte allerdings gehofft, ihn Euch zu übergeben, aber das wäre wohl Heuchelei von meiner Seite, wie? Da Ihr ihn ja dann töten würdet.«
Einen Moment blieb es still, dann fragte Ogier.
»Warum wollt Ihr dem Römer ans Leben? Was kann er getan haben – «
»Ich wurde in Partestrada geboren, Marquis«, antwortete Damiano mit leiser Stimme.
Plötzlich erwachtes Interesse siegte über Abscheu und Unbehagen, und Ogier beugte sich auf seinem Sitz vor.
»So wart Ihr also einst ein Sterblicher, Herr Dämon?«
Damiano blinzelte verwirrt. Er spürte eine plötzliche Kälte und zog seinen rußdunklen Umhang enger um sich.
»Ja, Marquis. Aber es war ein kurzes Leben und sehr qualvoll am Ende. Aber genug. Es ist schon dunkel, und es gibt keinen Grund zum Aufschub. Sammelt jetzt Eure Männer, dann wird die Schlacht bis Mitternacht geschlagen sein.«
Er stand auf und stützte sich dabei auf seinen schwarzen Stab.
Ogier blieb sitzen, den Blick zu Boden gesenkt. Nach einer kleinen Weile schüttelte er den Kopf.
»Es tut mir leid, Herr Dämon, aber das darf ich nicht tun. Denn seht, wenn ich auch Soldat bin, so bin ich doch immer noch auch Christ.«
»Dann werde ich es tun«, entgegnete Damiano unbekümmert. »Aber sie würden sich lieber von Euch führen lassen, denke ich.«
Als Damiano sich abwandte, hörte er das mittlerweile schon vertraute Zischen einer Klinge, die aus der Scheide gezogen wird. Blitzartig wirbelte er herum und richtete seinen Stab auf Ogier.
Mit
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