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Damon Knight's Collection 04 (FiO 07)

Damon Knight's Collection 04 (FiO 07)

Titel: Damon Knight's Collection 04 (FiO 07) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon (Hrsg.) Knight
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Winters. »Aber ich meine, es ist wahrscheinlich, einfach aufgrund der statistischen Wahrscheinlichkeit, daß es mindestens drei psis an diesem ehrenwerten Gericht gibt. Wahrscheinlich sogar mehr.« Er blieb ruhig stehen, als sich plötzlich mehrere der Richter nach vorn beugten. Hinter ihm schwoll ein allgemeines Volksgemurmel in dem überfüllten Raum an.
    Der Gerichtspräsident klopfte mit seinem Hammer hart auf den Tisch. »Würden Sie das bitte erklären?«
    »Gerne, Euer Ehren. Es ist natürlich ziemlich schwierig, eine Zählung der psis vorzunehmen, obwohl es etwas ist, was das Statistische Amt neunzehnneunzig wirklich in seinen Katalog aufnehmen sollte. Aber in der Vergangenheit sind ziemlich umfangreiche Erhebungen durchgeführt worden. Die ›English Society for Psychical Research‹ befragte achtzehnachtzig siebzehntausend Leute, und zehn Prozent berichteten, sie hätten psi-Erfahrungen gehabt. Die ›Boston Society for Psychical Research‹ veranstaltete neunzehnfünfundzwanzig eine ähnliche Umfrage, und damals gaben zwanzig Prozent an, sie hätten psi-Erfahrung. Neunzehnsechsundsechzig wurden hundertfünfzehn Studenten der Aberdeen Universität ähnlich befragt. Dreißig Prozent gestanden persönliche psi-Erfahrung ein. Der Prozentsatz an psierfahrenen Leuten wächst ständig, aber die Wachstumsrate ist schlecht zu bestimmen. Wir können trotzdem annehmen, daß mindestens dreißig Prozent des Gerichts zu irgendeiner Zeit mit psi begabt waren. Und dreißig Prozent von neun sind ungefähr drei. Und mit Hinblick auf die Wachstumsrate und – Verzeihung, Euer Ehren – die Tatsache, daß psi in starker Wechselbeziehung mit Intelligenz, Kultur und geistiger Regsamkeit steht, kann man vernünftigerweise erwarten, an diesem Gericht vier, möglicherweise sogar fünf psis vorzufinden.«
    »Unglaublich«, schnaubte der Gerichtspräsident.
    »Erlauben Sie, daß ich anderer Ansicht bin, Euer Ehren. Viele von uns besitzen einen gewissen Grad an psi, aber wir sind uns dessen nicht bewußt. Vergleichen Sie die vor einigen Jahren herausgegebene Studie von William E. Cox über Zugunglücke. Er bewies, daß die Zahl der Reisenden in einem Zug, der verunglückte, im allgemeinen beträchtlich niedriger war als die Anzahl der Reisenden im gleichen Zug am Tage oder zwei, drei oder vier Wochen vorher. Er schloß daraus, daß die fehlenden Reisenden irgendwie eine Vorahnung des drohenden Unglücks gehabt und einfach die Reise nicht unternommen hatten. Wenn sie 1. Klasse-Reisende waren, machten sie einfach die Reservierung rückgängig.«
    Richter Blandfort beugte sich vor: »Das ist wirklich eigenartig, Mr. Winters. Zufällig habe ich eine Flugreservierung für heute abend nach Miami rückgängig gemacht. Heißt das, daß ich hellseherisch begabt bin?«
    »Ich hoffe, nicht, Euer Ehren. Ich meine, wenn man die Umstände und das Leben der anderen Betroffenen berücksichtigt. Ich bestehe nur darauf, daß psi eine allgemeine amerikanische Erfahrung ist, so verbreitet in der Tat, daß die Wissenschaft davon Notiz nehmen muß, auch wenn es die Betroffenen selbst nicht tun.«
    »Ich würde weitergehen als der Gerichtspräsident«, sagte Richter Burke, »das ist nicht nur unglaublich, das ist absurd. Es mag sein, wie’s will, aber ich glaube, wir schweifen ab.«
    »Ja, Euer Ehren. Ich war gerade im Begriff, Politiker mit psi-Erfahrung zu nennen. Lincoln ist das beste Beispiel. Er lernte achtzehnsechzig Autoskopie kennen, kurz bevor er Springfield in Illinois verließ, um nach Washington zu gehen.«
    »Autoskopie?« fragte Helen Nord.
    »Das heißt einfach, sich selbst sehen. Als er in seinem Heim in Illinois auf dem Roßhaarsofa lag, sah er zwei Bilder, eins klar, eins unscharf, in einem Spiegel quer gegenüber an der Wand, der so hing, daß er überhaupt kein Bild von ihm wiedergeben konnte. Er schloß ganz richtig, daß das klare Bild sagte, er werde seine erste Amtsperiode durchstehen, und daß das schwächere bedeutete, er werde während seiner zweiten Amtsperiode sterben. Und in den ersten Tagen des April achtzehnfünfundsechzig hatte er seinen berühmten Traum von seinem eigenen Sarg, der, umgeben von der Totenwache, im Ostzimmer des Weißen Hauses stand. ›Der Präsident ist ermordet worden‹, berichteten sie ihm im Traum. Und er wußte, zumindest im Unterbewußtsein, wann es geschehen würde. In jeder der vorangegangenen Nächte hatte er zu der Wache, wenn er sie entließ, gesagt: ›Gute Nacht, Crook.‹ Aber in jener

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