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Damon Knight's Collection 02 (FO 03)

Damon Knight's Collection 02 (FO 03)

Titel: Damon Knight's Collection 02 (FO 03) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon (Hrsg.) Knight
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die kahlen, mondbeschienenen herbstlichen Hügel, die jenseits seines wasserbesprengten Rasens lagen. Die benachbarten Farmer hatten sich beschwert, als er seine Felder brachliegen ließ und eine Vogelfreistätte daraus machte. Es war, als ob sie geahnt hätten, daß das sie zusammenbringen würde.
    November. Der unbarmherzige Mechanismus der Sonne trieb den Wechsel der Jahreszeiten voran. Das Leben floh nach Süden oder schlief oder versenkte seine Samen und starb. Eine Generation folgte der anderen, er aber hatte immer außerhalb dieses Kreislaufs von Wiederkehr und Erneuerung gestanden. Und jetzt …?
    Ein zweites Mal konnte er es nicht ertragen, diesen Korb mit den fünf kleinen kostbaren Eiern zu sehen. Ob die ausgeschlüpften Jungen ihr gleichen würden? Oder würden sie wie Puppen eines Schmetterlings sein? Könnte er die Raupe lieben, wenn sie mit der Zeit zu einer zweiten Nyctimene werden würde?
    Nyctimene hatte gewußt oder darauf vertraut, daß er das könnte. Sie war aus der Abgeschiedenheit ihrer Beobachtungen heraus zu ihm gekommen (schon bekannt mit der Sprache, die er sprach, den Sitten seines Volkes und sogar den Büchern, die er gelesen hatte) und hatte sich ihm allein von allen Menschen der Welt anvertraut, so wie die Vögel sich der Dachrinne seines Hauses anvertrauten. Weil er auf diesen fremden Seitenwegen der Evolution zu Hause, nicht der übliche Typ eines trockenen Vogelbeobachters, weil er kein Ornithologe war.
    Wenn die Wissenschaft einem Korallenriff von in Höhlen der Spezialisierung verkrochenen Kleingeistern glich, dann erschien er als ein das Riff erforschender Taucher, der betäubt und verwirrt in einer einzigen Höhle geblieben war. In diesen Tiefen, in der Grotte der Ornithologie, hatte er jeden Sinn für sich selbst, ja sogar für sein Menschsein, verloren. So daß in Wirklichkeit nicht sie zu ihm, sondern er zu ihr in die Grotte gekommen war.
    Der erste Gast war Hochwürden Compson, der sich trotz des strengen Urteils der Stadt bereit erklärt hatte, seiner Verbindung mit Nyctimene einen nachträglichen Segen zu erteilen, natürlich nicht etwa um seinetwillen, sondern weil er mit seinen Eltern befreundet gewesen war.
    »Und die glückliche kleine Dame?« fragte Compson, als er den Salon betrat. »Wo ist sie?«
    »Verschwunden«, erklärte er und nippte an seinem zweiten Scotch. »Vielleicht nach Süden, es ist ja November.«
    »Schade«, meinte der Geistliche, dem sonst kein rechter Trost einfallen wollte.
    Draußen war der Mond vom Himmel verschluckt worden, und Wolken ballten sich, die Sterne verdunkelnd, zusammen. Sie hatte ihm nie gesagt, ob einer dieser Sterne, deren Rätsel ihm nun für immer verschlossen bleiben würden, ihre Heimat gewesen war und welcher, oder warum und wie sie fortgegangen war. Und er hatte solche Fragen nie gestellt.
    An einem Abend wie diesem, an einem mondlosen Abend im September hatte er sie kennengelernt. Zwei Nächte war er auf der Suche nach der großen Ohreule, Bubo virginianus, unterwegs gewesen, aber er hatte nur die Überreste ihrer Beute, Fetzen eines Kaninchenfells, den halslosen Kopf eines Huhns, gefunden. Er stieg zu der riesigen Eiche oben auf dem Hügel hinauf, weil sie, als einzige unter den Bäumen, der Eule angemessene Ausmaße besaß. Dort hatte sie, Nyctimene, ihn erwartet. Sie gab sich in keiner Weise den Anschein, als sei ihre Begegnung zufällig und begrüßte ihn wie einen alten Bekannten, ja fast ein wenig ungeduldig – so als ob er sich verspätet hätte. Bubo virginianus bekamen sie in jener Nacht nicht mehr zu Gesicht, und Nyctimene ging mit ihm nach Hause.
    Die nächsten, die kamen, waren Mrs. Shreve und ihr Gatte. Shreve war sein Verleger. Mrs. Shreve nahm die Nachricht von Nyctimenes Verschwinden höflich auf, so wie sie vielleicht auf die Nachricht vom Bankrott eines bei ihr zum Abendessen einladenen Freundes hin erklärt haben würde, solange der Freund noch einen anständigen Abendanzug und eine anständige Haltung besäße, bleibe es bei der Einladung. Mrs. Shreve hatte Fahnenabzüge seines letzten Buches mitgebracht, und sie sprachen über Geschäftliches und tranken. Nach und nach trafen die übrigen Gäste ein, und irgendwie begrüßte er sie alle und teilte ihnen seine Neuigkeit mit. Alle, außer Hochwürden Compson, der vor dem Essen ging, tranken zu viele Cocktails.
    Das kalte Büfett war eine fade Angelegenheit. Die Gäste aßen lustlos, aus reiner Höflichkeit. Der Gastgeber aß, weil er der Gastgeber war.

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