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Damon Knight's Collection 04 (FiO 07)

Damon Knight's Collection 04 (FiO 07)

Titel: Damon Knight's Collection 04 (FiO 07) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon (Hrsg.) Knight
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würde daraus nicht folgen, daß der Befehl in der Tat rechtmäßig war?«
    »Das enthält einen hoffnungslosen Widerspruch, Euer Ehren. Jeder Fall, der hier entschieden wird, wird irgendwie von jemand gewonnen, ohne die Unterstützung von Hellseherei.«
    Edmonds lächelte. Er selbst hatte das gleiche gedacht, aber er wollte, daß Sickles den Punkt vor Gericht für sich buchte.
    »Haha!« Godwin schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Gut gesagt, junger Mann.«
    Sickles verbeugte sich vor dem alten Richter – und fragte sich, wieviel Stimmen er gerade verloren hatte.
    »Mr. Sickles«, sagte Helen Nord, »wissen Sie, was in dem Safe ist – auf dem Film, meine ich?«
    »Nein, Euer Ehren. Natürlich bin ich daran interessiert. Vielleicht ist gar nichts darin. Aber was immer es auch sein mag, es hat keinen Einfluß auf den Verlauf der Verhandlung.«
    »Angenommen, Mr. Sickles«, sagte der Gerichtspräsident, »es zeigt das Gesicht des Mörders?«
    Sickles schaute erstaunt zu dem bedeutenden Mann hinauf, dann zuckte er die Schultern. »Und wer ist der Mörder, Euer Ehren? Worin besteht die Verbindung zwischen Gesicht und Tat? Aber ich unterstelle höflichst, daß die Kamera und ihr Inhalt, sei er gegenwärtig oder in Aussicht stehend, ein Streitfall sind. Beweisstück Q ist einfach nicht offenkundig.«
    »Ja, das ist wahr.«
    »Können elektromagnetische Wellen jenen Safe durchdringen?« fragte Helen Nord.
    »Ganz unmöglich, Euer Ehren. Die Wände bestehen aus zolldickem Stahl und bilden einen perfekten Faradayschen Käfig.«
    »So daß es nicht möglich wäre – falls psi wirklich existiert und eine Art elektromagnetischer Strahlung ist, den Stahlpanzer zu durchdringen und auf die Filmemulsion in irgendeiner Weise einzuwirken?«
    »Das ist richtig, Euer Ehren.«
    »Würde das«, fragte Pendleton, »nicht beweisen, falls wir den Safe öffnen und den Film angegriffen finden, daß psi keine Verletzung des Abschnitts sechsnullfünf des Bundesfernmeldegesetzes darstellt und daß Sie daher keinen Nutzen aus der Entscheidung im Fall Nardone gegen USA ziehen würden?«
    »Das würde daraus folgen, Euer Ehren«, sagte Sickles unglücklich. Er merkte, daß er eine ›Gratisbehandlung‹ erhielt. Das Gericht zwang oft beide Seiten während der Beweisführung zuzugeben, daß sie im Unrecht waren, dann konnte keiner von beiden sich beschweren, wenn er verloren hatte. Aber er war nicht bereit, eine Niederlage einzugestehen. »Wenn das Gericht erlaubt, möchte ich ein wenig näher auf die Verfassungsfrage eingehen. Ich möchte das Gericht mit allem Respekt darauf hinweisen, daß es unter dem britischen Gewohnheitsrecht, lange bevor dies Land eine Verfassung hatte, rechtmäßig war, Geständnisse auf der Folter zu erpressen. Weit hergeholt, Euer Ehren? Ähnliche Dinge sind hier geschehen, und zwar vor nicht allzu langer Zeit. Euer Ehren mögen sich den Fall Rochin gegen Kalifornien ins Gedächtnis zurückrufen, in dem die Polizei eine Magenpumpe benützte, um den ›Beweis‹, zwei Kapseln mit Rauschgift, aus Rochins Magen zurückzuholen. Nach langwierigen Berufungsverhandlungen wurde schließlich die Ansicht vertreten, daß Rochins verfassungsmäßige Rechte verletzt worden waren, und die Beweise wurden für unzulässig erklärt. Nun, wenn der Magen eines Mannes tabu ist, um wieviel mehr ist es dann sein Geist!«
    »Aber sicher behauptet Tyson nicht, daß sein Körper für die Polizei unantastbar ist?« fragte Richter Blandfort. »Sicher können sie ihm Fingerabdrucke abnehmen, ihn messen, fotografieren, seine Stimme aufnehmen und sein Blut und seinen Atem auf Alkohol untersuchen, und das können sie alles ohne seine Zustimmung?«
    »Nun ja, Euer Ehren.«
    »Und wie unterscheidet sich dann Hellseherei davon?«
    »Das beruht auf dem Grad der Privatsphäre. Die Merkmale, die Euer Ehren gerade genannt haben, wie Fingerabdrücke usw. die sind der Öffentlichkeit sowieso recht gut ausgesetzt. Aber die Gedanken eines Menschen sind es nicht. Wenn Amerikaner das Recht auf Freiheit der Gedanken verlieren, ist es mit der Freiheit aus.«
    Edmonds ertappte sich dabei, wie er bestätigend nickte.
    »Aber Sie behaupten, daß es so etwas wie Hellseherei nicht gibt«, sagte Richter Burke, »wie steht es dann mit diesem Bemühen um private Gedankenfreiheit?«
    Sickles grinste schief: »Bis dieses Gericht entscheidet, daß psi nicht existiert, habe ich wechselseitig zu argumentieren: psi existiert nicht; aber wenn es existiert, wurde es

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