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Damon Knight's Collection 01 (FO 01)

Damon Knight's Collection 01 (FO 01)

Titel: Damon Knight's Collection 01 (FO 01) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon (Hrsg.) Knight
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verzaubert, und ich bin auch verzaubert, und niemand wird uns jemals erlösen!«
    Sie lief davon und war schon wieder Büro-Helen, als sie beim Jeep ankam.
     
    Von da an weigerte sie sich entschieden, mit mir in die Wüste zu fahren. Es sah so aus, als ob ich ausgespielt hätte. Aber ich spekulierte darauf, daß Wüsten-Helen mich noch irgendwo hören konnte, und versuchte es mit einer neuen Strategie.
    Das Büro lag direkt über dem ehemaligen Tanzsaal der Stadt, und ich nehme an, daß es in alten Tagen dort einiges Geplänkel zwischen Männern und Frauen gegeben hat. Aber ich bezweifle, daß sich da jemals etwas so Seltsames abgespielt hat wie mein neues Spiel mit Helen.
    Ich war schon früher, während Helen arbeitete, im Zimmer auf und ab gegangen und hatte auf sie eingeredet. Jetzt fing ich an, Alltagssprache und Märchenlandsprache durcheinanderzumengen und immer wieder auf den bösen Riesen Lewis Rawbones zurückzukommen. Büro-Helen versuchte, nicht darauf zu achten, aber hin und wieder ertappte ich Wüsten-Helen dabei, wie sie mir einen verstohlenen Blick zuwarf. Ich redete von meiner zerstörten Karriere als Geologe, und wie sie gerettet wäre, wenn ich die Ader finden würde. Ich stellte Betrachtungen darüber an, wie ich in exotischen Ländern leben und arbeiten würde, und daß ich dann ja auch eine Frau brauchte, die mir den Haushalt führen und mit dem Papierkram helfen würde. Es brachte Büro-Helen durcheinander. Sie machte Tippfehler und ließ Sachen fallen. Ich trieb das tagelang so weiter und versuchte dabei, genau die richtige Mischung aus Tatsachen und Phantasie herauszufinden. Es machte Büro-Helen schwer zu schaffen.
    Eines Abends warnte mich der alte Dave wieder.
    »Helen sieht schlecht aus, und es gibt Gerede. Miz Fowler sagt, Helen schläft nicht und schreit nachts, und sie will Miz Fowler nicht sagen, was los ist. Sie wissen nicht zufällig, was sie bedrückt, oder?«
    »Ich rede bloß geschäftlich mit ihr«, sagte ich. »Vielleicht hat sie Heimweh. Ich werd’ sie fragen, ob sie Urlaub will.« Die Art, wie Dave mich ansah, gefiel mir ganz und gar nicht. »Ich hab ihr nichts getan. Ich will ihr bestimmt nichts Böses, Dave.«
    »Die Leute werden für das umgebracht, was sie tun, und nicht für das, was sie wollen«, sagte er. »Mein Sohn, in dieser Stadt hier gibt es Männer, die würden nicht lange fackeln, wenn Sie Helen Price ein Leid antun.«
    Am nächsten Tag bearbeitete ich Helen den ganzen Tag lang, und am Nachmittag fand ich genau den richtigen Ton. Ihr Widerstand brach zusammen, aber ich war nicht darauf vorbereitet, was dann kam. Ich hatte gerade gesagt: »Das ganze Leben ist eine Art Spiel. Wenn man es sich recht überlegt, ist alles, was wir tun, nur ein Spiel …«, als sie den Bleistift sinken ließ und mir direkt in die Augen sah, was sie in diesem Büro noch nie getan hatte. Ich spürte, wie mein Herz zu klopfen begann.
    »Sie haben mir das Spielen beigebracht, Helen. Ich war so ernst, daß ich nicht wußte, wie man spielt.«
    »Owen hat mich spielen gelehrt. Er hatte Zauberkräfte. Meine Schwestern konnten bloß Puppen und reich verheiratet spielen, und ich haßte sie.«
    Ihre Augen weiteten sich, ihre Lippen zitterten, und sie war mitten in diesem Büro beinahe Wüsten-Helen.
    »Wenn man es sich recht überlegt, gibt es auch im normalen Leben Zauberei und Hexerei«, sagte ich. »Finden Sie nicht, Helen?«
    »Das weiß ich!« sagte sie. Sie wurde blaß und ließ ihren Bleistift fallen. »Owen war dazu verwünscht, eine Frau und drei Töchter zu haben, und er war doch bloß ein Junge. Aber er war der einzige Mann im Haus, und alle außer mir haßten ihn, weil wir so arm waren.« Sie begann zu zittern, und ihre Stimme wurde tonlos. »Er konnte es nicht ertragen. Er nahm den Schatz und mußte sterben.« Tränen liefen ihre Backen hinunter. »Ich versuchte zu glauben, er sei nur verzaubert und nicht wirklich tot, und ich könnte ihn erlösen, wenn ich sieben Jahre lang nicht sprechen und nicht lachen würde.«
    Sie ließ den Kopf auf die Arme sinken. Ich war erschrocken. Ich ging zu ihr und legte ihr meine Hand auf die Schulter. »Ich habe gesprochen.« Ihre Schultern bebten. »Sie haben mich zum Sprechen gebracht, und jetzt wird Owen nie zurückkommen.«
    Ich beugte mich zu ihr und legte ihr meinen Arm um die Schultern.
    »Weinen Sie nicht, Helen. Er kommt zurück«, sagte ich. »Es gibt noch andere Zaubermittel, ihn zurückzubringen.«
    Ich wußte kaum, was ich sagte. Ich

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