Damon Knight's Collection 09 (FO 16)
Idee nicht angetan.
Schüchtern sagt Annie: „Aber, Liebling, hier gibt es niemanden mehr in deinem Alter. Was willst du nur die ganze Zeit tun?“
„Ich werde genug zu tun haben“, erzähle ich ihr. „Ich möchte studieren, mich ausruhen, mich um Vater kümmern, um das Haus. Wahrscheinlich wird es viel zuviel zu tun geben.“
„Das ist genau das, was sie meint“, sagt Dorothea scharf. „Du solltest heiraten und dich hier nicht festbinden, wo alles am Absterben ist.“ Sie mustert mich abschätzend.
„Hast du da nicht irgend jemand ins Auge gefaßt?“
Ich zucke mit den Achseln. Vielleicht einen jungen Arzt?
Ich versuche, mich mir mit irgendeinem jungen, mir bekannten Arzt vorzustellen, und die Vorstellung ist sehr komisch. Da sind einige ältere Ärzte, natürlich durchweg verheiratet, die Vorstellung scheint weniger absurd, aber es gibt niemanden in meinem Alter, der ledig ist. Ich denke wieder an die rosigen Hände und rosigen Wangen des Harvard-Doktors und schrecke zusammen. Ich sage: „Das hat noch Zeit, Dorothea, doch augenblicklich ist es meine Pflicht, Vater nach Hause zu bringen, wo er glücklicher sein wird.“
Nach dem Essen gehe ich in den Aufenthaltsraum und bitte Dorothea, bei Roger anzurufen und ihm zu sagen, daß ich auf ihn warte. Sie ist immer noch unglücklich über mich, und ich weiß, daß sie und Annie den ganzen Nachmittag über mich reden werden.
Das Schlaf-Laboratorium ist in den Hinterzimmern im ersten Stock aufgebaut. Dort liegen drei Räume nebeneinander, der mittlere ist der Kontrollraum mit der Ausrüstung, die beiden angrenzenden Zimmer sind mit Betten, Telefonen, Drähten mit Elektroden ausgestattet. Ich habe von derartigen Experimenten Abbildungen gesehen und habe darüber gelesen, so daß mir das alles nicht überraschend vorkommt, doch bin ich immerhin ziemlich beeindruckt, daß sie soviel zusammenbekommen haben, denn ich weiß, daß die Apparate sehr teuer sind. Harvard scheint es momentan gut zu gehen, überlege ich, oder Staunton ist doch einflußreicher, als ich ihm zugetraut habe.
Nachdem ich die EEG der vergangenen Nacht betrachte und sie mit den Traumberichten verglichen habe, werden mir die anderen drei Studenten vorgestellt, die ich gestern noch nicht kennengelernt habe. Von den anderen habe ich die Namen bereits wieder vergessen, außer von Sid und Roger. Wir nehmen zusammen einen Drink, und ich erfahre, daß bislang niemand in der Stadt zur Mitarbeit bereit ist, mit Ausnahme meiner Person.
Staunton kommt herein und sieht ärgerlich und frustriert aus. „Der Bauerndoktor könnte es tun, wenn er nur wollte“, sagt er, bevor er mich erblickt. Er errötet.
„Er will also nicht“, sage ich. „Aber ich könnte es.“
„Sie würden ihnen Ihre Träume erzählen?“
„Einige ja, vermutlich für Ihre Zwecke genügend.“ Ich stehe auf und gehe zur Tür. „Ich muß Ihnen sicher versprechen, ihre Träume nicht weiterzuerzählen, sondern sie selber auszuwerten.“
Er will sich umdrehen, erneut wütend, und ich sage: „Sie wissen, daß ich qualifiziert bin.“ Ich vermute, daß ich mehr akademische Titel erworben habe als er, und leiere sie schnell herunter. Ich gehe zur Tür, bevor er noch Gelegenheit hat, mir zu antworten. Beim Hinausgehen sage ich: „Denken Sie darüber nach. Sie können es mir heute abend sagen, wenn Sie zu mir kommen. Ich muß natürlich in Ihre Methoden eingeweiht werden und brauche Gelegenheit, Ihre Karten durchzusehen.“
Ich weiß nicht, warum ich es getan habe. Ich gehe nach Hause und suche nach einem Grund, doch es gibt keinen. Um seine selbstgefällige Maske zu durchlöchern? Um ihn in Gegenwart seiner Studenten bloßzustellen? Vermutlich beides. Ich weiß, daß ich Staunton nicht ausstehen kann, und vielleicht hoffe ich, daß er mit seiner Untersuchung völlig scheitern wird, abgesehen davon, daß es eigentlich gar nicht seine Untersuchung ist.
Ich mache Kartoffelsalat und backe Eierkuchen und bereite die Steaks vor, die Dorothea bestellt hat. Es geht mir durch den Sinn, daß Mr. Larson nur auf Bestellung des Sagamore-Hauses Fleisch hat und daß ich alles im voraus bestellen müßte, wenn ich tatsächlich wieder hierher zurückziehe, doch denke ich nicht weiter darüber nach. Der Abend vergeht sehr angenehm, und selbst Staunton ist gut gelaunt. Sie akzeptieren mein Angebot, und Sid geht mit mir die Karten durch, indem er mir erklärt, was sie genau machen, wie sie die Träume analysieren und aufzeichnen. Es scheint simpel
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