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Damit Dein Leben Freiheit Atmet

Damit Dein Leben Freiheit Atmet

Titel: Damit Dein Leben Freiheit Atmet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anselm Gruen
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gegenüber der Politik verstärkt. Und daß Geld den Menschen verderben kann, haben die Bilanzfälschungen gezeigt. Die Gesellschaft zeigt mit dem Finger auf Menschen, die ihrem Reinheitsideal nicht entsprechen. Aber indem wir uns über andere entrüsten, zeigen wir auch, daß wir vor den eigenen unklaren Verhaltensweisen lieber die Augen verschließen.
    Auch auf dem Gebiet der Moral gibt es die berechtigte Sehnsucht nach Reinheit. Aber es gibt auch hier die Reinheitsfanatiker, die gar nicht merken, wie aggressiv sie die reine Moral predigen und gerade dadurch selber unmoralisch
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    handeln. Sie verletzen Menschen, indem sie ihre Würde besudeln. Das Streben nach einem klaren und sauberen Verhalten in unserer Gesellschaft braucht das richtige Augenmaß. Und es braucht die Erfahrung der eigenen
    Reinigung. Denn nur »dem Reinen ist alles rein« (Titus 1,15).
    Wer in sich keine Reinigung seiner Emotionen und
    Leidenschaften erfahren hat, der kann auch keine reinigende Wirkung nach außen entfalten. Ihm werden die Reinheitsideale zum Verhängnis. Er identifiziert sich mit ihnen. Er möchte sie nach außen durchsetzen und verschmutzt dabei die Menschheit mit seiner eigenen Unreinheit.

    Ein Freund erzählte mir von seinen Erfahrungen mit einer Reinigungskur in Peru. Er war für eine Woche im Urwald. Ein Indio ha tte sich durch Fasten darauf vorbereitet, ihn zu begleiten. Er saß ihm schweigend gegenüber. Ab und zu fragte er meinen Freund nach den Bildern, die in seinem Inneren aufstiegen. Und er forderte ihn auf, sich von dem inneren Schmutz zu befreien. Er solle all den Dreck, der da in der Stille und im Gegenüber zu dem Begleiter in ihm hochgespült wurde, aus sich herauswerfen, wie ein Vulkan, der den Schmutz in seinem Inneren aus sich herausschleudert. In den nächtlichen Träumen stiegen in meinem Freund ausdrucksstarke Bilder hoch. Sie machten ihm bewußt, was er in den letzten Jahren alles in sich unterdrückt hatte, in der Meinung, er könne es selbst klären. Doch der Begleiter forderte ihn immer wieder auf, es nicht zu klären, sondern es herauszustoßen. Dazu brauc ht es die Kraft der Aggression, um sich von dem inneren Ballast zu befreien. Die seelische Reinigung wurde begleitet durch eine körperliche Reinigungskur. Der Freund sollte viel Zimttee trinken und eine bestimmte Diät einhalten. Körper und Seele sind für die Indios eine Einheit. Beides muß gereinigt werden.
    Mein Freund fühlte sich nach dieser Woche seelisch und körperlich wie neugeboren. Offensichtlich kennen die Indios
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    heute noch wirksame Reinigungsrituale, die helfen, sich von dem inneren Schmutz zu befreien.
    Die Erfahrung, die mein Freund mit der Reinigungskur in Peru gemacht hat, hat mich angeregt, einmal nachzuforschen, wie das Thema der Reinheit und Reinigung in der
    Religionsgeschichte, in der Bibel und vor allem in der mystischen Tradition verstanden wurde. In einem kleinen Kreis von Mitbrüdern und Mitarbeiterinnen aus dem Vier-Türme-Verlag unterhielten wir uns einen Abend lang über dieses Thema. Und wir spürten, wie jeder etwas beitragen konnte, weil Reinheit eine Ursehnsucht ist. Täglich haben wir mit Reinigen zu tun. Die tägliche Zimmerreinigung ist Symbol für die Sehnsucht, daß auch unser Inneres gereinigt wird von allem, was unser wahres Wesen verstellt.
    Der mystische Weg beginnt immer mit der »Via purgativa«, mit einem Reinigungsweg. Ich habe den Eindruck, daß bei vielen Kursen zum Thema Zen-Meditation oder Kontemplation dieser Schritt der Reinigung zu wenig bedacht wird. Man zielt sofort auf die zweite Stufe, auf die Erleuchtung, oder gar auf die dritte Stufe, die Einigung. Doch wenn die Einigung ohne Reinigungsweg erstrebt wird, ist man in Gefahr, die eigenen Schattenseiten zu überspringen und die Spaltungstendenzen in der eigenen Seele zu übersehen. Psychologisch gesehen ist die Schattenarbeit die Voraussetzung für die Selbstwerdung und für den spirituellen Weg des Einswerdens mit sich selbst und mit Gott.
    Als Cellerar werde ich immer wieder mit Konflikten
    konfrontiert. Ich spüre, wie leicht ich mich von den Konflikten in Beschlag nehmen und mich von negativen Emotionen anstecken lasse. Wenn jemand über einen Mitarbeiter schimpft oder sich über einen Mitbruder beschwert, springt in mir sofort etwas an, das sich auch innerlich über diesen Menschen entrüstet. Aber oft merke ich dann zu spät, wie sich mein Denken verschmutzt hat durch die ungereinigten Emotionen von
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    außen. Daher

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