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Damon Knight's Collection 02 (FO 03)

Damon Knight's Collection 02 (FO 03)

Titel: Damon Knight's Collection 02 (FO 03) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon (Hrsg.) Knight
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dem Kissen. Neun Uhr fünfzig.
    Mary stand wieder auf und trat an das Fenster in der gewölbten Wand. Sie zog die Vorhänge auf, sah durch das leicht getrübte Wasser hinüber zu den Nachbarhäusern auf der anderen Straßenseite. Eine leise Angst regte sich irgendwo in ihrem Hinterkopf, pochte, legte sich wieder. Angst wovor? fragte sie sich. Vor einem Unfall vielleicht. Auch in einer durchorganisierten Stadt gab es Unfälle. Jack – aber das war es nicht. Sie lachte leise über sich selbst und versuchte, ihre Nervosität mit einem Achselzucken abzutun.
    Diese Spätschichten ihres Mannes waren ein Fluch, aber es ging nicht anders. Der neue Bau ging rasch voran, und als Kontrollingenieur mußte er fast ständig auf dem Baugelände sein. Sie sagte sich, daß ihr Mann körperlich nicht weit weg war. Wenn nötig, konnte sie ihn anrufen. Wie weit weg war der neue Komplex? Hundertundfünfzig, zweihundert Meter? Auf dem Land war das keine Entfernung … Aber wie lang waren hundert Meter hier unter dem Meer? Unter Umständen ein Leben lang oder eine ganze Epoche. Sie schnitt eine Grimasse. Davor hatte sie Angst, daher kam vielleicht dieses … Pochen. Daß kontinentale Gesetzmäßigkeiten und Werte unter Wasser radikal anders wirkten.
    Sie setzte sich, schlug die Beine übereinander und lehnte den Kopf gegen den Stuhlrücken. Nach einer Weile griff sie nach dem Strickzeug und starrte es an. Sie strickte einen Pullover, obwohl das völlig überflüssig war. Die Kuppeln hatten alle Klimaanlagen, und die Meerestemperatur änderte sich im Laufe des Jahres nur um wenige Grad. Hier unten brauchte man keine Pullover, und das Garn war teuer, es kam von der Oberfläche, und alles, was von dort kam, war kostspielig. Aber so hatte sie wenigstens etwas zu tun, waren ihre Hände beschäftigt. Und vor allem war es ein Bindeglied zur Vergangenheit …
    Viertel nach zehn.
    Das Zifferblatt der Uhr war rund und meerblau, die Zeiger einfache weiße Nadeln, die in Abständen von einer Minute vorrückten. Mary meinte, das jedem Satz vorangehende unmerkliche Zittern sehen zu können. Sie drückte die Zigarette aus. Die Party mußte inzwischen längst zu Ende sein, die Tänzer sich zerstreut haben …
    Tänzer? Sie schüttelte den Kopf, erinnerte sich an die Tänze in den Städten, an die pulsierenden Rhythmen, die rasenden Zuckungen. Auch das hatte sich, wie alles andere, geändert. Sie erinnerte sich daran, wie entgeistert sie gewesen war, als sie das, was sie Meer-Jazz nannten, zum ersten Mal gehört hatte. Jen hatte einen Recorder in ihrem Schlafzimmer, der die halbe Nacht wimmerte und bummerte, aber die Rhythmen, die Melodien waren mit nichts vergleichbar, was sie je an Land gehört hatte. Langgezogene, heulende Töne, ein Beat mit einem Timing, das jeder Notation spottete, Klänge, die etwas von dem langsamen Drängen der Gezeiten hatten. Es war Musik zum Schwimmen.
    Die Belmonts hatten eine Tanzfläche, aber die lag draußen im Meer. Sie war von Luftpfosten und Lautsprechergehäusen umgeben, um die sich die Jungen und Mädchen wie helle Flocken unter den Schwärmen von Fischen, die anscheinend immer angezogen wurden, tummelten. »Aber Mami«, sagte Jen, wenn sie Einwände machte. »Du wellst einfach nicht, du bist nicht woogig …« Das war alles Teil der neuen Phraseologie. Der Junge, der ein paar Häuser weiter wohnte, Kev Hartford, war nicht etwa Klasse, nein er wellte für Jen, er war eine Woge, aber der Bursche von der Klimaanlage, Cy Scheinger, der ein- oder zweimal bei ihnen gewesen war, war in Ungnade gefallen. Er war ebbig, ein Frosch (Froschfisch?). Ihr ganzes Leben und Denken war jetzt bis hin zu ihrer Sprache vom Meer durchdrungen. Was nur natürlich und verständlich war …
    Warum haben wir sie Jennifer genannt? Wie sind wir ausgerechnet auf diesen Namen verfallen? Die Jennifer war ein Meereswesen und verflucht …
    Es hatte keinen Sinn. Mary stellte den Teleschirm ab, ging zum Telefon zurück, hob den Hörer ab und wählte. Sie horchte auf das Klicken der Relais, das ferne Summen am anderen Ende der Leitung. Eine Ewigkeit, und der Hörer wurde abgehoben.
    »Ja-a?« Die ein wenig girrende Stimme war selbst durch das verzerrende Meeresbranden unverkennbar. Die Belmonts waren sich ihrer Stellung nicht eben unbewußt. Alan Belmont war Fischereidirektor des Gebiets. Marys Zunge fuhr über die trockenen Lippen. »Hallo? Guten Tag, Anne, hier spricht Mary. Mary Franklin … Was? Ja, gut, vielen Dank … Anne … ist Jen vielleicht

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