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Damon Knight's Collection 01 (FO 01)

Damon Knight's Collection 01 (FO 01)

Titel: Damon Knight's Collection 01 (FO 01) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon (Hrsg.) Knight
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Fremden fänden auch, daß man nicht Krieg gegen sich selbst führe, aber die Rhetorik des letzten Präsidenten sei bei ihnen verschwendet. Sie hätten nie Krieg gegen irgend jemanden geführt. Soweit ihre Überlieferung zurückreiche, seien die Leloc immer eine Nation gewesen. »Im Falle eines persönlichen Konflikts sind Kompromiß oder Kapitulation jedoch ausgeschlossen. Wird ein Leloc herausgefordert, stellt er sich und kämpft bis zum Tode, oder er wird von seinen, äh, Freunden getötet.«
    »Können Sie ihnen dann also übermitteln, daß wir hier freundlich gesinnt sind, daß aber draußen jemand ist, den wir – widerwillig – als einen der Unseren betrachten müssen, und der sie grundlos fürchtet? Der sie morgen abend vernichten, in Schutt und Asche bombardieren wird, wenn sie hierbleiben, der ihnen aber nichts anhaben kann, wenn sie einfach ihren Standort wechseln? Mit anderen Worten, sie werden gebeten zu starten und woanders – egal, wo – zu landen, um der völligen Vernichtung aus dem Wege zu gehen. Sonst, morgen abend – Bumm.«
    Mager wackelte betrübt mit dem Kopf. »Das ist ein glatter Befehl, Sir. Ich kann Ihnen schon im voraus sagen, daß die Chancen gering sind. Sie betrachten sich bereits als herausgefordert, und sie stellen sich – mit ihrer ganzen, dicken, fetten Würde, verstehen Sie?«
    Mager kehrte zu der Gruppe zurück, mit der er gearbeitet hatte. Einen unsichtbaren Schwanz in die Luft gereckt, die Hände vor der Brust angewinkelt, so daß selbst Godwin sehen konnte, daß er ein Leloc »war«, begann er mit einem Hüpfer. Dann stellte er sich vor eine Wandtafel aus Liaison-Beständen und zeichnete drauflos.
    Bis jetzt waren Magers Verhandlungen mit den Leloc äußerst lebhaft verlaufen, und beide Seiten hatten eine rege, schwatzhafte Geschäftigkeit entwickelt. Diesmal saßen die Fremden alle still und teilnahmslos da. Mager drehte sich um, neigte den Kopf in Godwins Richtung und vollführte gleichzeitig eine Geste, die soviel wie Schutz oder Segen bedeuten mochte. Alle Schnauzen wandten sich Godwin zu, der sich unaussprechlich lächerlich vorkam, als er aufstand, die schützende Geste feierlich nachmachte und sich tief verbeugte. Dann nahm er seinen Platz wieder ein. Abgesehen davon, daß der Führer der Leloc sich ebenfalls erhoben hatte, als er aufstand, zeigten sie keinerlei Reaktion, wenn man nicht die abgewandte Schnauze des Führers und seine halbgeschlossenen Augen als negativen Kommentar deuten wollte.
     
    Die lange Nacht bestand aus langen Wartezeiten, die sich aneinander reihten, ineinander übergingen und sich endlos dehnten. Es war kein Krieg, nicht einmal ein Nervenkrieg (jedenfalls kein beabsichtigter), aber es war die große Ruhe vor dem Sturm.
    Godwin fühlte sich traumhaft in die Schulzeit zurückversetzt, als er und Agnes immer wieder ruhig und friedlich anfingen, die Lage zu besprechen und dann über irgendein Wort in Streit gerieten.
    »Ich möchte wissen, warum sie zurückgekommen sind«, sagte er, »nach so langer Zeit. Ich hätte das nicht getan.«
    »Sie dachten doch, es wäre erst sechs Monate her«, fuhr sie ihn gereizt an. »Geht das nicht in deinen Kopf rein?«
    Er schwieg betreten. Er war es einfach nicht mehr gewöhnt, daß Leute ihn anfuhren. Nein, nicht »Leute«; niemand außer Agnes hatte das je getan.
    »Diese ganze Sache macht mich einfach krank«, platzte sie heraus. »Warum sind nicht wir zu den Sternen gereist, anstatt daß sie zu uns kommen? Wann hat die Erde bloß den falschen Weg eingeschlagen, der zu diesem vorsichtigen Konservatismus und zur vollkommen stabilen Gesellschaft geführt hat?«
    »Der falsche Weg!« sagte Godwin. »Wie lange ist die Erde jetzt frei von Kriegen?«
    »Oh – Pazifismus«, höhnte sie.
    »Ganz und gar nicht. Wir haben ein gewaltiges und gutausgebildetes stehendes Heer, für den Fall, daß wir es jemals brauchen sollten. Daß es ein Friedensheer ist, bedeutet nur, daß wir nicht gewillt sind, erst zu schießen und dann zu fragen – und das ist auch richtig so, oder? Seit der Seuche, seitdem die nationalen Schranken gefallen sind – und das war lange, bevor die Bevölkerungszahl so zurückgegangen ist – verhalten wir uns wie ein riesiges, dünn besiedeltes Dorf. Wir haben viele Krieger, aber keine Kriege.«
    »Und keine Aufregung«, konterte sie.
    »Was für eine Aufregung willst du denn? Eine neue Seuche? Eine Hungersnot? Die alten Husaren? Wir hatten sie alle vier, und wir haben sie besiegt. Du weißt die

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