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Damon Knight's Collection 07 (FO14 )

Damon Knight's Collection 07 (FO14 )

Titel: Damon Knight's Collection 07 (FO14 ) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon (Hrsg.) Knight
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und so breit, daß vier Leute darauf Platz hatten. Ringsum war sie von Gebüsch umgeben. Auf einem Pfosten hatte mein Vater eine Petroleumlampe befestigt, aber sie war nicht angesteckt. Ich konnte sie gerade noch ausmachen. Einige Minuten saßen sie schweigend da und schauten durch die Äste hinauf in die Dunkelheit. Die Federn knarrten etwas, wenn unsere Mieterin die langen Beine einmal so und einmal so überschlug. Sie holte eine Zigarette hervor und zündete sie an; der Schein verwischte ihre Züge, und dann bewegte sich ein kleiner orangener Punkt auf und ab, als sie rauchte, und machte die Dunkelheit noch undurchdringlicher. Dann verschwand er; sie hatte die Zigarette im Gras ausgetreten. Ich sah ihre Gestalten nun deutlicher. Der Mechaniker Bogalusa fragte:
    »Morgen?«
    »Morgen«, antwortete sie. Dann küßten sie sich. Das gefiel mir, so war es richtig. Das hatte ich schon früher beobachtet. Sie lehnte sich auf dem Sitz zurück und streckte die Beine im Gras weit von sich; ihr Kopf sank auf die Rückenpolster. Ohne ein Wort schob er ihren Rock bis weit über die Knie und legte die Hand zwischen ihre Beine. Das ging dann weiter, und ich schaute zu, von den ersten Zuckungen zu den Stößen, den Geräuschen und dem Ringkampf auf Leben und Tod in der Dunkelheit. Mir schoß immer wieder das Wort Epilepsie durch den Kopf. Sie zogen sich an und rauchten wieder, wobei sie leise miteinander redeten. Ich kauerte hinter den Büschen, und mein Herz klopfte wie rasend.
    Ich hatte fürchterliche Angst.
     
    Sie verließ uns weder am nächsten noch am übernächsten Tag, sie zeigte sogar meiner Mutter ein Kleid und erkundigte sich, ob sie es irgendwo in der Stadt abgeändert haben könnte. Meine Schulkleider waren herausgeholt worden und hingen im Hof zum Lüften, damit sie nicht mehr nach Mottenpulver rochen. Ich hatte alle Bücher eingeschlagen. Eines Morgens kam ich herunter und wollte meine Mutter bitten, den Saum eines Strickkleides zu heben, wie die Zeitschriften es für junge Mädchen empfahlen. Ohne Krach würde das kaum abgehen. Ich fand meine Mutter weder in der Diele noch in der Küche, und so versuchte ich es mit dem Wohnzimmer. Ehe ich jedoch halb durch die Tür gelangt war, vernahm ich eine Stimme: »Bleib stehen.« Ich entdeckte meine Eltern auf zwei Stühlen nahe der Tür; sie saßen beide steif wie Puppen da und hielten die Hände im Schoß verschränkt.
    Ich sagte: »Um Himmels willen, was macht …«
    »Bleib stehen«, wiederholte die gleiche Stimme. Meine Eltern rührten sich nicht. Meine Mutter hatte ihr verbindliches Lächeln aufgesetzt. Sonst war niemand im Zimmer. Ich wartete eine Weile, während meine Eltern leblos dahockten, und dann kam unsere Mieterin aus einer Ecke in der Nähe des neuen Musikschrankes herausgeglitten; eingehüllt in den neuen Frühjahrsmantel meiner Mutter stakste sie über den Teppich und blickte prüfend zu jedem der Wohnzimmerfenster. Bei meinem Anblick grinste sie. Sie klopfte auf den Musikschrank und winkte mir, hereinzukommen. Dann legte sie den Mantel ab und breitete ihn über den Musikschrank.
    Sie war von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet.
    Ich hielt es für schwarz, aber der Ausdruck paßte nicht; es war eine Schwärze, dunkler als dunkel, ein Schwarz, das das Licht verschlang, grundloser, als man es sich im Traum vorstellen kann, eine Schwärze, die jede Einzelheit verwischte, jede Bewegung, jede Kontur und nur eine schreckliche Benommenheit zurückließ, denn ihr Körper – das Gewand war hauteng wie ein Taucheranzug oder das Trikot eines Artisten – war verschwunden, ausgelöscht bis auf die äußeren Umrisse. Ihr Gesicht und die Hände schwebten im Raum. Sie sagte: »Hübsch, nicht?« und setzte sich mit übergeschlagenen Beinen auf den Musikschrank. Dann forderte sie mich auf, die Vorhänge zuzuziehen. Ich gehorchte, ging von einem Fenster zum nächsten, um meine erstarrten Eltern herum, und schloß die Vorhänge. In der Mitte des knarrenden Fußbodens blieb ich abrupt stehen und sagte: »Mir wird übel.«
    Augenblicklich huschte sie vom Musikschrank und schlüpfte in den Mantel meiner Mutter. Am Arm führte sie mich zur Wohnzimmercouch, machte es mir bequem und massierte meinen Rücken. Sie sagte: »Deine Eltern schlafen. Ein bißchen davon hast du ja schon mitgekriegt. Du bist ein wundervolles, aufmerksames Mädchen, aber ein bißchen durcheinander, nicht wahr? Wegen der Morlocks? Und der Transzeitlichen Militärbehörde?«
    Ich wollte etwas sagen, aber

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