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Damon Knight's Collection 01 (FO 01)

Damon Knight's Collection 01 (FO 01)

Titel: Damon Knight's Collection 01 (FO 01) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon (Hrsg.) Knight
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Rascheln und Füßescharren war es still geworden. Irgendwo fing ein Baby an zu weinen, wurde aber schnell beruhigt.
    »Ja«, sagte er. »Die letzte Geländeexpedition ist vor zwei Stunden von den Eisschollenbewohnern zurückgekehrt.« Er blickte Kahn finster an. »Ich weiß nicht, warum Sie diese Versammlung wünschen. Unser Entschluß ist gefaßt.«
    Der Astronaut sah auf seine Uhr. Er mußte noch etwas Zeit gewinnen. Seine Leute würden erst in einigen Minuten landen, und dann hatten sie noch den Weg hierher zurückzulegen. »Ich sagte Ihnen doch«, erklärte er. »Ich möchte einen letzten Versuch machen, Sie umzustimmen.«
    »Wir haben Ihre Argumente gehört«, sagte Thrailkill.
    »Nicht formell.«
    »Ach so, na schön.« Thrailkill schritt zum Rednerpult. Die Verstärker ließen seine Worte unter dem Sparrenwerk hervordröhnen. »Ich bitte um Ihre Aufmerksamkeit«, sagte er. »Wie Sie wissen, sind wir zu dem Zweck zusammengekommen, die Entscheidung, die wir getroffen haben, offiziell zu bestätigen. Ich darf wohl behaupten, daß Captain Kahn eine solche offizielle Abstimmung braucht. Zuvor möchte er noch zu Ihnen sprechen.« Er machte eine kleine Verbeugung vor seinem Gast und nahm Platz. Leonie saß mit Vivian in der ersten Reihe; er blinzelte ihnen zu.
    Kahn stützte sich auf das Pult. Sein Körper war müde und schwer. »Meine Damen und Herren«, begann er, »Sie haben in der vergangenen Nacht viele Stunden damit verbracht, sich in einzelnen Gruppen zu besprechen. Eine ziemlich aufregende Nacht, nicht wahr? Ich habe Sie hierher gebeten, nachdem Sie die Sache noch einmal überschlafen haben, weil Sie Ihre Entscheidung, die ja unwiderruflich ist, in einer ruhigeren Verfassung treffen sollten.
    Kaum einer von Ihnen hat sich bereit erklärt, mit uns abzureisen. Ich frage mich, ob die Mehrheit bedacht hat, was ihre persönlichen Wünsche bedeuten. Wie jemand vor langer Zeit sagte: ›ll faut vouloir les consequences de ce que l’on veut.‹« Verständnislosigkeit schlug ihm entgegen und führte ihm vor Augen, wie weit diese Menschen sich von der Erde entfernt hatten. »Ich meine, wenn Sie etwas wollen, müssen Sie auch die Folgen wollen. Sie sind zu wenige, um eine Kultur auf modernem Niveau aufrechtzuhalten. Gewiß, Ihre Vorfahren brachten die Mittel mit, die es Ihnen gestatten, sich gewisse Annehmlichkeiten zu schaffen, und Sie haben eine Menge Informationen auf Mikroband. Aber Sie zählen nur soundso viele Köpfe, und jeder Kopf kann nur soundso viel fassen. Sie werden einfach nicht genug Ingenieure, medizinische Spezialisten, Psychopädiater, Genetiker haben … es fehlt Ihnen an Fachleuten, ohne die eine Zivilisation im Gegensatz zu einem bloß wissenschaftlichen Stützpunkt nicht funktioniert. Einige Ihrer Kinder werden an Krankheiten sterben, die hätten verhütet werden können. Diejenigen, die am Leben bleiben, werden ohne Wissen um das große Erbe der Erde heranwachsen.
    Etwas Ähnliches ist schon einmal geschehen, zur Zeit der Besiedlung Amerikas. Aber Amerika war nicht weit von Europa entfernt. Die neue Barbarei endete nach einigen Generationen mit der Verstärkung der Beziehungen. Sie werden allein sein, mit nichts als einer dünnen Funkverbindung, und wenn Sie eine Nachricht übermitteln, vergeht ein Leben, bis die Antwort eintrifft. Wollen Sie auf eine Epoche der Unwissenheit zurückfallen?«
    Jemand rief: »Bis jetzt sind wir gut vorwärtsgekommen.« Andere Stimmen wurden laut. Kahn war es nur recht, wenn sie herumdiskutierten; auf diese Weise gewann er Zeit, ohne sein eigenes beschränktes Reservoir zu beanspruchen. Aber Thrailkill brachte sie zum Schweigen und sagte:
    »Ich glaube, wir sind uns dieses Problems bewußt, Captain. Tatsächlich haben wir damit gelebt, seitdem diese … Kolonie existiert.« Da, dachte Kahn, jetzt hat er das Wort ausgesprochen. »Wir haben uns keine grauen Haare darüber wachsen lassen. Nach dem, was wir von der Erde hören, haben wir mehr gewonnen als verloren.« Beifall. »Und jetzt, da uns durch Sie klar geworden ist, daß dies unser Zuhause ist, daß wir hierher gehören, werden wir uns nicht länger beschränken. Schon aus genetischen Gründen müssen wir uns so schnell wie möglich ausbreiten. Meine Frau und ich wollten immer ein Haus voller Kinder. Jetzt können wir sie haben.« Beifall wurde laut. Seine Zurückhaltung brach zusammen. »Wir werden unsere eigene Zivilisation aufbauen! Und eines Tages kommen wir zu euch zurück – als Besucher. Ihr gebt die

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