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Damon Knight's Collection 04 (FiO 07)

Damon Knight's Collection 04 (FiO 07)

Titel: Damon Knight's Collection 04 (FiO 07) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon (Hrsg.) Knight
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Lichtstrahlen, reflektiert von einer Fensterscheibe, die von Stimmen im Raum vibriert.«
    Edmonds schaute zum Fenster und hinüber zu dem freudlosen, unschuldigen Weiß der Kongreßbibliothek. »Glauben Sie, daß jemand da draußen Ihre Fensterscheiben abliest?«
    »Wer weiß«, sagte Godwin gemütlich. »Die Sache ist nur, man findet das Stichwort ›Anzapfen‹ nicht mehr im ›Index to Legal Periodicals‹. Sie haben schon seit langem angefangen, alles unter ›heimliches Belauschen‹ aufzuführen – natürlich ein weiter Begriff. Ich kann mir jetzt schon vorstellen, daß der Sturzbach von Artikeln in juristischen Fachzeitschriften, der der Fall Tyson verursachen wird, unter dem Stichwort ›heimliches Belauschen‹ und nicht unter ›Hellseherei‹ oder ›psi‹ erscheint. Und damit sind wir wieder bei dem gewöhnlichen alten Rechtsvergehen. Ein schmutziges Geschäft? Ich glaube, schon. Aber lassen Sie uns unsere Berichte vergleichen. Was hat Ihr Beamter über Hellseherei herausgefunden?«
    »Sehr wenig. Nur zwei Fälle – beide kriminell.« Edmonds öffnete seinen Aktendeckel. »Hier ist Delon gegen Massachusetts, neunzehn vierzehn. Eine sogenannte Hellseherin wurde eingesperrt, weil sie Kurpfuscherei betrieben hatte. Es scheint, als ob sie sich in Trance versetzt hätte, und die Geister teilten ihr die Diagnose mit und welche Medizin sie verschreiben sollte. Sie hatte eine Genehmigung, Hellseherei auszuüben, aber nicht den Arztberuf. Kam ins Gefängnis.«
    »Scheint angemessen zu sein. Und der andere Fall?«
    »New York gegen MacDonald achtzehnsechsundneunzig. MacDonald war einwandfrei als ein angeblicher Einbrecher in ein Appartement in der Second Avenue/Manhattan identifiziert worden. Aber er brachte mehrere hundert Zeugen bei, die beschworen, daß er in der fraglichen Zeit auf der Bühne eines Brooklyner Theaters war, unter der Hypnose des berühmten Professors Wein. Der Professor erklärte dem Gericht, daß MacDonalds Astralleib zeitweise ganz einfach verlorengegangen war und sich meilenweit entfernt unabsichtlich in Manhattan materialisiert habe. Der Richter entließ MacDonald mit der Verwarnung, daß er sich künftig nie mehr hypnotisieren lassen solle. Aber da ist ja die Glocke. Zeit zum Ankleiden.« Sie gingen zum Ankleidezimmer.
     
    Die letzte Forderung – einige Vorhersagen über die Konsequenzen seiner Handlung zu machen – ist vielleicht die schwerwiegendste. Den Vorhang der Zukunft zu zerreißen, den Geheimnissen, die noch im Schoß der Zeit liegen, Umriß und Gestalt zu gehen, ist eine Gabe der Vorstellungskraft. Sie erfordert dichterisches Einfühlvermögen, mit der Richter selten begabt sind und die in ihrer Erziehung normalerweise nicht entwickelt wird.
    Richter Felix Frankfurter
     
    Rechtsanwälte, zum ersten und gewöhnlich auch nur ein einziges Mal an einem Obersten Gerichtshof, schildern ihre Eindrücke in verhaltenen Tönen. Sie stellen das langwierige Heraufsteigen der Marmorstufen und das Durchschreiten der aufragenden weißen Säulengänge als ein Bild des Schreckens dar, wie das Besteigen der Guillotine, und das Warten in dem großen, schachtelähnlichen Vorraum, bis ihr Fall verhandelt wird, als eine ausgesuchte Qual der Hölle. Und einen Frack zu tragen, den man einen Tag vorher in einem Washingtoner Herrenausstattungsgeschäft geliehen hat, der unbequem ist und gelegentlich nicht besonders sitzt, und daß man vorher nicht einmal einen Smoking getragen hat, dieses Gefühl und die Gewißheit, daß jeder Mund in dem überfüllten Raum ob ihrer Naivität und Plumpheit sich vor Hohn kräuselt, ist eine Erfahrung, die man freiwillig zum zweitenmal nicht macht.
    So steht es für den Anwalt des Klägers, obwohl er genau weiß, daß über die Hälfte aller Fälle, die vor dem Obersten Gerichtshof verhandelt wurden, in Aufhebung des Urteils zu seinen Gunsten entschieden werden. Und es steht noch schlimmer für den Staatsanwalt. Er wird von düsteren Vorahnungen heimgesucht. Damals zu Hause, mit aller Macht seines Staates hinter sich, erreichte er eine Verurteilung. Hier muß er alles von neuem beginnen. Und jetzt sind gewaltige Mächte gegen ihn aufgeboten. Die Seiten sind vertauscht. Nun ist er der Verteidiger.
    Guy Winters, Stellvertretender Oberstaatsanwalt des Staates New York, lockerte mit einem Finger seinen Hemdkragen und faltete dann selbstbewußt seine Hände auf dem Tisch vor ihm. Seine Augen wanderten die lange Bank aus Hondurasmahagoni, die fast die ganze Breite des Raums

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