Damon Knight's Collection 04 (FiO 07)
einnahm, entlang und dann über jedes einzelne der neun Gesichter dahinter und schließlich zum Rücken seines Gegners, Walter Sickles, der Frank Tyson vertrat. Sickles war bereits vor die Schranken getreten und dabei anzufangen.
Edmonds war nicht überrascht, den Gerichtssaal so überfüllt zu sehen. Manche Leute, so nahm er an, hatten die ganze Nacht angestanden, um eingelassen zu werden. Die dreifache Quote an Reportern war vertreten. Die alten Hasen unter den Presseleuten konnten oft schon voraussagen, wie die Abstimmung ausfallen würde, indem sie einfach auf die Fragen achteten, die die Richter stellten. Er wünschte sich, daß er das genauso könnte.
Von dem Redepult aus, das direkt vor dem Sitz des Gerichtspräsidenten Pendleton stand, begann Sickles seine Darlegung, langsam, mit gesenkter Stimme, ohne Notizen. Er war froh über das Mikrofon auf dem Redepult, hoffte aber, es würde das Pochen seiner Knie nicht übertragen. Wie in einem Traum hörte er seine eigene Stimme von den kastanienbraunen Vorhängen hinter der großen Richterbank widerhallen. »Mein Mandant ist des Mordes angeklagt aufgrund eines unrechtmäßig zugelassenen Beweises, der nämlich in Verletzung seiner verfassungsmäßigen Rechte erlangt wurde.«
»Sie nehmen Bezug auf das Gewehr mit Tysons Fingerabdruck?« fragte Richter Godwin.
Sickles stöhnte innerlich. Noch keine zehn Sekunden am Redepult, und die Fragen hatten schon begonnen. »Ja, Euer Ehren.«
»Sie erkennen die ballistischen Tests an?«
»Ja, Euer Ehren.«
»Und daß dieser Beweis aufgrund eines Haussuchungsbefehls erlangt wurde, der die Adresse des Lagerhauses und den Fundort des Gewehres darin angab?«
»Ja, Euer Ehren, aber –«
»Aber was, Mr. Sickles? Fahren Sie fort.« Godwins Schnurrbart zuckte grimmig, als er sich zurücklehnte.
»Dieser Befehl war nicht aufgrund hinreichenden Verdachts ausgestellt worden.«
»Die Information war nicht beschworen?«
»Sicher, sie war beschworen. Aber der Beamte, der die beschworene Information abgab, gestand ein, daß er sie von einem Dr. Drago erhalten habe, der zugab, er hätte sie durch seine eigenen hellseherischen Fähigkeiten erhalten.«
»Sie glauben nicht, daß es so etwas gibt?« fragte Richter Burke.
Oliver Godwin sagte ruhig: »Beantworten Sie das nicht, mein Lieber.« Er drehte seinem herausfordernden Kollegen ein beruhigendes Gesicht zu: »Entspannen Sie sich, Mr. Burke. Was die Anwaltschaft persönlich denkt, ist irrelevant.«
Sickles seufzte. Wäre er zu Hause in Brooklyn, würde er sich behaglich in seinen alten Drehstuhl zurücklehnen und in der Kaffeepause diktieren. Er sagte: »Ich möchte das auf diese Weise beantworten, Euer Ehren. Wenn es so etwas gibt, dann ist es das gleiche wie Abhören. Vielleicht schlimmer. Und jeder Beweis, der auf diese Weise erlangt wird, kann einen Hausdurchsuchungsbefehl nicht rechtfertigen. Die Umstände der Ausfertigung können vor Gericht überprüft werden. Dieses Gericht hat die Möglichkeit dazu, und falls der Befehl rechtswidrig erteilt wurde, ist das Beweismittel, durch den Befehl erhalten, ebenfalls unzulässig, genauso, als ob es durch Abhören erhalten worden wäre. Abhören … hellseherisches Anzapfen … die rechtlichen Konsequenzen sollten die gleichen sein.«
»Es gibt keinen anderen Beweis von Tysons Schuld?« fragte Helen Nord.
»Nicht viel, Euer Ehren. Nur den von Philip Dopher, dem Fahrstuhlführer. Er bezeugte, daß er Tyson, der einen Gegenstand vor sich hielt, aus dem leeren Büro hat laufen sehen.
Aber das allein genügt nicht, um Tyson zu verurteilen. Sein Leben oder sein Tod hängen von der Zulässigkeit des Beweisstückes Gewehr ab.«
»Dr. Drago bezeugte, daß Hellseherei eine Tatsache ist?« fragte Pendleton.
»Ja, aber er bot keinen Beweis an, der über die bloße Behauptung, die doch nur seine eigene Meinung wiedergibt, hinausging.«
»Was ist mit der Kamera im Safe und Dragos Voraussagen?« fragte Edmonds.
»Der Inhalt des Safes ist nicht offenkundig, Euer Ehren. Und was seine Voraussagen anlangt … ihr Wert beruht auf der Entscheidung dieses Gerichts. Sie haben keinen gegenwärtigen Beweiswert.«
»Er sagte voraus, wir würden den Fall übernehmen?« betonte Edmonds.
»Ja, aber –«
»Und daß wir den Beweis für ungültig halten und das Urteil revidieren?«
»Das ist meine Erwartung und mein Wunsch, Euer Ehren.«
»Wenn es sich also herausstellen sollte, daß er recht hat, beweist das nicht die Existenz von Hellseherei, und
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