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Damon Knight's Collection 07 (FO14 )

Damon Knight's Collection 07 (FO14 )

Titel: Damon Knight's Collection 07 (FO14 ) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon (Hrsg.) Knight
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einen großen Sportler und hatte sein Büro entsprechend ausgeschmückt, so absurd das auch für einen Raum fünfzig Meter unter der Erde war. Ausgestopfte Fische und Farbfotografien von Gletscherseen zierten die Wände, und unübersehbar lag auf einem Mikrofilmschrank ein in gestanztes Leder gebundenes Buch, Sassoons MEMOIREN EINES FUCHSJÄGERS. David war dieses Zimmer immer unbehaglich gewesen, weil er einen inneren Widerwillen gegen solche falschen Töne hatte.
    Saunders lag zurückgelehnt in seinem Drehstuhl und starrte Löcher in die Decke, als er eintrat. Er wandte sich ihm auch nicht sofort zu. »Na, was ist los, Paramore? Meine Sekretärin sagte, Sie wollten mich sprechen. Nehmen Sie Platz.«
    Die Sessel waren mit Kunstleder bezogen, das echtem Rindleder nachgebildet und zu aufdringlich mit Lederaroma parfümiert war. David ließ sich zimperlich auf einem Sessel nieder, während Saunders das Gewicht verlagerte, bis er seinen Besucher sehen konnte. »Also, was gibt’s? Paramore, Sie sehen nicht gut aus. Sind Sie krank?«
    So knapp er konnte, beschrieb er die Geschehnisse während der vergangenen drei Tage. Als er geendet hatte, verharrte Saunders in Schweigen.
    »Verstehen Sie nicht?« David beugte sich vor, um den Mann besser zu überzeugen. »Das ist ein Versuch, mir eine Falle zu stellen, mir oder der Fakultät oder der Universität. Sie lauern nur darauf, daß wir etwas unternehmen, was sie dann gegen uns verwenden können. Es wird wieder Aufstände geben, wie in der alten Zeit. Reden – Demonstrationen – und wenn alles vorüber ist …«
    »Wir hatten nicht viele Aufstände, seitdem wir den Campus unter die Erde verlegt haben«, entgegnete Saunders mit nachsichtigem Lächeln. »Schließlich können sie keine Fenster zerschlagen, wenn wir keine haben, und die Laufbänder in den Gängen laufen gerade schnell genug, um Teilnehmer an Sitzstreiks am hinteren Ende sanft hinauszubefördern. Wann hat diese Geschichte eigentlich angefangen?«
    »Am Montag.« Er hatte verloren. Saunders war nicht bereit, die Konsequenzen zu erkennen.
    »Sie behaupten, er schliefe nachts auf Ihrer Veranda?« Saunders blätterte Papiere in einer Schreibtischschublade durch und schaute ihm bei dieser Frage nicht in die Augen.
    »Ja.« Nur mit Mühe beherrschte er seine Stimme so weit, daß sie sich nicht überschlug. »Ja, genau wie ein Hund, den man nicht ins Haus lassen will, zusammengerollt, mit dem Rücken zur Haustür hin.«
    »Aber Ihre Frau hat ihn niemals gesehen?«
    »Was besagt das? Ruth ist körperbehindert, das wissen Sie doch.«
    Saunders hatte das Papier gefunden, nach dem er gesucht hatte, und er überhörte die letzte Bemerkung. David las es vom Kopf her von seiner Position am Schreibtisch aus und stellte fest, daß es sich um die Einteilung seiner Vorlesungen handelte. »Was wollen Sie denn damit?« fragte er.
    »Montag war das Thema Ihrer Vorlesung IN SWANNS WELT, eines Ihrer Lieblingsbücher, nicht wahr?«
    »Ich schrieb meine Dissertation …«
    »Am Dienstag war IM SCHATTEN JUNGER MÄD-CHENBLÜTE dran – A l’ombre des jeunes filles en fleurs; gestern war das Thema DIE WELT DER GUER-MANTES, und heute …«
    » Sodom und Gomorra, aber was hat das mit meinem Problem zu tun?«
    »Mir fiel nur auf, daß diese Gestalt – bis jetzt – nur dann erschienen ist, wenn Sie Proust behandelt haben. Sie sagten, er sei Ihnen nach Hause nachgefahren. Verfolgt er Sie auch in den Sprachforschungs-Komplex hier? Steht er jetzt draußen in meinem Empfangszimmer?«
    »Nein.« David schüttelte den Kopf. »An solche Zusammenhänge habe ich noch nicht gedacht, aber Sie haben natürlich recht – hierher kommt er nicht. Er fährt morgens einen halben Block hinter mir her, dann verliere ich ihn in den Gängen hierher zum Sprachforschungs-Komplex aus den Augen und sehe ihn erst wieder, wenn ich in die Vorlesung gehe.« Plötzlich begriff er, worauf der andere hinauswollte. »Sie meinen, ich bilde mir alles nur ein, oder?« Der Gedanke war schockierend, demütigend. Er spürte, wie ihm das Blut in den Kopf stieg, und hatte Angst weiterzusprechen, damit ihm nichts Beleidigendes gegen Saunders herausrutschte.
    Saunders schaute betrübt drein. »Wir leben in einer Zeit großer Anspannung, Paramore. Sie kennen den Spruch: ›Nur einer unter zwölf Menschen wird niemals unter Nervenkrankheiten leiden.‹ Ein Mann wie Sie, der so hart arbeitet, gewissenhaft und vielleicht ein bißchen introvertiert ist, ist prädestiniert, früher oder

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