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Damon Knight's Collection 02 (FO 03)

Damon Knight's Collection 02 (FO 03)

Titel: Damon Knight's Collection 02 (FO 03) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon (Hrsg.) Knight
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mit ihr verbracht hatte.
    Mrs. Shreve fand ihn in Nyctimenes Zimmer und brachte ihn nach unten. Einige Gäste waren schon gegangen, die anderen hatten nur auf seine Rückkehr gewartet, um sich zu verabschieden. Mrs. Shreve war äußerst barsch und geschäftlich und bestand darauf, daß er die Fahnen eine Woche früher abliefern sollte, als es ihm überhaupt möglich war. Das war ihre Art von Freundlichkeit.
    Nyctimene war nie freundlich zu ihm gewesen. Oft war sie wie eine Göttin, wie ein Tier, bewußt grausam gewesen, hatte ihn in den heikelsten Augenblicken gefoppt oder ihn mit ihren krallenbewehrten Fingern gekniffen, wenn sie ihn unaufmerksam glaubte. Er war jedoch sehr selten unaufmerksam gewesen. Grausamkeit? Manchmal hatte er an den Würger gedacht, ein Weibchen, das das Männchen mit seinem wollüstigen Schnabel aufspießt, aber wenn Nyctimene auch eine Räuberin sein mochte, eine Mörderin war sie nicht.
    Wieder allein, begann er, das Wohnzimmer aufzuräumen und die schmutzigen Teller, die verschmierten Gläser, die Aschenbecher hinauszutragen. Wieder allein, dachte er …
    Ohne Nyctimene. Sie hatte den größeren Teil seiner Einsamkeit ausgefüllt. Sie hatte ihn gelehrt, was es heißt, satt zu sein. Als junger Mann hatte er durchaus Frauenbekanntschaften gehabt, aber er hatte nie geliebt, und soviel er wußte, war er auch nie geliebt worden. Jetzt, da er wieder in seine Einsamkeit zurückgeworfen worden war, fragte er sich, ob er wieder zu seiner alten Zuflucht, zu seinen Studien, zurückkehren konnte. Vielleicht hatte die Grotte ihren Zauber verloren.
    Aber die Aussichten waren ja weder so trübe, noch der Bruch so endgültig. Die Jahre oder die Entfernung würden ihr Bild nicht verwischen, davon war er überzeugt. Und da waren ja noch … ihre Kinder. Liebevoll und fast gelöst griff er nach dem kleinen Korb, den sie zurückgelassen hatte.
    Der Korb war leer.
    Er handelte durchaus vernünftig. Er sah erst an allen wahrscheinlichen Stellen nach, ehe er die unwahrscheinlichen absuchte. Im Kühlschrank, in den Schränken, in den Lebensmitteltüten waren keine Eier.
    Er fand die Schalen im Abfall.
    Ursa war wie jeden Donnerstagabend zu ihrer Mutter gegangen. Aber er brauchte sie sowieso nicht zu fragen. Das Rezept lag deutlich sichtbar auf dem Küchentisch. Es war mit der Hand auf ein 3x5 Kärtchen geschrieben:
    CÄSARENSALAT Lattich Essig 5 Knoblauchzehen 5 Eier 10 Sardellen Salz, Pfeffer 12 Teelöffel Parmesankäse Croutons, in Butter braun geröstet Olivenöl Hölzerne Salatschüssel mit Knoblauch ausreiben. Sardellen zu einer Paste zerdrücken, Käse dazugeben. Eier gut durchgeschlagen unterrühren. Öl dazugeben und weiterschlagen. Mit Salz, Pfeffer und Essig würzen. Lattich in der Soße wälzen. Mit Croutons servieren. Essen.
    Er hätte eigentlich ziemlich aufgebracht sein müssen. Statt dessen senkte sich Verzweiflung auf ihn herab wie Schnee die Blätter zudeckt, die im Frühling Humus sein werden. Hatte sie darum gewußt? fragte er sich.
    Über Ursa machte er sich keine Gedanken. Ursas Bosheit war direkter und weniger ausgeklügelt. Außerdem wußte sie gar nicht, was das für Eier waren.
    Er fragte sich, ob dies nicht die letzte und raffinierteste von Nyctimenes Grausamkeiten war. Er bezweifelte (weil er es nicht glauben wollte ), daß sie seine Kinder, daß sie irgend etwas anderes als ganz gewöhnliche Eier gewesen waren. Aber er erinnerte sich an Nyctimenes wilde Heiterkeit, als er ihr jene scheußliche Szene aus Titus Andronicus vorlas, in der Titus der Königin ein aus ihren eigenen Söhnen zubereitetes Fleischgericht vorsetzte. Und er erkannte die Handschrift auf dem Kärtchen: es war ihre.

Die Tiefen
 
( Keith Roberts)
     
     
    Es mußte so kommen. Generationen hindurch hatte sich die Kettenreaktion der Bevölkerungsexplosion ununterbrochen fortgesetzt. Während die Medizin rapide Fortschritte machte, während die Lebenserwartung fast unglaublich anstieg, vermehrte sich die Menschheit weiter und weiter. Um die neuen unermeßlichen Märkte zu versorgen, breiteten sich Häuser, Besitzungen und Fabriken nach allen Richtungen hin aus, überwucherten gutes und schlechtes Land, kletterten Berge hoch, erstickten Flüsse. Stadt reihte sich an Stadt, und die rosa Polypenarme der Häuser wuchsen und verdickten sich, während die Maschinen planierten und schürften und hämmerten. Grüngürtel und Parks verschwanden, Felder wurden über Nacht verschluckt. Hier und da wurden Stimmen laut, die Stimmen

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